Hellfire Highschool - Alte Säcke spielen alte Platten
Punk- und Hardcore-Sampler der frühen 80er: Wo Kult und Schrott nah beieinander liegen
Auch, wenn der ein oder andere Musikliebhaber in der Kölncampus-Redaktion oder außerhalb der Meinung sein sollte, Punk-Geschepper ist nichts, über das man viel erzählen muss, weil sich eh alles gleich anhört, so versuchen die Musik-Nerds der HELLFIRE RADIO-Crew ab und zu, in der unregelmäßigen Reihe "HELLFIRE HIGHSCHOOL" dem ganzen Radau ein theoretisches Kleid zu geben.
Musikgeschichte, Entwicklungen, Querverbindungen - auch in Sachen Punk und Hardcore kann man dem illustren Radio-Publikum einen vom Pferd zu erzählen. Das Pferd, um das es in dieser Ausgabe geht, heißt "Punksampler der frühen 80er". Als Gast-Dozenten begrüßen wir niemand geringeren als HAMMERHEAD-Sänger TOBIAS SCHEISSE, in dessen Vita die Entwicklung von Punk zu frühem Hardcore eine entscheidende Rolle spielte. Eines vorweg: bei diesem Thema liegen KULT UND SCHROTT eng beieinander...
Hardcore in den frühen 80ern, das war ne schwierige Kiste. Schwierig, weil es ohne Internet und ohne großes Interesse der etablierten Musikpresse damals verdammt schwer war, Infos über Bands, Platten, Labels und Entwicklungen zu bekommen. Schwierig, weil man vieles nicht bekam, und das, was man bekommen konnte, kannte man nicht. Schwierig, weil man nicht viel Kohle hatte, so dass man sich keine oder wenige Importe leisten konnte. So war Plattenkauf oft ein Try-and-Error-System.
Eine besondere Rolle spielten deshalb Sampler. Die kaufte man, weil man ein oder zwei Kapellen darauf kannte und zugleich hoffte, unter dem unbekannten Rest etwas Neues und Geiles zu entdecken. Das passte manchmal, und oft passte es auch nicht und man bekam unglaublichen Müll zu hören.
Auf der anderen Seite, nämlich der der Labels und Bands, war es ähnlich schwer, die eigenen Sachen einem größeren und vielleicht weiter entfernten Publikum bekannt zu machen. Sampler dienten damals als eine Art Visitenkarten-Sammlung von Labels oder von Bands aus einer bestimmten Region. Doch wo kein Geld war, da gab es auch keine fetten Produktionen. Und das hörte man auch.
Aus dieser Zeit sind einige Sampler in Erinnerung, die Hardcore-Geschichte geschrieben haben. Andere, die grottenschlecht waren, versammelten Musiker, die viel später in anderen Zusammenhängen ihren Weg gemacht haben. Unfassbar, was so mancher Star damals für einen Mist zusammengespielt hat. Achtung: Wenn es im Küchenradio krächzt und scheppert, muss das nicht zwingend am schlechten Empfang liegen...
Unterstützung erhält TOBIAS SCHEISSE vom Redaktions-Opa Mac Hellfire, den der Rest der Redaktion für dieses Thema ausnahmsweise mal aus dem Schrank lässt und der extra nen Staublappen für das ganze Vinyl eingepackt hat.
Einschalten, zuhören, lernen und vergessen
am Freitag, den 13.11.09, zwischen 20 und 22 Uhr bei HELLFIRE RADIO auf KÖLNCAMPUS (100,0 MHZ UKW via Antenne oder 90,2 MHZ via unitymedia-Kabel oder via Livestream unter http://www.koelncampus.com)
Am Mikro: Jule, Mikula und Mac Hellfire, außerdem Tobias Scheisse
Playlist:
01. dan dyers – pleasure (wrestling in tijuana) paranoia
02. cancer bats – deathmarch (hail destroyer) hassle
03. every time i die – wanderlust (new junk aesthetic) epitaph
04. rise and fall – built in graves (our circle is vicious) deathwish
05. rise and fall – in circles (our circle is vicious) deathwish
06. pontifex – stock im arsch (knaller) zellophon
07. strike anywhere – hand of glory (iron front) bridge nine
08. strike anywhere – failed state (iron front) bridge nine
09. dead to me – nuthin runnin through my brain (african elephants) fat wreck chords
10. dead to me – liebe liese (african elephants) fat wreck chords
11. captain planet – rambo (inselwissen) unterm durchschnitt
12. captain planet - walbaby (inselwissen) unterm durchschnitt
13. alias caylon – high time (follow the feeder) rookie records
14. alias caylon – today i´m leaving (follow the feeder) rookie records
15. evil klöten and the dalli dallis – endzeit (unveröffentlicht)
16. sunpower – gonna cut myself (pain for profit) sxhxo
17. just went black – the middle of nowhere (crossroads) assault records
18. wisdom in chains – perfect day (eyerything you know) warner
19. extreme noise terror – bullshit propaganda (v.a. - digging in water) manic ears records
20. artificial peace – artificial peace (v.a. - flex your head) dischord
21. ss ultrabrutal – terroristen (v.a. - keine experimente) weird system
22. zero boys – high places (v.a. - the master tape) affirmation records
23. sheer terror – rome song (v.a. - one big city, one big crowd) big city records
24. freeze, the – timebomb / this is boston not l.a. (v.a. - this is boston not l.a.) modern method records
25. honkas – lied für fritz (v.a. - alter) poga records
26. bad brains – big take over (v.a. - new york thrash) roir
27. beastie boys – beastie (v.a. - new york thrash) roir
28. rhino 39 – j. alfred (v.a. - american youth report) bomb rec
29. social distortion – moral threat (v.a. - posh hits vol. 1) posh boy
30. youth brigade – look in the mirror (v.a. - someone got their head kicked in) byo
31. youth youth youth – domination (v.a. - something to believe in) byo
32. cums, the – panic (v.a. - make war not love) hammer records
33. septic death – evolution garden (v.a. - the noth atlantic noise attack) manic ears records
34. slime – polizei sa/ss (v.a. - soundtracks zum untergang vol. 1) aggressive rockproduktionen
35. swinging erudites – yesterday (v.a. - mr. beautiful presents: all hard) modern method records
Mehr Infos:
Hardcore bei Wikipedia
Hammerhead
Hellfire Radio
Kölncampus