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Glühbirne | Ibu 800 und ich

Verfasst von Pascal Schreiber am

Jeder kennt das doch, wenn der gestrige Abend hart war. Ein paar Bier zu viel bestellt und die Kopfschmerzen am nächsten Morgen sind vorprogrammiert. Ich hatte schon fast vergessen, wie sich ein ordentlicher Kater anfühlt.

(CC-0) Vnukko / pixabay.com


Kurzer Blick zur Schmerztablette, danach in den Spiegel. Also gut, heute mache ich eine Ausnahme… Zehn Minuten später ist der Mann mit dem Vorschlaghammer im Kopf, der grundlos auf die Synapsen eigedroschen hat, verschwunden. Kann ja nicht so schlimm sein, wenn man die Schmerztabletten in der Apotheke einfach so bekommt. Und bei Schmerzen, die der Sport zu verantworten hat, haben sie doch auch schon immer vor meinem Handball-Spiel geholfen. Kein schlechter Rat der älteren Teamkollegen.

"Hat man früher immer so gemacht."
Ich bin aufgewachsen mit dem Spruch: „Wer saufen kann, der kann auch arbeiten gehen!“ Wenn es mir am nächsten Morgen schlecht ging, kam mir selten der Gedanke eine Schmerztablette zu nehmen.

Doch beim Sport sieht es anders aus. Viele Sportler wissen wovon ich rede. Zur Vorbeugung von Schmerzen wird Ibuprofen geschluckt. Vom Hobby-Handballer bis hin zum Marathonläufer wird - dank der Tablette - schmerzfrei gespielt oder trainiert. Es ist paradox, dass wir nicht auf unsere eigenen Körper hören wollen. Die Warnsignale, die er sendet, versuchen wir zu unterdrücken und abzuschalten.

Für mich hatten verschiedene Sportarten immer ihre eigenen „Rituale“. Im Eis-Hockey haben Freunde über Jahre lang Snus genommen. Ein Schnupftabak, der hinter die Oberlippe gedrückt wird: Der Nikotin-Flash für den Sportler. Der eine wird ruhiger, die anderen reaktionsschneller und aufmerksamer. 

(CC-0) abvrockgroup / pixabay.com


So habe ich damals das Ritual, die Einahme der Tabletten, einfach hingenommen. War halt so. Außerdem schmerzte die Schulter beim Spiel nicht mehr und der Fuß machte auch keine Probleme. Tabletten gegen den Schmerz. Wir bekämpfen die Symptome aber nicht die Ursachen. 

Da bin ich wahrscheinlich nicht der Einzige, der so in seiner „Karriere“ gehandelt hat. Egal in welcher Spielklasse, von der Bundesliga bis zur Kreisklasse. Irgendwie ein Tabu-Thema…?

Die aktuellen Statistiken zum deutschen Überkonsum vom Schmerzmittel Ibuprofen sind auch in Online-Medien ein hart diskutiertes Thema. Die Meinung eines Experten bleibt mir im Kopf:
Die Zehnerregel: "Wer an mehr als zehn Tagen pro Monat Ibu oder andere Schmerzmittel nimmt, sollte sich an einen Arzt wenden. Und er sollte sich fragen, warum er Tabletten eigentlich schluckt."  Jan-Peter Jansen, Leiter des Schmerzzentrums Berlin
Die Faustregel heiterte mich vorerst nach kurzer mathematischer Analyse auf, denn bei vier Spielen im Monat, könnte man ja auch noch sechs Mal mit Kater aufwachen und ihn sofort und ohne Bedenken mit einer Ibu bekämpfen.

Doch ganz ehrlich, vielleicht sollte ich mir lieber nochmal die Wichtigkeit der Warnsignale ins Bewusstsein rufen. Ich meine, wenn man ein Drittel des Lebens Mittel konsumiert, die den Schmerz unterdrücken, hat man doch wohl größere Probleme. Meine Devise deshalb: Lieber mal auskurieren, anstatt für jede Situation fit sein zu wollen.

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