Das wachsende Angebot von Streaming-Diensten: Ist mehr immer besser?
Verfasst von Danny Taing am
Netflix ist mit seinen knapp 150 Millionen Abonnenten weltweit vermutlich vielen ein Begriff. 1997, als Netflix als Online-DVD-Vermieter auf den Markt kam, konnte man sich nur DVDs ausleihen und nach Hause schicken lassen. Heute ist es einer der größten Streaming-Plattformen der Welt. Neben den großen internationalen Anbietern wie Netflix und Amazon Prime Video gibt es auch deutsche Anbieter wie Maxdome oder Magenta TV von der Telekom.
Anfang November dieses Jahres ergatterte AppleTV+ einen Platz in der umkämpften Streaming-Branche. Im März 2020 kommt auch Disney+ zu uns nach Deutschland. Für alle Film- und Serienliebhaber ist sicherlich bei jedem Anbieter etwas passendes dabei. Selbst die Stadtbibliothek Köln bietet jetzt den Streamingdienst filmfriend an. Doch wie wirkt sich die wachsende Anbieterzahl auf die Nutzer aus?
Gemütlich unter der Decke statt in vollen Kinos?
Im Vergleich zu herkömmlichen DVDs kann jeder viel Plastik und Kunststoff einsparen. Dies bedeutet, dass das Streamen von Filmen und Serien zum einen Müll einspart, aber zum anderen auch, dass die dekorative DVD-Sammlung aus den Regalen verschwindet. Wir Studierende haben in unseren kleinen Wohnungen heute oftmals keinen Platz mehr dafür.
Durch die vielen Anbieter entsteht ein Konkurrenzkampf unter ihnen. Sie alle sind gezwungen mit vielen attraktiven Angeboten und Eigenproduktionen möglichst viele Nutzer an sich zu binden. Die Nutzerzahlen bei Netflix sind sehr stark angestiegen, aber letztes Jahr hat Netflix trotzdem rote Zahlen geschrieben. Die Gewinnzahlen sanken im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent auf rund 118 Millionen Euro. Es wurde viel mehr in eigene Filme und Serien investiert als Geld eingenommen.
Die Schnelligkeit mit der wir Studierende Filme und Serien von zuhause aus herunterladen können ist ein weiterer Aspekt für die Popularität von Streaming-Angeboten. Damit sparen wir uns teilweise den teuren Besuch im Kino. Man verzichtet dann zwar auf die Kino-Atmosphäre, aber kann sich stattdessen mit selbstgemachtem Popcorn ins Bett legen.
Eigentlich günstig, aber dann doch teuer?
Allerdings könnten die Nutzer bei zu vielen Anbietern auch schnell den Überblick verlieren. Für die Leute, die zum Beispiel bereits ein Netflix-Abonnement haben und auch Disney-Filme gerne streamen möchten, könnte es ein Problem werden, denn dann müssten sie dafür auch bei Disney+ ein Abonnement abschließen. Durch die Vielzahl an Angeboten, können die monatlichen Kosten schnell in die Höhe steigen. Erst recht, wenn man die Musik-Streaming-Dienste in diese Rechnung mit einbezieht.
Des Weiteren hat Disney in der letzten Zeit viele Produktionsfirmen, unter anderem Marvel Studios, Lucasfilm und 20th Century Fox, aufgekauft und arbeitet sich langsam hoch zu einem Monopol in der Medienbranche. Zu Disney gehört jetzt zum Beispiel Star Wars, Friends und Die Simpsons. Somit können sie Netflix, Amazon und andere dazu zwingen diese Filme und Serien aus ihrem Sortiment zu nehmen.
Kurierte Angebote statt Masse
Neben den großen Plattformen versuchen jetzt auch kleine Anbieter auf dem Markt mitzumischen. Zum Beispiel gibt es bereits seit zwei Jahren eine Video-on-Demand-Plattform die von Stadtbibliotheken kuriert wird. Auf den Wunsch von einigen Bürgerinnen und Bürger, diesen Service doch bitte auch anzubieten, reagierte die Stadtbibliothek in Köln prompt. In filmfriend werden deutsche Klassiker, anspruchsvolle Dokumentationen und internationales Arthouse-Kino angeboten. Für die Bibliotheksbesucher, die bereits einen Bibliotheksausweis haben, entstehen dabei keine weiteren Kosten, sagt Frank Daniel von der Stadtbibliothek Köln. Der Bibliotheksausweis kostet für Studierende entweder 28€ pro Jahr oder 15€ pro Halbjahr. Neben einer umfangreichen Auswahl an entleihbaren DVDs und Blue-Rays, sei es für die Bibliothek auch wichtig ein modernes Streaming-Angebot zu schaffen. Frank Daniel sieht in diesem neuen Service die Möglichkeit eine neue Demographie mit Streaming vertraut zu machen.
Ausblick auf die mögliche Zukunft
Das ständig steigende Angebot von Streaming-Plattformen wirkt auf dem ersten Blick sehr verlockend. Doch bei näherer Betrachtung bringt dies auch steigende Kosten für die Nutzerinnen und Nutzer mit sich. Die Filme und Serien verteilen sich immer mehr auf eine Vielzahl von Plattformen. Mit dem Erscheinen von Disney im Streaming-Markt entsteht zudem die Gefahr eines immer stärker werdenden Medien-Monopols. Wie lange die anderen großen Konzerne und die kleinen lokalen Anbieter da mithalten können, bleibt abzuwarten.