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Frühstückslektüre I Die vielen Gesichter des Sherlock Holmes

Verfasst von Maren Grimm am

Langer Mantel, Jagdkappe und Pfeife - so stellt man sich den wohl berühmtesten Detektiv aller Zeiten vor. Noch vor einiger Zeit hätte das bestimmt der Wahrheit entsprochen. Aber zahlreiche Adaptionen in den letzten Jahren haben dafür gesorgt, dass in den Köpfen der Menschen ein anderes Bild von Sherlock Holmes entstanden ist.

(CC-0) shell_ghostcage / pixabay.com

Klar, der messerscharfe Verstand und die beinahe übermenschliche Kombinationsgabe sind das, was Sherlock Holmes ausmachen. Abgesehen davon, sind die charakterlichen Facetten der einzelnen Darstellungen von Holmes so verschieden, wie die Schauspieler die ihn verkörpern. So manche Version des Detektivs, die in letzter Zeit über unsere Bildschirme flimmerte hat nur noch teilweise etwas mit der Originalfigur von Erfinder Sir Arthur Conan Doyle gemeinsam. Nicht nur das Äußere hat sich verändert, sondern auch der Charakter hat immer wieder neue Formen angenommen.


"This is elementary, my dear Watson!"


Wer hätte gedacht, dass es einen so durch und durch britischen Kerl wie Sherlock Holmes, jemals in das dreckige New York ziehen würde? Richtig, keiner. Zumindest nicht bis 2012, als die US-amerikanische Serie Elementary erstmals auf den TV Geräten zu sehen war. Hier wird Holmes von dem Briten Johnny Lee Miller gespielt. Die Drogenabhängigkeit von Holmes spielt eine zentrale Rolle in der Serie, da sie der Grund ist für die Zusammenführung mit Dr. Joan Watson. Moment mal... Joan? Gemeint war sicherlich John Watson. Nein, richtig gelesen, Dr. Joan Watson. Lucy Liu verkörpert in der Serie nämlich erstmals einen weiblichen Watson, den treuen Gefährten und Partner von Holmes. Im Gegensatz zum Original entwickelt sich im Laufe der Serie die Freundschaft zwischen den beiden erst noch, anfangs besteht eher eine Zweckbeziehung, da Joan Watson Sherlocks Suchttherapeutin ist. Doch nach und nach freunden sich die beiden allmählich an. Letztendlich ist diese Version des Sherlock recht umgänglich gehalten, da sie weniger aneckt als so manch andere Version des Detektivs. Somit gibt es keine gravierenden Unterschiede zum Original , mit der weiblichen Watson bekommt die Serie aber eine spannende Abwechslung.


"Dear God, what's it like in your funny little brains? It must be so boring!"


Zugegeben, der angenehmste Zeitgenosse ist diese Version des britischen Detektivs aus der Sherlock Serie garantiert nicht, dafür aber verdammt unterhaltsam. Seit 2010 wird er gespielt von dem beliebten Schauspieler Buttercup Cumbersnatch. Nee. Neuer Versuch. Bumblesnuff Crimpysnitch. Auch nicht, verdammt! Jetzt aber. Benedict Cumberbatch. Sein Name mag den ein oder anderen Journalisten bereits in den Wahnsinn getrieben haben, aber niemand verkörpert einen zugleich so unsympathischen aber doch liebenswerten Sherlock Holmes. In der Serie stößt er beinahe im Minutentakt seinen Mitmenschen vor den Kopf und ist dabei so herrlich sarkastisch und zynisch, dass es die reinste Freude beim Zusehen ist. Kaum verwunderlich also, dass er des Öfteren als Psychopath beschimpft wird, wo er doch laut eigener Aussage nur ein "hochfunktionaler Soziopath" ist. Also völlig harmlos. Die allseits bekannte britische Höflichkeit ist sicherlich nicht sein Steckenpferd, im Gegensatz zum Original, dennoch ist auch er gegenüber seinen wenigen Freunden ein loyaler Partner, allen voran für Dr. Watson. Deren einmaliges Zusammenspiel macht den hohen Unterhaltungsfaktor der Serie aus. Auch wenn sein schwieriger Umgang mit Menschen kaum noch was mit dem Sherlock aus der Romanvorlage gemeinsam hat, so scheint seine vermeintlich unbegrenzte Intelligenz die des Originals bei weitem zu übersteigen.


(CC BY 2.0) bellaphon / flickr.com



"What do you see? Everything. That is my curse."


Von allen Versionen des britischen Detektivs, ist diese hier wahrscheinlich die charmanteste. Wenngleich auch, ganz untypisch, kein Brite, sondern der US-Amerikanische Schauspieler Robert Downey Jr. in zwei Filmen von 2009 und 2011 den Sherlock Holmes repräsentiert, könnte er britischer kaum sein: Stets adrett gekleidet und einen koketten Spruch auf den Lippen. Deutlich actiongeladener geht es in diesen beiden Filmen zu, wobei die spannenden Untersuchungen des dynamischen Ermittlerduos Holmes & Watson definitiv nicht zu kurz kommen. Genau wie in der Sherlock Serie, wird hier Holmes' Hunger nach Beschäftigung thematisiert, ohne die er langsam den Verstand zu verlieren scheint. Dennoch ist diese Adaption von allen bisher genannten wohl am dichtesten am Original gelegen, durch das charmante Auftreten der Hauptfigur und sein stilvolles britisches Aussehen.


Obwohl die Darstellungsweisen des Sherlock Holmes unterschiedlicher kaum sein könnten, machen grade sie den Reiz der Adaptionen aus. Es ist spannend zu sehen, wie die verschiedenen Wesenszüge der Originalfigur interpretiert und neu dargestellt werden. Letztendlich wäre es ja auch langweilig, die Romanvorlage immer wieder zu kopieren und Sherlock Holmes dasselbe Gesicht zu verpassen.

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