Ersti mit ü30 - Nochmal alles auf Null
Verfasst von Franziska Glameyer am
Die Gründe sich mit über 30 für ein Studium zu entscheiden sind vielfältig. Genauso wie die Schwierigkeiten mit denen sich späte Studierende konfrontiert sehen: Finanzierung, der Stoff, Anschluss finden. Wer mit über 30 ein Studium beginnt, gehört definitiv zu einer Minderheit.
Mit 35 zwischen all den jungen Hüpfern
Im WS 18/19 betrug das Durchschnittsalter der Studierenden im ersten Hochschulsemester in Deutschland 19,7 Jahre. Studierende, die sich zu diesem Zeitpunkt im ersten Fachsemester, etwa nach Wechsel des Studienganges befanden, waren im Durchschnitt 20,5 Jahre alt. Dies ergab eine Erhebung des Statistischen Bundesamtes. Mariya ist 35 Jahre alt als sie sich entschließt noch einmal den Sprung an die Uni zu wagen.
Vormittags Dostojewski und Goethe- Nachmittags Home Office
Mit 18 hat Mariya schon einmal Jura studiert, doch wirklich wohl gefühlt hat sie sich mit diesem Fach nie. Nach dem Studium macht Mariya, die zur Hälfte Bulgarin und zur Hälfte Weissrussin ist, eine Umschulung und arbeitet als allgemein vereidigte Dolmetscherin und Übersetzerin. Es folgen Heirat und Kind. Obwohl sie fest im Berufsleben steht, regt sich in Mariya der Wunsch noch einmal das zu studieren, was ihre wirkliche Leidenschaft ist: Sprachen. Sie schreibt sich an der Universität zu Köln für die Fächerkombination Russisch und Deutsch ein, arbeitet aber weiterhin als freiberufliche Dolmetscherin.
Kein Anspruch auf Bafög. Was nun?
Anspruch auf Bafög hat Mariya nicht, denn das bekommt nur wer zum Zeitpunkt der Immatrikulation nicht älter als 30 ist.Glücklicherweise hat ihr dieser Umstand keine Steine in den Weg gelegt, denn ihr Job lässt sich gut mit dem Studium vereinbaren. Aber auch ü30 Studis bei denen das anders aussieht, haben die Möglichkeit Finanzierungen und Zuschüsse zu beantragen.
Unbegründete Ängste
Für Studierende über 30 liegt die Schulzeit schon eine ganze Weile zurück. Ist das Alter ein Hindernis? Mariya sagt klar, dass sie am Anfang Schwierigkeiten hatte den Stoff aufzuarbeiten, aber dass sie dann doch relativ schnell wieder reingekommen ist. Manche Fähigkeiten seien vielleicht etwas tiefer im Hirn versteckt, aber definitiv noch da! Mittlerweile ist sie im 3. Semester und auch die Angst wegen des Altersunterschiedes keinen Anschluss zu finden hat sich als unbegründet erwiesen. Sie habe viele tolle Freundschaften geschlossen und sei inzwischen angekommen.
Mit über 30 Ersti sein - Die Vorteile überwiegen
Der Druck, den die Leistungsgesellschaft gerade auf junge Menschen ausübt, ist enorm. Und auch der eigene Anspruch in Regelstudienzeit fertig werden zu wollen, setzt so manchen Studierenden zu. Sie brechen ihr Studium vielleicht sogar ab, sehen sich als gescheitert. Diese Beobachtung hat auch Mariya gemacht, die in ihrem ersten Studium sehr unglücklich war. Heute steht sie nicht mehr unter Leistungsdruck und studiert in erster Linie, weil es ihr Spaß macht. Nicht mehr alles so eng und verbissen zu sehen- das ist der größte Vorteil an einem späten Studium, findet Mariya.