Frühstückslektüre | Warum du deine Klamotten nicht in den Altkleider-Container werfen solltest
Verfasst von Alike Schwarz am
Du bringst deinen ausgetragenen Pulli und die zu kleine Jeans zum Altkleider-Container um die Ecke und denkst, du hilfst damit Menschen in Not? Im Idealfall stimmt das, die Realität sieht jedoch meist anders aus.
Hilflose Hilfsorganisationen?
In letzter Zeit häufen sich die Berichte über die Altkleider-Container und die dahinter stehende Verwertungskette. Im Zweifelsfall findest du deinen gespendeten Pulli und die Jeans einfach im nächsten PicknWeight-Laden wieder.
Die Container werden nicht nur von Hilfsorganisationen aufgestellt. Sie bekommen auch Konkurrenz von Sammelcontainern mit schleierhafter Herkunft. Der Dachverband FairWertung schätzt, dass jeder sechste Container illegal aufgestellt wurde. Die Betreiber dieser Container nutzen die gespendeten Kleider als Rohstoff und verkaufen ihn weiter. Das Verblüffende ist, dass nicht mal das DRK dir genau sagen kann, wohin dein Pulli und deine Jeans kommen würden:
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Unternehmen wie Soex sammeln im Auftrag des DRK einen Großteil der Kleiderspenden ein, sortieren die Sachen und verwenden diese für ihre Zwecke. Zum Beispiel verkaufen sie Einiges an ausländische Händler, manches wird aber auch als Vintage-Kleidung wieder weiterverkauft. Wie Jäger & Sammler hervorheben, ist die Gewinnspanne gerade bei der Second-Hand-Kleidung beträchtlich. Während Soex für das Kilo noch 12 bis 37 Cent bezahlt, gibst du der Soex-Tochter PicknWeight 25 bis 95 Euro für ein Kilo.
Gewinner und Verlierer
Will Soex dich mit einem karitativen Deckmantel darüber hinwegtäuschen, dass es mit den Altkleider-Spenden Gewinne erzielt? Es ist schwierig, einem Unternehmen die eigene Wirtschaftlichkeit vorzuwerfen. Strittig bleibt vor allem ein Punkt: Für die Umwelt sind die Container zwar sinnvoll, da die Kleidung recycelt wird. Aber die gespendete Kleiderflut, so lautet der Vorwurf, bedrohe die heimische Textilindustrie in Afrika, Asien und Südamerika und nehme den Menschen vor Ort die Arbeitsplätze. FairWertung stellt eher die Konkurrenz durch asiatische Hersteller in den Vordergrund. Es ist also nicht ganz klar, welche Auswirkungen die Kleiderspenden von Soex und Konsorten in ihren Zielländern haben. Du solltest aber im Hinterkopf behalten, dass Unternehmen wie Soex von deinen gut gemeinten Spenden in jedem Fall profitieren. Wenn du das vermeiden möchtest, solltest du deine Kleider lieber nicht in einen Container werfen.
Was du mit deinen alten Klamotten machen kannst
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Wenn du sicher gehen möchtest, bringst du deine ausgetragene Kleidung am Besten direkt zu den Hilfsbedürftigen: Es gibt in vielen deutschen Städten soziale Einrichtungen, Sozialkaufhäuser und auch sogenannte Kleiderkammern, die die Sachen direkt an Obdachlose, Geflüchtete oder andere Bedürftige weitergeben.
In Köln gibt es zum Beispiel die Kleiderkammer des DRK-Kreisverbands e.V. in der Oskar-Jäger-Straße 101-103. Die Deutsche Kleiderhilfe e.V. mit Sitz in der Von-Quadt-Straße 30 in Köln Dellbrück sammelt und betreut auch einen Kältebus, der Obdachlose in der kalten Jahreszeit mit warmer Kleidung versorgt.
Auch sehr hilfreich ist die Online-Plattform www.wohindamit.org. Sie hilft dir, deine aussortierte Kleidung, aber z.B. auch Bücher oder Möbel ganz einfach in drei Schritten ans Ziel zu bringen. Ruf am Besten vorher immer an, um sicher zu gehen, dass die Dinge im Moment gebraucht werden.
Angesichts
der unklaren Lage lässt du den Altkleider-Container um die Ecke
vielleicht doch erst mal zu. Dein Pulli und die enge Jeans freuen
sich aber auf jeden Fall, wenn du versuchst, ihnen noch ein wenig das
Leben zu verlängern und sie an lokale Stellen spendest.