Bürgerstadt Köln: Durch Ehrenamt die Gesellschaft mitgestalten
Verfasst von Katharina Fuchs am
Laut des aktuellen Deutschen Freiwilligensurveys des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der alle fünf Jahre durchgeführt wird, engagieren sich in Deutschland immer mehr Menschen ehrenamtlich. 2014 waren es unter den 14- bis 29-Jährigen sogar 46,9 Prozent. Besonders viele Menschen setzen sich in den Bereichen Sport und Bewegung, Schule und Kindergarten, Kultur und Musik und in sozialen oder kirchlichen bzw. religiösen Bereichen unentgeltlich ein.
„Ohne die Ehrenamtlichen geht in den Vereinen und Verbänden gar nichts, ohne ehrenamtliche Unterstützung könnten viele soziale und kulturelle Einrichtungen ihrem Auftrag nicht gerecht werden.“, berichtet Susanne Kunert von der Kommunalstelle Förderung und Anerkennung Bürgerschaftlichen Engagements (FABE). Die FABE wurde 2001 im Amt der Oberbürgermeisterin der Stadt Köln eingerichtet, um das Ehrenamt in der Stadt weiter zu stärken. Rund 220.000 Kölner*innen engagieren sich derzeit ehrenamtlich. „Erfreulicherweise war und ist Köln schon immer eine Bürgerstadt gewesen. Der Einsatz für andere hat hier eine lange und reiche Tradition.“, so Kunert.
Ein Kölner Beispiel: Vorlese-Initiative LeseWelten
LeseWelten ist eine Initiative der Kölner Freiwilligen Agentur e.V., die eine wichtige Vermittlungs- und Entwicklungsagentur für das Bürgerengagement in der Stadt Köln ist. Seit 15 Jahren verfolgt LeseWelten ihre Vision: „Jedem Kind in Köln wird wöchentlich vorgelesen“. Dafür werden in 75 Einrichtungen in Köln – darunter Kindertagesstätten, Grundschulen, Bibliotheken, Museen, Flüchtlingswohnheime und Kinderkliniken – regelmäßig Vorlesestunden angeboten. Mittlerweile gibt es 150 ehrenamtliche Vorleser*innen, sodass wöchentlich etwa 600 Kinder zwischen zwei und zehn Jahren in den Genuss des Vorlesens kommen. Das hat zahlreiche positive Auswirkungen, z.B. auf die Konzentrationsfähigkeit, den Wortschatz und die eigene Leseentwicklung. „Es ist uns besonders wichtig, dass wir mit unserem Angebot Kinder erreichen, denen im Alltag sonst nicht vorgelesen wird.“, betont Projektleiter Kolja Schultz.
Ohne Förderung geht es nicht
Um professionelles, nachhaltiges, gut strukturiertes und qualitativ anspruchsvolles Ehrenamt möglich zu machen, braucht es laut Kolja Schultz aber nicht nur freiwilliges Engagement, sondern auch jemanden, der das Projekt hauptamtlich betreut. Nur so können Vorleser*innen qualifiziert ausgebildet und die professionelle Vermittlung gesichert werden. Deswegen ist die Initiative LeseWelten auf Spenden und Fördergelder angewiesen. Zur Zeit gibt es neben der Stelle des Projektleiters noch eine weitere hauptamtliche Position, deren Kosten gedeckt werden müssen. In den letzten Monaten war das ehrenamtliche Fundraising-Team der Initiative gemeinsam mit dem Projektleiter und Ulla Eberhard, der Geschäftsführerin der Kölner Freiwilligen Agentur e.V., damit beschäftigt Anträge auf Förderung zu stellen – mit Erfolg!
Die Aktion Mensch rettet LeseWelten
Die bereits bestehende Förderung der Aktion Mensch für das Projekt „Flüchtlingskinder begegnen LeseWelten“ wurde um zwei Jahre verlängert. Dies macht möglich, dass die Initiative LeseWelten weiter bestehen kann. Die Aktion Mensch fördert auch noch mehr als 8700 andere Projekte, die von freien, gemeinnützigen Organisationen durchgeführt werden. In einem Gremium aus Fachleuten wird entschieden, welche Projekte Gelder erhalten. Zur Entscheidung, LeseWelten zu unterstützen, schreibt Ulrike Pfaff von der Aktion Mensch: „Kindern das Lesen und Bücher nahe zu bringen halten wir für eine grundsätzlich schöne Idee. Die Initiative unterstützt außerschulische Bildung und setzt sich dafür ein, dass Kinder aus ganz unterschiedlichen Hintergründen zusammenkommen und sich begegnen.“
2020 wird LeseWelten so groß wie nie
Neben der Förderung der Aktion Mensch erhält LeseWelten im Jahr 2020 sogar noch eine weitere: Die Stadt Köln wird die Initiative in den kommenden zwei Jahren mit einer Summe von 50.000 Euro unterstützen, die projektungebunden genutzt werden kann. Das bedeutet für LeseWelten, dass ein*e hauptamtliche*r Bildungsreferent*in eingestellt und die Qualifikation der Vorleser*innen intensiviert werden kann. Außerdem können noch mehr Vorlesestunden stattfinden – gerade im rechtsrheinischen Stadtgebiet soll dieses Angebot ausgebaut werden. „Einen Schwerpunkt auf die Arbeit in Kindergärten zu legen, war noch nicht möglich, da die bisherigen Fördergelder sich auf die Nutzung für das Projekt mit Flüchtlingskindern bezogen haben.“, erklärt Kolja Schultz. Er freut sich, dass LeseWelten durch diese positiven Entwicklungen im nächsten Jahr so groß werden kann wie nie zuvor.