Gründen für die Welt von morgen?
Verfasst von Nicola Reichenau am
Viele Menschen verbinden mit dem Wort “Unternehmertum” wahrscheinlich Gewinnmaximierung und Wachstumsorientierung. Doch dass Unternehmen auch zu einer nachhaltigen Entwicklung und zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen können, zeigen mehr und mehr sogenannte “Social Start-ups”. Im Gegensatz zu einem klassischen Unternehmen steht hier nicht der reine Profit im Vordergrund, sondern die Lösung von gesellschaftlichen und ökologischen Problemen – mit unternehmerischen Mitteln. Auch an der Uni Köln gibt es zahlreiche Angebote, die das Social Entrepreneurship fördern und aus denen sich bereits verschiedene nachhaltig und sozial wirtschaftende Unternehmen entwickelt haben.
Nachhaltiges und soziales Wirtschaften
Sozial-ökologisches Unternehmertum ist schon lange kein Nischenthema mehr. Besonders jungen Hochqualifizierten ist es wichtig, eine neue Art von Arbeiten und Wirtschaften zu etablieren und dabei ihre Werte vertreten zu können. Diesen Eindruck hat auch Frederik Lindner, vom Gateway Start-up Exzellenz Centers an der Uni Köln. Eine große Anzahl der Personen, die die Angebote zur Unternehmensgründung an der Universität in Anspruch nehmen, sei sozial motiviert und habe Ideen für ein nachhaltiges oder soziales Unternehmen.
Gewinne an Nachhaltigkeit knüpfen
Zentraler Punkt des unternehmerischen Handelns ist dabei das wirkungsorientierte Lösen von konkreten Problemen. So auch bei den Gründern Tim, Fabian und Sven von VYTAL. Nach ihren gemeinsamen Essen bei ihren Jobs in der Unternehmensberatung störten sie die täglich danach übrigbleibenden Müllberge an To-Go-Verpackungen. Also setzten sie sich kurzerhand zusammen und feilten gemeinsam an einer Lösungsstrategie. Das Resultat: Ein Mehrwegverpackungssystem mit dazugehöriger App über die die Behälter bei den teilnehmenden Gastronomiebetrieben ausgeliehen und wieder abgegeben werden können. Die ökonomischen Ziele sind dabei deckungsgleich mit den ökologischen Zielen des Unternehmens, denn die Bezahlung erfolgt pro eingesparte Verpackung. Die Gewinne des Unternehmens sind somit an die Nachhaltigkeit des Ganzen durch maximale Nutzung und Zirkulation der Behälter geknüpft.
Dabei setzt das Unternehmen auf Wirkungsorientierung und Transparenz – für sie das Gegenteil von Greenwashing. Das ist auch bei Vernon Flassak der Fall, Mit-Gründer von „Oh, Honey!“, einem Unternehmen, das sich den Bienenschutz auf die Fahnen geschrieben hat. „In vielen Unternehmen und Start-ups wird Nachhaltigkeit nur am Rande behandelt oder dient lediglich dazu, sich einen grünen Anstrich zu verpassen. Angesichts des Klimawandels wollen wir uns jedoch für eine positive Veränderung einsetzen und versuchen unser gesamtes unternehmerisches Handeln darauf auszurichten, einen positiven Beitrag zu leisten.“ Dafür verkaufen sie Eistee, gesüßt mit Bio-Honig von lokalen Produzent:innen. Für jede verkaufte Flasche gehen außerdem 0,10 € an Wild- und Honigbienenprojekte.
Unterstützungsangebote der Uni Köln
Die Idee für ihr nachhaltiges Start-up kam den zwei Gründern im BWL-Studium an der Uni Köln. Hier konnten sie auf ein breites Unterstützer:innen-Netzwerk zurückgreifen, das ihnen bei der Umsetzung der Idee sehr geholfen hat. So wurden sie durch das Inkubator-Programm des Gateway Exzellenz Start-up Centers unterstützt. Das Unterstützungsprogramm stellt Teams mit einer konkreten Idee in den Räumlichkeiten im „Ship“ in Ehrenfeld Arbeitsplätze zur Verfügung, um an ihrer Idee zu feilen. Zudem haben die Jungs von „Oh, Honey!“ dort wertvolles Mentoring durch verschiedene Coaches erhalten. Auch das VYTAL Team hat von der Förderung profitiert. „Besonders der Austausch mit den anderen Start-ups über Slack sowie vor Ort war klasse.“, erinnert sich Gründer Tim.
Denn an der Uni Köln gibt es in Punkto Gründung wesentlich mehr als nur Lehrveranstaltungen, wie Frederik Lindner betont. Die Unterstützungsangebote des Gateway ESC reichen von Workshops, über Events wie Aktionstage und Podiumsdiskussionen bis hin zu persönlichen Beratungsgesprächen und Coaching-Programmen. Zu jeder Phase im Gründungsprozess gibt es Veranstaltungen und Angebote. „Prinzipiell stehen unsere Türen dabei jedem und jeder offen, ob Wissenschaftler:in oder Studentin.“ Frederik empfiehlt daher den Kontakt zu Gateway zu suchen und Veranstaltungen wahrzunehmen. Auch hinsichtlich der Branchen und Ideen gibt es keine Einschränkungen. Darüber hinaus gibt es spezielle Angebote für soziales Unternehmertum, wie den Kurs „Erste Schritte zur Gründung eines Sozialunternehmen“ in Kooperation mit dem ProfessionalCenter, oder den Aktionstag „Soziale Innovation und Nachhaltigkeit“ in Kooperation mit Enactus e.V., einer Studierendenorganisation, die sich für soziales und ökologisches Unternehmertum einsetzt.
Innovationen für die Welt von morgen
In Köln arbeiten in dem Verein derzeit über 60 Mitglieder unterschiedlicher Fachrichtungen in sieben verschiedenen Start-ups, unter anderem auch „Oh, Honey!“. Ziel der Arbeit ist immer durch das Unternehmertum einen positiven Einfluss auf die Umwelt auszuüben. Dies zeigt: Wirtschaft und Nachhaltigkeit muss kein Widerspruch sein. „Unternehmer:innen und Unternehmen können eine ganz entscheidende Rolle auf dem Weg zu einer nachhaltigeren und sozialeren Wirtschaft spielen.“, sagt auch Tim von VYTAL. „Wir können Innovationen entwickeln und Veränderungen anstoßen, damit wir als Gesellschaft den gleichen Wohlstand und die gleiche Bequemlichkeit mit weniger Ressourceneinsatz erzielen können.“