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Frühstückslektüre | Generation Maybe: Lasst euch Zeit!

Verfasst von Henrike Hesseler am

Mit Mitte zwanzig immer noch PlayStation statt Steuererklärung, Netflix statt Festanstellung, die Welt erkunden statt sesshaft zu werden - für unsere Eltern noch undenkbar, doch heutzutage weitverbreitet. Aber ist das überhaupt etwas Negatives?

Vor wenigen Jahrzehnten sah die Zukunftsplanung junger Menschen noch ganz anders aus. Man ist nach der mittleren Reife direkt in den Beruf eingestiegen, hat daraufhin geheiratet und eine Familie gegründet. Dass heutzutage alles etwas verzögert in Angriff genommen wird, liegt vor allem daran, dass es meist gar keine Frage ist, auch noch das Abitur zu machen. Danach gönnen viele sich eine Auszeit, zum Beispiel in Form von Work and Travel, und widmen sich dann erst der Ausbildung oder dem Studium. Der verspätete Berufseinstieg hat zur Folge, dass man unsere Generation auch als Generation Maybe bezeichnet.

Leistungsdruck drängt zu karriereorientierten Entscheidungen
Viele fühlen sich aber im Jugendalter einfach noch nicht in der Lage, schon entscheiden zu können, womit sie die nächsten Jahrzehnte Geld verdienen möchten. Ein Problem ist sicherlich auch, dass junge Menschen unter einem enormen Leistungsdruck stehen und das Gefühl haben, Karriere machen zu müssen. Auf dem Arbeitsmarkt wird immer mehr verlangt: Es werden immer jüngere Menschen gesucht, die immer mehr Erfahrung mitbringen sollen. Viele Menschen entschließen sich auch gerade wegen des gesellschaftlichen Drucks für eine Karriere, die nicht ihren Träumen entspricht, aber mehr Sicherheit gewährleistet. Dadurch werden Traumvorstellungen in den Hintergrund gerückt und die Karriere als Pflicht wahrgenommen.

Wir bereuen es, Träume nicht ausgelebt zu haben

Gerade das kann aber auf Dauer starke Reuegefühle hervorrufen, wie eine neue Studie der Sozialpsychologen Thomas Gilowich und Shai Davidai nun gezeigt hat. Demnach bereuen wir es auf lange Sicht viel mehr, unsere Träume nicht verwirklicht zu haben als Pflichten nicht erfüllt zu haben. Das Nicht-Einhalten von Pflichten löse demnach sofort negative Gefühle wie Angst oder Schuld aus, sodass das Abarbeiten von Pflichten ganz oben auf unserer To-Do-Liste steht. Träume hingegen würden oftmals vernachlässigt, da wir uns beim Nicht-Erfüllen oft nicht auf Anhieb schlecht fühlen. Die Reuegefühle zeigen sich erst mit der Zeit und bleiben dafür umso länger.

Die Vorteile eines späteren Berufseinstiegs
Vielleicht ist es daher umso wichtiger, sich nach der Schule oder während des Studiums die Zeit zu nehmen, herauszufinden, wie man wirklich seine Zukunft gestalten möchte. Wer gerne über einen längeren Zeitraum reisen möchte, wird sich diesen Wunsch nach dem Berufseinstieg nur eingeschränkt erfüllen können. Viele Jugendliche und Studierende wissen einfach noch nicht, was sie im Leben erreichen möchten und es fällt ihnen schwer, sich nicht vom Leistungsdruck beeinflussen und in eine berufliche Richtung drängen zu lassen, die ihnen eigentlich gar nicht gefällt. Wer einen bestimmten Berufswunsch hegt, sollte auf jeden Fall versuchen ihn zu verwirklichen. Bevor wir also vorschnell Entscheidungen treffen, die wir hinterher lebenslänglich bereuen, können wir uns doch ruhig noch etwas Zeit lassen. Der Ernst des Lebens kommt dann schon von ganz allein.

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