Bodypositivity oder Marketing Strategie?
Verfasst von Yasmine M'Barek am
Oft schnappe ich Sätze auf wie „Die Diversität in der Modewelt ist unglaublich gewachsen“. Dabei bezieht man sich meist auf kulturelle Vielfalt, Teilhabe von Menschen mit Behinderung oder auch Plus-Size. Das sehe ich nicht so. Ein Appell an die „Body-Positivity“ der Mode-Welt.
Ob in der Modewelt, oder bei den „Bodypositivity-Aktivisten“, ein bestimmtes Bild ist vorherrschend: „Thick Slim“. Damit sind Frauen gemeint, die kurvig sind, ein meist üppiges Dekolleté haben und eine unverhältnismäßige dünne Taille. Meistens haben diese Frauen ein extrem schmales Gesicht und einen langen Hals, sodass man sie auf den ersten Blick als nur leicht kurvig ansieht. Es ist nichts falsch daran, so auszusehen oder zu modeln mit diesem Aussehen. Falsch ist, das diese Frauen als allgemeine Repräsentation von „Plus-Size“ Models angesehen werden, auf eine gar revolutionäre Art!
Ich trage selbst Größe 46. Ich habe „damals“, also ab 2013, mitbekommen, wie diese Bewegung ihre ersten Schritte gen High-Fashion-Welt machte. Auch immer mehr Marken wie H&M, ASOS, TopShop und New Look sowie endlos andere bauten ihre Plus-Size Abteilungen aus, der Markt begann zu boomen. Eine gewisse Selbstverständlichkeit davon, dass kurvige Frauen auch enge Wickelkleider, cropped Tops anfingen zu tragen, die zuvor „für Dünne reserviert“ waren entstand. Allerdings werden diese Kleidungsstücke bis jetzt nicht präsentiert von Menschen aus der Zielgruppe, die sie wirklich tragen.
Ein bekanntes Beispiel der neuen, an die dünne Branche assimilierten Models ist Ashley Graham. Sie war das erste Plus-Size Model, das im Bikini auf der Sports-Illustrated landete. Und Michael Kors lies sie als erstes Curvy Model bei seiner Show mitlaufen. Ja, das ist schön und gut und irgendwie lässt sich das auch als Fortschritt ansehen, nur nicht als einen gen Akzeptanz aller Körperformen. Denn dieses Thick Slim befriedigt im ersten Sinne die nach Aussehen orientierte Mode-Welt.
„Gut verteiltes Fett“ ist eben genauso gut wie Größe 34/36 zu haben, Man ist zwar anders, kann jedoch pseudoartig Werbung machen, als sei sie an Frauen mit jeglicher Körperform gerichtet. Der normale Verbraucher springt auch darauf an. Ich weiß garnicht, wie oft ich gelesen oder gehört habe „Wie schön, das auch mal eine kurvige Frau auf ein Cover kommt!“. Oder „Nicht immer die dürren Gestelle als Werbung!“ („Thinshaming“, also das beleidigen und kritisieren von dünnen Menschen ist übrigens genauso schlimm wie „Fatshaming“). Fatal an diesen Aussagen ist, dass man mit den leichtesten Abänderungen zufrieden ist. Ganz nach dem Motto „Wie lieb von denen (jegliche Modekonzerne) auch Menschen wie „UNS“ abzubilden.“ Nein. Genau das sollst du denken, aber produziert wird nur bis zur eng geschnittenen Größe 52.
Quintessenz: Die Konzerne tun uns keinen Gefallen damit, wenn sie selektiv körperliche Diversität in ihre Werbekonzepte einbauen, das sollte völlig normal sein. Es ist Marketingstrategie und fördert nur noch mehr das denken: Entweder dünn ODER kurvig mit einer schmalen Taille, sonst bin ich immer noch nicht schön, denn das passiert unterbewusst.
Ich befürchte, dass es eine Art neuer „Revolution bedarf, um ein Umdenken der Konsumenten zu bewirken. Es ist wichtig, nicht gleich jeden Fortschritt als Lösung anzunehmen. Das passiert auf etwaigen Plattformen wie Instagram bereits, nur denke ich das es seine Zeit brauchen wird, bis es im Mainstream ankommt. Dazu zählt auch, nicht bei jedem Größe 42 tragendem Model vor Freude aufzuschreien.