Glühbirne | Mit Überschall um die Erde
Verfasst von Philip Danlowski am
In
drei Stunden von London nach New York. Was nach einer Vision der
Zukunft klingt, war bereits in den 1970er für Passagiere der
„Concorde“ Realität. Jetzt soll mit „Boom“ eine bessere,
schnellere und günstigere Version des Schnellreisen ermöglicht
werden.
Es
war wie ein Raketenstart. Durch die kleinen Fenster konnte man sehen
wie die Erde immer kleiner wurde. Auf der endgültigen Reiseflughöhe
war die Erdkrümmung problemlos zu erkennen und der Himmel war
pechschwarz, der Beginn des Weltalls. So ähnlich beschrieb der
Luftfahrtjournalist Andreas Spaeth 2003 seinen letzten Flug mit der
Concorde. Das erste Überschall-Passagierflugzeug der Welt war auf dem Weg zum Auto &
Technik Museum Sinsheim in Baden-Würrtemberg, um dort ein Teil der
Ausstellung zu werden.
Von 1976 bis 2003 beförderte die Concorde mit 20 Flugzeugen bis zu 118 Fluggäste pro Flug auf den Strecken Paris - New York und London - New York. Durch die Reiseflughöhe von 18.000 Metern und die enormen Geschwindigkeiten von bis zu 2400 Km/h, war es problemlos möglich die Schallmauer zu durchbrechen. Die Länge des Fluges konnte so im Vergleich zu herkömmlichen Passagierflugzeugen nahezu halbiert werden. Das Inventar war purer Luxus und mit der First Class vergleichbar. Beim Lesen solcher Fakten kommt einem sicher die Frage, ob die Mittelschicht es sich überhaupt leisten konnte, einen Flug mit der Concorde in Betracht zu ziehen. Die zu erwartende Antwort: Eher nein.
Weshalb die Concorde nach wenigen Jahren scheiterte
Zusätzlich zu den unvorstellbaren Flugpreisen gab es noch weitere Probleme. Eines der Größten war der Treibstoffverbrauch. Von vorne bis hinten war das Flugzeug auf Schnelligkeit getrimmt. Der Spritverbrauch pro Fluggast betrug das Vierfache im Vergleich zu einem Jumbo-Jet, wie zum Beispiel der Boeing 747. Die Concorde war das absolute Gegenteil von Effizienz und Umweltfreundlichkeit. Im Hinblick auf die geringe Anzahl an Passagieren waren die Wartungs- und Betriebskosten unmöglich zu decken.Auch der Geräuschpegel war unzumutbar. Während im Inneren des Flugzeugs eine angenehme Lautstärke herrschte, war es auf dem Boden fast unerträglich. Beim Durchbrechen der Schallmauer entstand ein extrem lauter Überschallknall. Aus diesem Grund durfte die Concorde nur über unbewohnten Gebiet, wie dem offenen Meer, auf Überschall beschleunigen.
„Sie haben Flammen hinter sich!“ - Fluglotse
Als wäre das alles nicht genug, passierte dann am 25. Juli 2000 ein großes Unglück. Einer mit 115.000 Litern vollgetankte Maschine platze beim Start aufgrund eines losen Metallteils auf der Bahn ein Reifen. Der Tank wurde beschädigt und entzündete sich. Das brennende Flugzeug hob ab und stürzte kurz darauf in ein Hotel. Insgesamt verloren 113 Menschen ihr Leben. Nach diesem Unglück blieben die Fluggäste aus und die Nachfrage sank. 2003 stand schließlich das Ende der Concorde bevor.
Überschall
für alle?
Das Unternehmen „Boom“ plant derzeit dort weiter, wo die Concorde im Jahr 2003 aufgehört hatte. Es soll besser, schnell und günstiger werden. Erstmals nach dem tragischen Ende der Concorde soll wieder ein Passagierflugzeug gebaut werden, welches schneller als der Schall fliegt. Ende 2018 sind die ersten Testflüge geplant und bereits 2023 sollen die ersten Maschinen ausgeliefert werden. Hinter dem Unternehmen steht Blake Scholl. Er stellte das Entwicklerteam zusammen, welches schon bei Airbus, Nasa, SpaceX und Boeing mitgearbeitet hat. Die Strecke zwischen London – New York soll später etwa um die 2100 Euro kosten. Immer noch ein sehr hoher Preis, aber im Vergleich zu den Preisen der Concorde deutlich realistischer und greifbarer für die breite Masse.
Braucht man das überhaupt?
Ist es überhaupt notwendig innerhalb von drei Stunden von London nach New York zu gelangen? Ich denke, darüber lässt sich streiten. Fakt ist aber, dass die Concorde den Anstoß für die Forschung auf neuen Gebieten gegeben hat. Meiner Meinung nach gibt es nichts Schlimmeres als Stillstand. Das bezieht sich sowohl auf die eigene geistige Entwicklung als auch auf unseren technischen Fortschritt. Blake School, der Gründer von Boom sagte selber:
„Als 2007 das Iphone herauskam, dachte ich, dass die Welt immer schneller und besser würde. Doch beim Fliegen war das nicht so – Flüge dauern heute so lange wie in den 1950ern Jahren.“