Frühstückslektüre | Hat da jemand G9 gesagt?
Verfasst von Marie Bagh am
So langsam kann man es nicht mehr hören: wieder und wieder ist die An- und Abschaffung des G9-Systems Thema. Auch wenn man meinen sollte, dass es einen nicht mehr zu interessieren braucht, sobald man sein Abitur in der Tasche hat, hat dieser Umbruch im Bildungssystem auch Folgen auf das Studium.
Kürzlich wurde beschlossen, dass NRW zum alten System zurückkehrt, sodass die Schüler*innen ab dem Schuljahr 2019/2020 ihr Abitur wieder innerhalb von 13 Jahren machen werden.
Aber wie kam es zu dem erneuten Wechsel?
Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung gibt es einige Auswirkungen des G8-Systems auf die Motivation direkt nach dem Abitur zu studieren.
Obwohl sich auch Abiturient*innen des G8-Jahrgangs langfristig gesehen oft für ein Studium entscheiden, verschieben einige den Beginn oft um mindestens ein Jahr. Das ist eine Folge des weitaus stressigeren Abiturs, welches die Schüler der G8-Jahrgänge betrifft. Auch wenn sie dieses freie Jahr dann für das Sammeln von Berufserfahrungen oder freiwilliges Engagement nutzen, verändert das den regelmäßigen Zyklus der Studiumsbewerbung.
Der verspätete Beginn des Studiums ist nicht die einzige Auswirkung. Darüberhinaus macht sich ein Anstieg von Studiumswechslern oder sogar Abbrechern bemerkbar. Also hat der Wechsel zum G8-System nicht das erreicht, was er wollte. Diese Umstellung sollte nämlich ursprünglich mal bewirken, dass die Schüler*innen früher anfangen zu studieren und dementsprechend auch früher anfangen können zu arbeiten.
Bevor der Wechsel zum G9-System beschlossene Sache war, wurde er viel diskutiert. Alternative Vorschläge waren zum Beispiel die Anpassung des Bachelor-Studiums an das verkürzte Abitur. So schlug der Bildungsexperte Dieter Lenzen der Universität Hamburg letztes Jahr vor, dass man das Studium von 6 auf 8 Semester verlängert, sodass den Studierenden ein ganzes Orientierungsjahr ermöglicht wird. Dieses Jahr sollte einen tieferen Einblick in die Fächer geben, damit die Studierenden über mehr Kenntnisse ihrer späteren Berufsmöglichkeiten verfügen. Somit würden die Studierenden zwar nicht früher anfangen zu arbeiten, wären jedoch sicherer auf ihrem Bildungsweg. Die Rückkehr zum G9 System ersetzt dieses Orientierungsjahr nicht.
Wie genau die Folgen auf die Abschaffung des G8-Systems aussehen, kann man schwer abschätzen. Langfristig gesehen wird das freie Jahr, was sich die Abiturient*innen wie gesagt oft nach ihrem stressigeren Abitur genommen haben, wohl wieder zurückgehen. Es ist jedoch zu hoffen, dass es dazu führt, dass sowohl den Schüler*innen als auch Studierenden die Eile und der Stress genommen wird. Außerdem werden die Studierenden dadurch hoffentlich sicherer und selbstbewusster, was ihre Studienwahl betrifft.