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Frühstückslektüre | aLONEly - Alleine, aber nicht einsam

Verfasst von Julia Schorn am

Für manche Menschen ist die Vorstellung schrecklich, etwas allein zu unternehmen. Wenn sie keinen finden, der die gewünschte Unternehmung mit ihnen teilt, bleiben sie lieber zuhause. Hier könnt ihr lesen, warum man auch einfach mal etwas alleine machen kann - und warum man sich dabei auf keinen Fall schlecht fühlen sollte.

Ich sitze mit einer Freundin im Cafe, wir bequatschen den Tratsch der letzten Tage und planen den Abend. Ich schaue mich um und mein Blick trifft den des Kerls ein paar Tische weiter. Alleine sitzt er im letzten Eckchen. Als er bemerkt, dass ich ihn beobachte kramt er schnell sein Ipad hervor und bemüht sich, beschäftigt auszusehen. Vielleicht gehört er zu den Menschen, die sich laut einer wissenschaftlichen Studie von den amerikanischen Forscherinnen Rebecca Ratner und Rebecca Hamilton nicht trauen, sogenannte hedonistische Aktivitäten alleine in der Öffentlichkeit auszuüben. Solche Tätigkeiten sind Konzertbesuche, ins Cafe gehen oder Kinobesuche. Geht man also z.B. alleine ins Museum, wird man von dem Gefühl begleitet, dass andere das negativ bewerten oder sogar bemitleiden.


Für manche Singles werden die Ostertage mit der Familie wieder eine Geduldsprobe sein. Da kommt sie wieder, die Frage, ob man denn immer noch Single ist. Und der mitleidige Blick. “Du findest auch noch dein Glück!”. Dank der Missinterpretation des genervten Seufzens bekommt man noch ein aufmunterndes Schulterklopfen. Ist man alleine, scheinen andere zu denken, das sei kein selbstgewähltes Schicksal und man hoffe auf eine schnelle Erlösung.


Aber muss man sich denn schlecht fühlen, wenn man alleine ist oder etwas alleine unternimmt? Eindeutig nicht. Was die Forscherinnen nämlich auch herausgefunden haben, ist, dass man im Endeffekt alleine genauso viel Spaß hat wie mit anderen. Vielleicht sogar mehr - denn was ist unerfreulicher, als mit jemandem einen Film zu schauen oder zu einem Konzert zu gehen, der das Dargebotene nicht halb so sehr schätzt, wie man selbst?


Was die Forscherinnen auch heraus fanden: das schlechte Gefühl wird schwächer, wenn man etwas zu tun hat, wie am Laptop zu arbeiten oder schlicht eine Zeitschrift zu lesen - weil die anderen dann denken, dass das Alleinsein zweckgerichtet ist. Wahrscheinlich war das auch der Gedanke des Kerls am Nebentisch. Es ist fraglich, ob man sich dadurch wirklich besser fühlt. Der Gedanke, dass das Alleinsein Einsamkeit verursacht, kommt häufig von innen. Alleinsein ist kein Schicksal - tatsächlich sind manche Menschen sogar gerne allein. Und brauchen diese Zeit mit sich.


Wenn man nur noch Dinge macht, die man mit anderen zusammen machen kann, macht man am Ende nur noch Dinge, die man nicht so gerne macht - und dafür keine, die man wirklich gerne machen würde. Eigentlich steht man sich selbst im Weg, wenn man den Fehler macht, die beiden Begriffe gleichzusetzen. Man sollte sich bewusst machen: Alleinsein heißt, es ist kein anderer Mensch anwesend - Einsamkeit, dass man die Anwesenheit anderer Menschen vermisst. Es liegt an uns, ob wir uns alleine einsam fühlen oder einfach unsere Zeit genießen, egal ob alleine oder mit anderen. Unser Glück an andere zu hängen ist keine gute Idee.




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