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Frühstückslektüre | Gender Pay Gap - Wie groß ist die Lohnlücke wirklich?

Verfasst von Henrike Hesseler am

Der Begriff „Gender Pay Gap“ ist mittlerweile vermutlich jedem bekannt – er bezeichnet die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen. Während einige der Existenz der Lohnlücke kritisch gegenüberstehen, sehen andere darin ein großes Problem, das die Diskriminierung von Frauen deutlich macht.

(CC-0) kschneider2991 / pixabay.com

Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein schwieriges Unterfangen. Im Alltag werden wir damit im Sprachgebrauch dauernd konfrontiert – zum Beispiel, wenn wir einen Blick auf unseren Studierendenausweis werfen oder am SSC-Gebäude, dem Studierenden Service Center, vorbeilaufen. In der Sprache bemüht man sich zunehmend, Begriffe zu wählen, die keines der Geschlechter diskriminieren und Gleichheit schaffen.

Wenn man sich aber die Gehälter anschaut, fällt auf, dass hier weiterhin eine große Ungleichheit zwischen Männern und Frauen herrscht. Der Gender Pay Gap liegt bei uns nämlich bei etwa 21 Prozent. Damit schneidet Deutschland im Vergleich zu den anderen EU-Ländern schlecht ab. Nur in Estland und Tschechien ist die Lohnlücke größer.

Letztes Jahr trat bereits das Entgelttransparenzgesetz in Kraft, das dem Gender Pay Gap entgegenwirken soll. Das Gesetz besagt, dass Firmen, bei denen es 200 oder mehr Beschäftigte gibt, dazu verpflichtet sind auf Nachfrage Auskunft über die verschiedenen Gehälter zu geben. Das gibt Frauen zumindest in der Theorie die Möglichkeit zu erfahren, ob sie einen niedrigeren Lohn erhalten als Männer in der gleichen Position. Kritisieren lässt sich an dem Gesetz allerdings, dass keine Sanktionen folgen, wenn Männer und Frauen ungleich bezahlt werden – es bietet lediglich Transparenz.

Das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat bereits vor dem Inkrafttreten des Gesetzes behauptet, dass ein Gesetz zur Lohngerechtigkeit ungerechtfertigt sei. Denn die Lohnlücke sei deutlich geringer als angenommen. Dem IW zufolge sei die Lohnlücke nicht das Resultat von Diskriminierung, sondern die Folge individueller Entscheidungen. Frauen seien demnach häufiger in kleineren Betrieben beschäftigt und würden generell Berufe ausüben, die eine geringere Bezahlung mit sich trügen. Außerdem seien Frauen, unter anderem aufgrund der Kindererziehung, häufiger in einem Teilzeitverhältnis angestellt und seltener in Führungspositionen vertreten. Die genannten Faktoren können etwa zwei Drittel der Lohnungleichheit erklären. Es bleiben aber immer noch mehr als sechs Prozent Lohnunterschied.  

Es ist allerdings fragwürdig, ob man bei all diesen Faktoren tatsächlich von Entscheidungen sprechen und somit den Gehaltsunterschied sozusagen als selbstverschuldet darstellen kann. Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, beantwortet diese Frage eindeutig mit Nein. Seiner Meinung nach hätten Frauen aufgrund der oftmals fehlenden Möglichkeiten zur Kinderbetreuung keine andere Wahl als nur eine Teilzeitstelle anzunehmen. Auch das Argument, dass Frauen freiwillig keine Führungsaufgaben übernehmen würden, scheint nicht aufzugehen. Denn Frauen würden oftmals bei gleicher Qualifikation benachteiligt. Gerade in Bereichen, in denen größtenteils Männer arbeiten, fiele die Bezahlung zudem für Frauen oftmals vergleichsweise schlechter aus.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Gender Pay Gap in Deutschland immer noch ein Problem darstellt. Wenn ich als Frau auf derselben Position angestellt bin wie mein männlicher Mitbewohner und dafür weniger Geld bekomme, dann ist das schlichtweg ungerecht. Und gerade in der Medienbranche ist diese Vorstellung gar nicht unwahrscheinlich. Gleiche Arbeit sollte auch gleich bezahlt werden, ganz unabhängig vom Geschlecht.


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