Glühbirne | Einkaufen wie Mutti
Verfasst von Carolin Paas am
Abends, halb 10 in Köln: Ich war den ganzen Tag unterwegs und habe auf dem Heimweg gemerkt, dass ich zwar noch Hunger, aber zuhause absolut nichts Essbares im Kühlschrank habe. Also befinde ich mich mal wieder kurz vor Ladenschluss in der Supermarktkette meines Vertrauens, eile durch die Regalreihen und schmeiße ein paar Snacks, Brot, Aufschnitt und eine Alibi-Tomate in meinen Einkaufskorb. An der Kasse treffe ich fast ausschließlich Leute Anfang 20, teilweise in Jogginghose, die ebenfalls maximal vier Teile kaufen und, wie ich, ganz in der Nähe wohnen. Letzteres ist eine Vermutung, die nach einigen Begegnungen unter den beschriebenen Bedingungen jedoch recht naheliegend ist. Ebenso lässt sich aufgrund meiner wissenschaftlichen Beobachtungen sagen, dass ich wohl nicht die einzige mit einem Einkaufsmanagement-Problem bin.
Naja, ein wirkliches Problem kann man das Ganze nicht nennen. Es ist nur so, dass ich langsam aber sicher den Überblick über meine Finanzen verloren habe. Was nicht heißt, dass ich in einer Peter-Zwegat-würdigen Schuldenfalle sitze, jedoch wüsste ich gern, was ich eigentlich für Essen ausgebe. Außerdem wäre es nett, zur Abwechslung nachhause zu kommen und tatsächlich mehrere Gerichte zur Auswahl zu haben.
So schwer kann das ja nicht sein, früher bei Mutti war's doch auch so. Der Kühlschrank war immer prall gefüllt, es gab selbstgekochte, warme Mahlzeiten und irgendwie war immer Eis im Gefrierfach.
Der offensichtliche Unterschied zwischen meiner Mutter und mir: Im Gegensatz zu mir ist sie nicht Stammgast im Late-Night-Supermarkt, sondern fährt ein Mal die Woche mit dem Auto Einkaufen und lädt einen ganzen Einkaufswagen voll mit Essen. Natürlich ist einer der Gründe für dieses Verhalten die Tatsache, dass es in meiner Heimatstadt nicht an jeder Ecke eine Einkaufsmöglichkeit gibt und man dort sowieso das meiste mit dem Auto erledigt. Andererseits hat so ein ausgiebiger Wocheneinkauf natürlich unbestreitbare Vorteile:
Es ist immer eine Auswahl an Lebensmitteln im Haus, da man auf Vorrat einkauft.
Man hat einen besseren Überblick über den eigenen Konsum.
Wer genug Lebensmittel zuhause hat neigt außerdem eher dazu, selber zu kochen, statt eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schmeißen. Auf Dauer spart man damit nicht nur Geld, sondern ernährt sich vielleicht auch ein kleines bisschen gesünder.
Und: Man verschwendet weniger Lebenszeit in der Schlange einer Supermarktkasse.
Ich habe dem Ganzen also eine Chance
gegeben und inspiriert von meiner Mutter sowie diversen
Lifestylemagazinen einen kleinen Leitfaden erstellt, der mir und euch
hoffentlich dabei hilft, ein bisschen Struktur in unser
Konsumverhalten zu kriegen, dabei den ein oder anderen Euro zu sparen
und sich ein bisschen erwachsener zu fühlen.
Schritt 1: Aufräumen und Analysieren
Wenn ich sage, dass es in meiner Küche nichts zu essen gibt, dann ist das eigentlich gelogen. Ich lebe in einer WG mit zwei Mitbewohnerinnen und auf den ersten Blick ist unser Vorratsschrank ziemlich voll. Auf den zweiten Blick jedoch fällt auf, dass wir zwar eine lächerlich große Sammlung an Weißweinessig besitzen, essentielle Vorräte wie Nudeln oder Reis jedoch eher Mangelware sind.
Es gilt also zunächst festzustellen:
Welche Lebensmittel sind noch da?
Welche Lebensmittel sind schnell aufgebraucht? Welche sind abgelaufen?
In WGs ist es außerdem ratsam, gelegentlich eine kleine Inventur zu machen und sich darauf zu einigen, welche Vorräte geteilt werden.
Jeder hat ja so seine Vorlieben was
Essen angeht, also sieh dir deine Küche an und analysiere, welche
haltbaren Lebensmittel du regelmäßig gebrauchst. Von diesen
Produkten sollte unabhängig von deinen Koch-Plänen jede Woche mindestens eines auf deinem
Einkaufszettel stehen, damit sich deine Vorräte nach und nach aufstocken.
Schritt 2: Der Einkaufszettel
Das Kernstück eines erfolgreichen Wocheneinkaufs ist natürlich ein gut durchdachter Einkaufszettel. Ob man dafür ganz oldschool ein Blatt Papier benutzt oder die Notizen auf dem Handy ist dabei jedem selbst überlassen, hauptsächlich geht’s darum, im Supermarkt den Überblick zu behalten und nicht (oder nur kurz) in der Snackabteilung verlorenzugehen.
