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Frühstückslektüre | „Zündet die Hexe an!“

Verfasst von Esra Ayari am

„Sie sollen brennen!“, „Zündet sie an!“. Im Beiklang dieser martialischen Rufe wurden circa 25.000 Hexen auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands verfolgt und hingerichtet. Meistens auf dem Scheiterhaufen. Doch warum mussten sie brennen? 

(CC-O) Public Domain / pixabay.com

Denkt man an die Hexenverfolgung, so verbindet man sie schnell mit dem dunklen Mittelalter. Doch das ist schlichtweg falsch. Die meisten Prozesse der Hexenverbrennungen fanden in der Frühzeit, zwischen dem 15. und dem 18. Jahrhundert statt. und forderten europaweit rund 60.000 Menschenleben.  Davon fast die Hälfte, circa 25.000 im heutigen Deutschland. Außerdem wurden nicht nur Frauen der Hexerei bezichtigt, sondern auch Männer. Im Grunde konnte jede Person als Hexe oder Hexer angeklagt werden. Die Gründe oder Motive der Kläger können aus heutiger Sicht nicht an Banalität überboten werden.

Die Hexe aus Köln

Meistens waren es persönliche Motive, die zu einer Klage führten. Ein Streit genügte. So wie bei der wohl bekanntesten "Hexe aus Köln": Katharina Henot. Zu Lebzeiten eine selbstbewusste und unabhängige Geschäftsfrau von adliger Herkunft. Die Patrizierwitwe betrieb mit ihrem Bruder gemeinsam die örtliche Postmeisterei in Köln. Doch es kam zu Schwierigkeiten mit dem Grafen Leonhard II. von Taxis, der den Betrieb der Postmeisterei übernehmen wollte. Wenig später kamen Gerüchte auf, die besagten, dass Katharina eine Hexe sei und einen Pakt mit dem Teufel eingegangen wäre. Katharina unternahm alles Mögliche, um die Gerüchte einzudämmen, doch sie hielten sich hartnäckig. Ihr wurde unter anderem die Verantwortung für den Tod vieler Menschen zugesprochen. Katharina wurde festgenommen. Nach unrechtmäßiger Folter wurde die Postmeisterin dann am 19. Mai, 1627 auf den Melaten in Köln zuerst erwürgt und dann auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 

Justizmord

Ihr Bruder nannte Katharinas Hinrichtung einen „Justizmord“. Auch wenn die Hexenverfolgung willkürlich scheint, so war der Prozess genauestens vorgegeben. Wurde jemand der Hexerei beschuldigt, so wurde er festgenommen und sollte „nur“ drei mal gefoltert werden. War er bei der Folterung nicht geständig, so musste er freigelassen werden. Katharina soll genau acht mal gefoltert worden sein und trotz schwerer körperlicher Verletzungen nicht gestanden haben und dennoch wurde sie verbrannt. 

Kleine Eiszeit

Nicht nur persönliche Motive führten zur Hexenverfolgung. Auch plötzlich auftretende Todesfälle oder das schlechte Wetter wurden dem Schadenszauber der vermeintlichen Hexen zugeschrieben. Vor allem die kleine Eiszeit, die von Anfang des 15. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert andauerte und teilweise zu Hungersnöten führte, wurde als Folge des Schadenzaubers am Wetter gesehen. Den vermeintlichen Hexen wurde oftmals eine Liebeseziehung mit dem Teufel nachgesagt, mit deren Hilfe sie Unheil über die Bürger brachten. So war es nicht selten der Fall, dass nach einem Hagelfall eine Hexe ausfindig gemacht und verbrannt wurde.

Hexenverfolgung gehört der Vergangenheit an (nicht)

Auch wenn heute vor 243 Jahren Anna Maria Schwegelin als letzte Hexe Deutschlands zum Tode verurteilt wurde, ist der Glaube an Hexen keineswegs ein Relikt aus der Vergangenheit. Anna Marias Hinrichtung wurde zwar nie vollzogen, doch markiert ihre Verurteilung das Ende der Hexenverfolgung in Deutschland. Aber noch heute werden Menschen der Hexerei bezichtigt und hingerichtet. Auf Osttimor, einem Inselstaat in Südostasien, kam es 2007 zu einer grausamen Ermordung dreier Frauen. Die Frauen im Alter von 75, 50 und 25 wurden von unbekannten Tätern in ihren Häusern lebendig verbrannt.

Zwar ist dieser Fall der Hexenverbrennung der erste seiner Art auf Osttimor,  doch auch in anderen Gebieten Südostasiens, und auch in Lateinamerika oder Afrika ist es keine Seltenheit, dass vermeintliche Hexen vertrieben, umgebracht und getötet werden. 

Frühstückslektüre

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