Glühbirne | Ist dein Leben instagrammable?
Verfasst von Lea Rump am
Nein, das hier ist kein Lifestyle Magazin (könnte man bei dem Titel vielleicht vermuten). Mir geht es um folgende Frage: Was ist ein gutes Leben? Durch Massenmedien verändert sich nicht nur unser Körperbild, sondern auch die Vorstellung von einem erstrebenswerten Leben. Auf Instagram z.B. wird man ja quasi von den coolen Leben anderer zugespamt. Eine Freundin von mir war erfolgreiches Model, ist viel gereist, hat für Vogue und Chanel gearbeitet und hat damit ein außergewöhnliches Leben geführt. Und trotzdem hat sie sich dafür entschieden, nach Köln zu ziehen, Deutsch zu lernen und hier zur Universität zu Köln zu gehen. Wieso hat sie das getan?
Die Macht der Bilder
Heutzutage kann sich keine*r von den Massenmedien unabhängig bewegen. Überall, wo wir auch sind, begegnen sie uns: in Werbung, Kommunikation und Arbeit. Sie beeinflussen uns also sehr stark und verändern somit unsere Wahrnehmung der Welt, unserer Mitmenschen und uns selbst. Leider hat Social Media in der Regel keinen positiven Einfluss auf uns, was die #StatusofMind Studie der Royal Society for Public Health herausgefunden hat.
“Social media has become a space in which we form and build relationships, shape self-identity, express ourselves, and learn about the world around us; it is intrinsically linked to mental health.” - Shirley Cramer CBE, Chief Executive, RSPH
Dabei geht es besonders um Soziale Medien wie Instagram. Durch das Netzwerk fangen viele an, sich mit anderen und deren Profilen zu vergleichen: Sehe ich auch so gut in Schwimmsachen aus? Bin ich auch immer unterwegs und erlebe neue Dinge? Jede*r will dabei eine gute Figur machen – die Folge: Viele stellen ihr Leben (und sich selbst) besser, schöner und spannender dar, als es ohne Filter vielleicht ist. Das setzt nach der Studie viele unter Druck und führt bei vielen Konsument*innen zu einer Fear of Missing Out (kurz: FOMO). Das ist die Angst davor, etwas zu verpassen.
Massenmedien wie Instagram verändern also nicht nur unser Körperbild, sondern auch unser Bild von einem glücklichen und erstrebenswerten Leben.
Offline
Zurück zu meiner Freundin. Ihr Leben war auf jeden Fall „instagrammable“, sie hatte immerhin über 10k Follower. Viele ihrer Follower haben sie sicherlich bewundert und wollten ein Leben wie sie führen. Als ich mit ihr über ihr „altes“ Leben geredet habe, hat sie betont: Das Modeln ist ein ganz normaler Job. Klar, sie ist viel gereist, das kann cool sein. Aber so ein Leben ist auch mit Pflichten und Anstrengung verbunden:
„Du musst z.B. in Form bleiben und du kannst dich nicht einfach an einem Ort niederlassen, weil dein Job von dir verlangt die ganze Zeit zu reisen. Und deshalb bist du immer müde, weil du immer am Reisen bist und die ganzen Zeitumstellungen und alles, es ist ein nomadischer Lifestyle.“
Sie sagt schon, dass sie manchmal z.B. das Reisen vermisst, und so spannend es auch ist, dauernd an anderen Orten zu sein, so sehr kann man auch Stabilität vermissen:
„Ich konnte mich nicht wirklich mit Leuten anfreunden, weil sie immer wieder gegangen sind. Es war wirklich schwierig für mich, langfristige Freundschaften zu knüpfen.“
Das sagt man nun mal nicht auf Instagram. Die coolen Parts unseres Lebens sind auch viel interessanter und ansprechender, das gucken sich andere auch gerne an. Aber dadurch, dass man Model, Instagrammer*in, Influerzer*in oder was auch immer ist, ist man nicht immer und überall super happy. Wie bei allen anderen auch, das ist völlig normal.
Und dann doch zur Uni
Ich wollte von ihr wissen, warum sie sich aktiv für einen anderen Lebensstil entschieden hat. Ihre Biografie hat dadurch immerhin einen deutlichen Schnitt bekommen: von New York nach Köln, von einem Jetset Leben zu Stabilität, von der Fashion Show zum SSC.
„...ich wollte etwas, das meinen Verstand anregt, statt die ganze Zeit an Dinge zu denken wie: „Oh mein Gott, sieht meine Haut gut aus?“. Weißt du, ich wollte etwas haben, das viel mehr Bedeutung hat in meinem Leben als nur mein Äußerliches.“
Also hey, auch wenn der Unialltag grau und stressig wirkt und wir uns gerne mal beschweren, unser Leben ist wirklich erstrebenswert. Klar, das stimmt nicht für jeden, manche wollen lieber Action und Unabhängigkeit, andere eher Ruhe und Stabilität. Beides hat sicherlich seine Vor- und Nachteile. Dadurch, dass meine Freundin jetzt langfristiger an einem Ort bleibt, kann sie z.B. viel besser Freundschaften erhalten:
„Ich habe das Gefühl, dass mein soziales Leben hier viel besser ist...“
Jede*r muss für sich selbst herausfinden, wie er oder sie sich wohl fühlt. Es gibt kein „perfektes Leben“. Selbst wenn, dann sieht es nicht so aus wie auf dem Instagram Profil von Stefanie Giesinger. Ich für meinen Teil mache jetzt erstmal ein bisschen Digital Detox! Meine Freundin hat ihren Instagram Account übrigens gelöscht.