Was kommt drauf?
Du musst nicht unbedingt ein Gericht
für jeden Tag der Woche planen um einen sinnvollen Einkaufszettel zu
schreiben. Es reicht, ehrlich zu sich selbst zu sein und die
vergangenen Wochen zu reflektieren. Was isst du in letzter Zeit am
liebsten? Welche Basis-Zutaten verwendest du am häufigsten? Aus dem
ersten Schritt weißt du ja, welche Lebensmittel fehlen und kannst
basierend auf deinen aktuellen Vorlieben entscheiden, welche Gerichte
du essen wirst und welche Vorräte du für die nächste Woche
brauchst.
Wirf außerdem einen Blick auf deinen Terminkalender und überlege, an welchen Tagen zu zeitlich überhaupt dazu kommen wirst, selber zu kochen. Für Tage, an denen du kaum zuhause sein wirst, macht es mehr Sinn, Lebensmittel zu kaufen, die du mitnehmen kannst oder die weniger schnell verderblich sind.
Zu guter Letzt solltest du im Hinterkopf behalten, dass du den ganzen Kram am Ende irgendwie nachhause tragen musst, also beschränke dich auf's Wesentliche.
Schritt 3: Der Supermarkt deines Vertrauens
Du hast nun einen Überblick über alle Lebensmittel, die du für die nächste Woche brauchst. Jetzt stellt sich nur die Frage, welcher Supermarkt am ehesten für diesen Einkauf geeignet ist. Hier lohnt es sich, die Umgebung auszuchecken und zu schauen, ob es neben den allgemein beliebten Supermarktketten vielleicht einen Discounter in deiner Nähe gibt, der die Produkte auf deinem Einkaufszettel günstiger anbietet.
Behalte jedoch im Hinterkopf, dass du ein bisschen was zu tragen haben wirst, also entscheide dich für einen Laden, den du gut erreichen kannst.
Auch Angebote sollte man nicht ignorieren, vielleicht hat ein Markt in deiner Nähe momentan ein paar Artikel im Angebot, die auf deiner Liste stehen. Warum nicht erst Angebote vergleichen und dann einen Einkaufszettel schreiben? Ich persönlich neige manchmal dazu, Produkte nur zu kaufen, weil diese im Angebot sind und brauche sie dann oft nicht auf. Wenn jedoch im Vorhinein feststeht, was wirklich gebraucht wird, kann man gezielter nach Angeboten suchen und ist weniger anfällig dafür, zu viele oder unnötige Lebensmittel zu kaufen.
Schritt 4: Los Geht's
Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen, also auf zum Supermarkt! Bevor du jedoch das Haus verlässt, solltest du sicherstellen, dass du deinen Einkauf sicher transportiert bekommst. Ein simpler Hinweis, jedoch ist es ein ziemlicher Stimmungskiller, wenn man mit einem Haufen Lebensmittel im Supermarkt steht und erst hinterher merkt, dass man nicht genug Platz im Fahrradkorb oder einen Jutebeutel zu wenig dabei hat. Also lieber einen Beutel mehr in den Rucksack packen und auf der sicheren Seite sein.
Im Supermarkt selber solltet ihr defintiv ebenfalls immer wieder daran denken, dass ihr zu Fuß oder mit dem Rad nicht dieselben Möglichkeiten habt, wie mit einem geräumigen Kofferraum. Es ist keine Schande zu merken, dass euer Einkaufszettel länger als eure Arme stark sind. Legt dann lieber den ein oder anderen Artikel zurück und nehmt die wichtigsten Dinge mit.
Schritt 5: Aftermath
Du hast es geschafft deinen Wocheneinkauf irgendwie nachhause zu bekommen und freust dich auf die Aussicht, für eine Weile nicht an keiner Supermarktschlange stehen zu müssen. Es folgt jedoch ein letzter Schritt, denn nach dem Einkauf ist vor dem Einkauf. Damit ihr langfristig etwas von eurem neuen Einkaufsverhalten habt, solltet ihr anfangen, eure Einkaufszettel zu behalten oder euch zumindest den Betrag eures Einkaufs zu notieren.
So bekommt ihr nach und nach ein Gespür für euer wöchentliches Budget, könnt nachvollziehen, was ihr verbraucht und euren Einkaufszettel für die nächste Woche mit Blick auf vergangene Wochen erstellen.
Natürlich sind Großeinkäufe nicht
jedermanns Sache und natürlich werdet ihr nicht immer alles auf
einen Schlag bekommen und weiterhin kleinere Abstecher in den Rewe um
die Ecke machen müssen, aber im Großen und Ganzen kann ein
wöchentliches Einkaufsritual dabei helfen, etwas mehr Struktur in
den Alltag zu bekommen. Nach und nach werdet ihr ein Gefühl für eure wöchentlichen Ausgaben bekommen und wissen, welche Vorräte ihr braucht und welche nicht.