Glühbirne | Fünf gute Gründe für Minimalismus
Verfasst von Lea Rump am
Minimalismus ist zurzeit in aller
Munde. Netflix Dokus, unzählige Bücher und noch mehr YouTube Videos zu dem
Thema umgeben uns. Es ist schick, effizient und ohne viel Tamtam. Und außerdem
in gewisser Weise radikal, denn wir
Europäer lieben es, Dinge zu konsumieren und zu besitzen. Die Wirtschaft muss
immer weiterwachsen und wir machen glücklich mit: jede*r Deutsche besitzt
durchschnittlich 10.000
Dinge. Wieso aber sollte man behaupten, dass gerade weniger von etwas besser ist?
Ich stelle euch vor, was dafürsprechen könnte.
„Der moderne Mensch hat viele Dinge und gebraucht viele Gegenstände, aber er ist sehr wenig. Seine Gefühle, seine Denkvorgänge sind zurückgebildet wie untrainierte Muskeln.“
Das schrieb Erich Fromm in seinem Werk „Haben oder Sein“, das 1976 erschien. Ich denke aber, dass es nach über 40 Jahren immer noch Aktualität hat. Minimalist*innen sehen das auch so. Sie sagen, dass Glück kein Zustand des Habens ist, sondern des Seins. Wenn wir wirklich ein glückliches Leben anstreben, so ist es sinnvoller, Beziehungen zu Menschen die uns wichtig sind zu pflegen, als viele Dinge zu besitzen. Das zeigten die Grant Study und Glueck Study der Eliteuniversität Havard.
1. Haben oder Sein – Wo steht unser Glück?
Versucht es mal selbst: Wenn du dich an schöne Momente in deinem Leben erinnerst, woran denkst du dann? Ich denke da z.B. an das erste Festival mit meiner Schwester und mit Freundinnen. Wir hatten so viel Spaß, haben tolle Bands live gesehen und sind nachts ordentlich abgezappelt. Ich erinnere mich da an ganz besondere Momente, an die Musik, an lustige Geschichten. Was ich nicht mehr weiß: Was für Kleidung ich trug, welches Handy ich hatte und welche Gegenstände ich mitgenommen habe.
2. Freiheit
„Wir sind so konsumsüchtig wie ein Junkie eben Heroinsüchtig.“ – Prof.Dr. Niko Paech
Konsum macht Spaß. Wir sammeln Gegenstände, um uns auszudrücken und unsere Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe zu zeigen. Wäre dies nicht so, wären bestimmte Marken nicht so populär. So drückt Tommy Hilfiger aus, dass man brav und bürgerlich ist. Trägt man Chanel, so zeigt man, dass man sehr wohlhabend ist und wenn man Supreme trägt, haben die Eltern eindeutig zu viel Geld (natürlich überzogen ausgedrückt). Der Professor Dr.Niko Paech behauptet, dass Konsum nicht glücklich, sondern süchtig macht:
„Wir als soziale Wesen brauchen den Konsum, um anderen Menschen um uns herum darzulegen wer wir sind, wer wir sein wollen und wie wir wahrgenommen werden wollen. In einer Welt, in der ein materieller Überfluss herrscht, weil alle menschlichen Grundbedürfnisse materieller Art schon vielfach befriedigt sind, kaufen wir um der Symbolik willen.“
Das ist einleuchtend, denn wenn man shoppen geht liegt das meistens nicht daran, dass uns irgendetwas wirklich fehlt. Wir haben viel mehr ein künstliches Bedürfnis nach Konsum in uns, das befriedigt werden muss. Ich weiß nicht, ob das so empowering und befreiend ist, wie so manche Werbung es darstellt.
3. Nachhaltigkeit
Eigentlich wissen alle Bescheid: Wir konsumieren deutlich zu viel. Würden alle so viel wie wir Deutschen konsumieren, bräuchten wir nicht eine, sondern drei Erden. Dadurch, dass wir so viele Ressourcen verbrauchen kommt es zu Überfischung, Abholzung von Wäldern und Verknappung des Süßwassers. Von diesen Folgen sind in der Regel nicht wir, sondern ärmere Länder in Afrika und Asien betroffen. Langfristig wird es uns natürlich auch treffen.
„Nachhaltige Entwicklung [...] ist eine Kunst der Reduktion“ – Prof. Dr. Niko Paech
Minimalismus heißt nicht nur schick zu wohnen, sondern auch nur das zu kaufen, was man wirklich braucht. Wer von euch hat nicht Klamotten im Kleiderschrank, die ihr noch nie getragen habt? Oder eine Schublade voller vergessener Dinge? Wir haben also so viele Gegenstände, die weder Nutzen haben, noch schön sind. Wofür? Ich glaube, dass man besser bewusst einkaufen sollte, als viel. So hat man auch Platz für die schönen und wichtigen Dinge.
(mehr dazu in der Doku vom NDR: Neuland – Zu viel ist nicht genug)
4. Geld sparen
Dadurch komme ich auch direkt zu meinem nächsten Punkt: Das eigene Portemonnaie. Durch einen bewussteren und reduzierten Konsum schont man natürlich auch das Bankkonto. Statt Dinge zu sammeln kann man das übrige Geld in andere Sachen investieren, z.B. in gutes Essen oder Reisen, oder vielleicht in Unternehmungen mit Freund*innen.
5. Ordnung
Ganz ehrlich – als Teenager war ich so unordentlich. Das hat mich aber nicht besonders gestört, damals waren mir echt andere Dinge wichtiger. Aber jetzt kann ich gar nicht mehr ohne. Wenn zu viel Zeug rumsteht fühle ich mich schnell unwohl in meinem Zimmer. Erst wenn es einigermaßen ordentlich ist, kann ich arbeiten. Wenn es euch ähnlich geht, dann ist ein minimalistischer Lebensstil natürlich hilfreich. Weniger Zeug ergibt weniger Unordnung und weniger Unordnung heißt weniger verlorene Zeit.
(Lesetipp: Marie Kondo – Magic Cleaning)
So viel zum Minimalismus. Es scheint kontraintuitiv zu sein, aber viele Leute schwören darauf. Quasi nach dem Motto „weniger ist mehr“. Wichtig ist noch, dass niemand von heute auf morgen minimalistisch leben kann – das ist ein langer Prozess. Verzicht muss man nämlich lernen. Aber ich denke, dass es das wert ist.
Für jede*n, der oder die anfangen will, empfehle ich folgendes Video. Es hat mir dabei geholfen, nach und nach unnütze Dinge loszuwerden.