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Was der Klimawandel mit unserem Wetter macht

Verfasst von Niklas Runge am

(CC-0) AgencjaAIAC / pixabay.com

Extremes Wetter wird häufiger

In letzter Zeit wird Deutschland vermehrt von heftigen Stürmen heimgesucht. Gewitter mit hohen Windgeschwindigkeiten und Starkregen verursachen in den letzten Wochen große Schäden in weiten Teilen des Landes. Vor allem durch umgestürzte Bäume und Überschwemmungen werden Gegenstände sowie Menschen gefährdet. Und obwohl der erhöhte Niederschlag den Böden hilft, so reicht es doch nicht, um die seit den letzten Jahren anhaltende Dürre in Deutschland auszugleichen. Unter dem extrem trockenen Wetter der vergangenen Jahre leidet nicht nur die Landwirtschaft, auch der Grundwasserspiegel ist in manchen Teilen Deutschlands sehr niedrig. So bittet die Regierung im Landkreis Oberspreewald-Lausitz die Bewohner um sparsamen Umgang mit Trinkwasser und untersagt außerdem seit dem 26. Juni 2021 das Wässern des Gartens mittels Pumpen, die Wasser aus Oberflächengewässern ziehen.

Aber nicht nur Deutschland scheinen extreme Wetterbedingungen zu plagen. Die anhaltende Hitzewelle in Nordamerika und Kanada hat bereits mindestens 200 Menschen das Leben gekostet. In der kanadischen Stadt Lytton wurde der Hitzerekord, von zuvor im Jahr 1937 gemessenen 45 °C, an drei Tagen in Folge gebrochen. Nachdem die Temperatur in Lytton 49,6 °C erreichte, wurde die Stadt nun durch einen Waldbrand zum Großteil zerstört.

Ob “Extrem-Hagel” in Österreich oder Tornados in Tschechien, das Wetter scheint überall auf der Welt für Probleme zu sorgen.


Der Klimawandel und das Wetter

Extremwettererscheinungen sind, wie der Name vermuten lässt, außerordentliche Wetterereignisse wie schwere Gewitter, Starkregen, anhaltende Dürre oder orkanartige Windböen. Wetter ist der momentane Zustand der Atmosphäre an einem bestimmten Ort und einer bestimmten Zeit. Das Klima hingegen beschreibt auch globale Vorgänge in der Atmosphäre und bezieht sich auf einen Betrachtungszeitraum von mindestens 30 Jahren. Die Forschung ist sich einig, dass durch den anthropogenen Klimawandel die Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen steigen wird. Der Deutsche Wetterdienst kommt zu dem Ergebnis, ”[...] dass der Klimawandel auch in Deutschland nicht nur eine Änderung der mittleren Verhältnisse mit sich bringen wird, sondern auch der Wetterextreme.” Es wird von einer Zunahme von Hitzewellen, Gewittern und auch Sintfluten durch erhöhte Niederschläge ausgegangen.

Aber ob ein bestimmtes Extremwetterereignis auf den anthropogenen Klimawandel zurückzuführen ist, ist bisher noch schwer zu bestimmen. Jeder Sturm einzeln betrachtet könnte auch natürlich bzw. spontan, durch unvorhersehbare Änderungen, entstanden sein.

In den letzten Jahren ist ein neues Forschungsfeld entstanden, das sich zur Aufgabe gemacht hat, extreme Wetterereignisse dem menschengemachten Klimawandel zuzuordnen: die Attributionsforschung. Bei dieser Zuordnungsforschung werden dank neuer Modelle und High-Tech-Computern verschiedene Klimasimulationen betrachtet. Die Entstehung eines Sturms kann so auf zwei Arten simuliert werden: Einmal in einem Klima, welches durch menschlichen Einfluss verändert wurde, und einmal ohne menschlichen Einfluss.

Durch dieses Vorgehen konnten Forschende der World Weather Attribution Initiative zum Beispiel eine Hitzewelle, die in der ersten Hälfte von 2020 in Sibirien Hitzerekorde brach, auf den menschengemachten Klimawandel zurückführen. Laut den Forschenden wurde das Wetterereignis durch menschlichen Einfluss um das 600-fache wahrscheinlicher gemacht und wäre auf natürliche Weise nur alle 80.000 Jahre entstanden. Auf der Website der Carbon Brief Organisation wurden wissenschaftliche Studien zu mehr als 405 Extremwetterereignissen zusammengestellt. Über eine interaktive Karte kann man sich einzelne Wetterereignisse anschauen und erfahren, ob sie durch den anthropogenen Klimawandel beeinflusst oder verursacht wurden. Laut den Daten von Carbon Brief wurde der Einfluss des menschengemachten Klimawandels bei 70% der 405 untersuchten Wettervorkommnisse bestätigt. Auch “die zuletzt in Kanada beobachtete Hitzewelle sorgt für Diskussionen unter den Wissenschaftlern und muss weitere Untersuchungen nach sich ziehen” so ein Kommentar des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) auf unsere Nachfrage.


Die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits spürbar

Steigt die Häufigkeit von Extremwetterereignissen, wird das nicht nur zunehmend gefährlich für Menschen, Landwirtschaft und sogar ganze Städte, es könnte sich auch ein Teufelskreis ausbilden, der den Klimawandel noch weiter vorantreibt. Durch Hitzewellen und Dürreperioden verursachte Waldbrände belasten die Atmosphäre mit Unmengen an Kohlenstoffdioxid und anderen Treibhausgasen und auch Stürme mit orkanartigen Windböen können die Bäume beschädigen und so den bereits schon angeschlagenen deutschen Wäldern noch weiter zusetzen.

Auswirkungen des Klimawandels liegen also nicht in weiter Zukunft. Schon heute spüren wir die Effekte der in den letzten Jahren gestiegenen Mitteltemperatur, sei es durch Dürreperioden oder häufiger und heftiger auftretende Stürme. Laut einer Analyse des Exzellenzclusters Climate, Climatic Change, and Society (CLICCS) ist es derzeit “nicht plausibel”, dass das 1,5-Grad Ziel sowie die Klimaneutralität bis 2050 erreicht wird. Ausgehend von den Erkenntnissen der Forschung müssen wir uns also auf mehr ungemütliches Wetter in der nahen Zukunft einstellen.


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