Frühstückslektüre | Wie Musik uns bewegt
Verfasst von Annick Goergen am
Wohin man auch schaut, überall sieht man Menschen mit Kopfhörern in oder auf den Ohren; In der Bahn, in der Bibliothek, im Fitnessstudio. Musik ist überall und die meisten von uns können garnicht genug davon kriegen. Aber wieso hat Musik diese Wirkung auf uns?
Zum Lernen hören wir uns Lieder an, die bestenfalls unsere Konzentration fördern. Beim Sport brauchen wir einen Motivationsboost, der uns die nächste Runde überstehen lässt und wenn wir Liebeskummer haben, suchen wir nach einer traurigen Playlist auf Spotify. Für jeden wachen Moment gibt es die passende Musik und für alle anderen gibt es Musik, die den Schlaf verbessern soll. Wir fühlen und singen mit, wippen mit den Füßen und manchmal Tanzen wir so als ob niemand uns sehen könnte. Sind wir wirklich so beeinflussbar?
Die physischen Effekte
Bereits eine Vielzahl an Forschern haben den Effekt von Musik auf unseren Körper und unsere
Psyche untersucht. Die möglicherweise eindeutigsten Ergebnisse konnten durch die Beobachtung
physischer Reaktionen erzielt werden.
Es wurde bereits nachgewiesen, dass der einfache Prozess des Musikhörens, das Stresshormon
Cortisol im Körper verringern kann. Patienten, die vor einer OP Musik hören durften, fühlten sich
entspannter und hatten weniger Angst, als die Patienten, die keine Musik hörten.
Eine weitere Studie ergab, dass das Hören von Musik vergleichbare Glückshormone freisetzen
kann, wie der Verzehr von Essen oder wie Sex. Diese Wirkung wird sogar noch stärker, wenn das
persönliche Lieblingslied unerwartet per Zufallsgenerator abgespielt wird, da man nicht darauf
vorbereitet war.
Außerdem kann Musik unseren Puls und unseren Blutdruck beeinflussen. Wenn ein Lied an Tempo
gewinnt und zum Höhepunkt anschwillt wird das Herz-Kreislaufsystem des Hörers angeregt, bei
abschwellender Musik, verlangsamt sich auch der Kreislauf. Dies können sich Musiktherapeuten
bei der Arbeit mit Herzerkrankten zu Nutzen machen.
Wenn wir Musik hören können sich aber auch bei uns die Haare im Nacken aufstellen und wir kriegen Gänsehaut am ganzen Körper. Obschon dies auch körperliche Effekte sind, verbinden wir solche Reaktionen eher mit dem Erleben von Emotionen.
Das Vermitteln von Gefühlen
Einige werden sich sicher noch an das musikalische Kindermärchen “Peter und der Wolf” erinnern. Das Märchen soll Kindern zeigen, wie universalverständlich Musik sein kann. Musik sei die einzige Sprache, die man weltweit verstehen könne, ohne sie je gelernt zu haben. So zumindest die Prämisse des Stücks. Jede Figur hat eine eigene Melodie, welche mal schneller oder langsamer gespielt wird. Unterschiedliche Tonhöhen und Abfolge erzeugen unterschiedliche Gefühle. Tief, langsame Töne wirken meist traurig; Hohe, schnelle Töne dagegen lustig. So wird der Hörer mit auf eine Gefühlsreise genommen.
Es gibt aber auch noch andere Gründe weshalb Musik uns berühren kann. Zum Beispiel ermöglicht sie eine kleine Zeitreise. Das Lied, welches auf der Hochzeit von Freunden oder Familie gespielt wurde, wird uns immer wieder an diesen Moment erinnern, wenn es im Radio läuft. Die Ballade, die wir rauf und runter hörten, als wir mit 16 Jahren Liebeskummer hatten, wird uns immer wieder an die vergossenen Tränen erinnern und 90er-2000er Partys werden immer ein Gefühl der Nostalgie in uns erwecken, da sie uns an unsere Kindheit erinnern. Kurzum, das Hören von Musik kann uns an vergangene Momente und Gefühle erinnern und diese dann wieder in uns auslösen.
Musik ist wie Gähnen. Beides ist ansteckend. Forscher fanden heraus, dass die Zuhörer sich von den Gefühlen, die der Künstler vermitteln will anstecken lassen. Dies wird umso deutlicher, wenn sich der Zuhörer im Publikum eines Live-Concerts befindet und dem Performern zuschauen kann, wie dieser die Emotionen selbst durchlebt, Empathie sei dank.
Zu guter Letzt darf man nicht die Songtexte vergessen, diese können die selben Emotionen in uns auslösen wie das Lesen von Romanen oder Gedichten. Durch ähnliche Erzählmuster werden Geschichten erschaffen, die die Hörer dazu anregen sollen sich selbst mit den Texten zu identifizieren, sich motivieren zu lassen oder sich in Tagträume entführen zu lassen.
Wer nun also im Fitness nach Motivation sucht, sollte sich ein Lied mit schnellem Rhythmus und einem euphorischen Text suchen. Für alle die unter uns, die sich momentan zu sehr unter Stress setzen, empfehle ich einen Song mit langsamen Rhythmus und ruhigen Klängen und hektischen Wechseln. Aber am Besten hört ihr euch morgens beim Aufstehen eueren Lieblingssong an, damit ihr mit guter Laune in den Tag startet.