Frühstückslektüre | In 80 Tagen um die Welt im echten Leben
Verfasst von Jakob Elias Becker am
Zuviel Zeit nach dem Abi, also ein paar Wochen in einer Bar in Ehrenfeld jobben, um dann, von den Großeltern finanziert, ein halbes Jahr durch Südostasien zu reisen. Das Vorhaben: Möglichst viele exotische Hintergründe zur Selbstdarstellung zu finden und sich selber am besten gleich mit.
Das Image des Weltenbummlers hat sich in den letzten paar Jahren stark geändert: weniger Abenteuer und Grenzerfahrung als Selbstfindung und Lifestyle. Trotzdem gibt es kaum Geschichten so spannend wie die von denen, die die Welt bereist haben. Erzählungen von großen Abenteuern, von Globetrottern und Weltenbummlern.
Eine der berühmtesten Geschichten vom Weltreisen ist der Roman Reise um die Erde in 80 Tagen, geschrieben von Jules Vernes 1873. Das Buch handelt von dem reichen, englischen Gentleman Phileas Fogg. Dieser schließt mit Freunden die Wette ab, dass es ihm gelingen würde, die Welt innerhalb von 80 Tagen zu umrunden. Sein Versuch, diese Wette zu gewinnen, wird im Buch beschrieben. Dass Jules Vernes sich dabei wohl auf eine wahre Begebenheit bezog, ist weniger bekannt. Der Autor ließ sich angeblich von George Francis Train, einem amerikanischen Entrepreneur, dazu inspirieren. Dieser umrundete 1870 laut eigener Angaben in 80 Tagen die Welt. Seine Reise erlangte damals große mediale Aufmerksamkeit. In Frankreich legte Train unter anderem eine zweimonatige Pause ein, dadurch könnte auch Jules Verne von seiner Reise gehört haben.
Die Weltreise von George Francis Train startete in New York. Von dort reiste er nach Yokohama und Singapur, wo er von der Revolution in Frankreich hörte und sich auf den Weg dorthin machte. Von Frankreich aus reiste er nach England und segelte von Liverpool zurück nach New York. Als er ankam behauptete er in 80 Tagen um die Welt gereist zu sein. Ob das wirklich stimmte, hat zu seiner Zeit niemand überprüft. Jedoch scheint sein Reisepass zu bestätigen, dass er ein weitgereister Mensch war.
Fakt ist, die Welt ist mittlerweile kleiner geworden, im übertragenen Sinn jedenfalls. Das Reisen ist leichter, günstiger und sicherer geworden. Mehr Menschen haben die Möglichkeit, andere Kontinente und Kulturen zu erleben. Der Reiz, die Welt zu bereisen, ist den Menschen geblieben. Fernweh scheint menschlich. Sei es nun, dass der Abiturient seine neu errungene Freiheit auskosten möchte, oder dass der exzentrische viktorianische Gentleman aus London seine Ehre verteidigen möchte.