Leitung: Maximilian Latz, Nadja Heckelsberg

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Klein und (deshalb) nicht so fein

Verfasst von Madeleine Sabel am

Das Konzert von Gundelach, der Singer Songwriter mit elektronischen Sounds verbindet, war irgendwie von allem etwas: musikalisch sehr wertvoll durch verzaubernde Vocals und pointierte Abmischung, von Stimmung und guten Vibes fehlte allerdings jede Spur. Und eine überdurchschnittlich kleine Besucherzahl. Aber warum deshalb gleich so genervt, Gundelach?

©Gundelach
©Gundelach

Ich steh auf Singer-Songwriter und elektronische Musik feiere ich auch. Vor allem, wenn sie entspannt, aber dafür nicht weniger pointiert ist. Und weil ich Deep-House mag, finde ich die Verbindung aus Singer-Songwriter und Techno-Beats ziemlich geil. Spätestens, seit ich vor ein paar Wochen zum ersten Mal Gundelach gehört habe: einen norwegischen DJ, der irgendwann beschloss, sein Gesangstalent mit seinem Handwerk einfach zu verbinden. ZUM GLÜCK. Denn seine Tracks sind im perfekten Grad melancholisch, trotzdem in keinster Weise deprimierend. Gefreut wie ein kleines Kind habe ich mich also, als ich gehört hatte, dass Gundelach am 22. Mai nach Köln kommt. Klar geh’ ich hin. Und ja, da war ich dann auch.

"Could you please shut up in the front row, it’s hard to play while hearing those annoying German voices"

 
Dieses Zitat von Gundelach selbst beschreibt den Vibe des Konzertes ziemlich treffend.

Erstmal aber, ums chronologisch zu halten, ein paar Gedanken zur Vorband Frank & Friedrich:
Zugegebenermaßen haben es Vorbands, oder in dem Fall, -DJ’s nicht leicht. Vor allem dann nicht, wenn die Anzahl der Konzertbesucher sich auf etwa zehn Menschen beschränkt, so wie es am 22. Mai der Fall war. Eine nicht vorhandene Menge einzuheizen gestaltet sich dementsprechend als eher problematisch. Vielleicht aber auch, weil Frank & Friedrich neben mal mehr, mal weniger treibenden Beats, die oft von einer eingehenden Melodie sowie wirkungsvollen Klavierakkorden begleitet wurde, insgesamt ziemlich tanzbare Musik machen. Und gerade in kleiner Runde war die Hemmschwelle letztendlich zu groß, um das Tanzbein zu schwingen. Allerdings sollte man an dieser Stelle erwähnen, dass die beiden in Sachen Animation da auch keine allzu große Hilfe waren. Sowohl an Interaktion als auch an Enthusiasmus hat es gefehlt. So wäre es egal gewesen, ob man den beiden beim Auflegen zuschaut oder der Bühne den Rücken zukehrt; ein Mehrwert wurde durchs Hinsehen schlichtweg nicht geboten. Da fehlte einfach a „little show“ - mehr Effekte, irgendwie mehr Interaktion und vielleicht auch das nötige Selbstbewusstsein hinsichtlich der Bühnenpräsenz. Wobei das die beiden wiederum auch irgendwie ziemlich sympathisch machte. Frank & Friedrich sind zwei unkonventionelle Musiker, die was drauf haben. Ihre elektronischen Beats gehen schlichtweg ins Ohr. Sind die beiden in ihrem Element, ist ihre Liebe zum Deep House deutlich spürbar. Jedenfalls war sie das am 22. Mai im YUCA.  

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Und dann kam Gundelach. Ohne Halli Galli, er kam ganz smooth, war ganz smooth und ist auch ganz smooth wieder gegangen. Sein Erscheinungsbild und seine Show (oder viel mehr das nicht Vorhandensein dieser) waren perfekt abgestimmt auf die sphärische Klangfarbe. Auch live sind die gläsernen Vocals eindringlich, gar stimmungsvoll und seine Kopfstimme ist mindestens ebenso präzise wie als Platte. Dass er einen Sinn für Melodieführung und Tempo hat, beweist er in nahezu jedem seiner Songs.

Dementsprechend waren sowohl sein Auftritt als auch sein Auftreten sehr minimalistisch - ob Emotion, Mimik, Gestik, sein Outfit oder aber die Interaktion mit dem Publikum — von allem gab es wenig, aber nicht zu wenig. Beim Konzert gab er sich stets cool - entspannt und kühl zugleich. Die Grenzen zwischen diesen Attributen verschwimmen, was ihn auf faszinierende Art und Weise geheimnisvoll erscheinen ließ.

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So sehr mich diese Unnahbarkeit zu Beginn beeindruckte, ab einem gewissen Zeitpunkt wurde aus dieser Attitüde schlichtweg Unfreundlichkeit. Damit einhergehend verlor die ganze Inszenierung (und auch die seiner Person) an Charme und Faszination. Seine Enttäuschung über die ziemlich bescheidene Anzahl an Konzertbesuchern hätte Gundelach einfach nicht zwangsäufig thematisieren müssen; und wenn doch, dann bestimmt nicht, indem er mit ironischem Unterton „the few 7 people who came“ noch einmal bewusst herausstellt. Im Gegenteil: Eigentlich sollte doch ein kleinerer Besucherkreis dazu motivieren, diesem eine besondere Wertschätzung gegenüber zu bringen. Zumal eine so intime Atmosphäre die Möglichkeit bietet, einen Zusammenhalt für den Moment untereinander zu schaffen. Stattdessen setzte Gundelach noch einen drauf, als er eine sich amüsierende Gruppe anpflaumte: „Könnt ihr mal den Mund halten, mit euren nervigen deutschen Stimmen?“ Gut, Gundelachs Sympathie fürs deutsche Publikum oder die „deutschen Stimmen“ ist oder war offensichtlich nicht wirklich vorhanden. Natürlich haben das alle Besucher gespürt und schließlich ging damit irgendwie jegliche Energie flöten. Wie auch immer, nach einer Stunde war seine Darbietung ohnehin auch schon wieder vorbei. Schade. Das beschreibt mein Fazit zum Konzert von Gundelach am 22. Mai ziemlich treffend.

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