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Glühbirne | „Und was sind deine Vorsätze fürs neue Jahr?“

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Nichtsahnend laufe ich im letzten Monat des Jahres draußen herum und dann ist sie da, die Frage aller Fragen. Und mein Versuch sie mir selbst zu beantworten.

(CC-0) nidan / pixabay.com

Mitte Dezember. „Und was sind so deine Vorsätze fürs neue Jahr?“, brüllt mir der Typ, der noch vor zwei Minuten sein halbes Kölsch über mir verschüttet hat auf einer WG-Party viel zu laut ins Ohr. „Ähmmm...“ „Oh nein, ist es schon wieder so weit?“, denke ich nur. Während ich gedanklich die Augen verdrehe, gehe ich so schnell wie möglich alle gängigen Antwortoptionen durch und entscheide mich für „Mit dem Rauchen aufhören“. 

Ich rauche nicht mal. Das weiß meine mittlerweile zweieinhalb-minütige Bekanntschaft aber natürlich nicht. Noch während ich den Satz ausspreche, bereue ich ihn. Mein Blick wandert zu seiner rechten Hand und ich weiß genau was jetzt folgen wird. Während er in seiner monologartigen Ausführung zu all seinen vergeblichen Versuchen mit dem Rauchen aufzuhören kurz Luft holt, nutze ich die Gelegenheit und verziehe mich an das andere Ende der Wohnung.

Dem Typen laufe ich an dem Abend zwar nicht mehr über den Weg, seine Frage begleitet mich dann aber doch noch eine Weile. „Und was sind so deine Vorsätze fürs neue Jahr?“ Hm. Mehr Sport, das hatte ich schon mal. Gesunde Ernährung – hab ich einigermaßen drauf. Vielleicht dieses Semester früher mit der Hausarbeit anfangen. Klingt eigentlich sinnvoll. Dann denke ich daran, dass ich mir das ja zu jedem Semesterstart vornehme und verwerfe die Idee auch direkt wieder. 

Kurz spiele ich mit dem Gedanken die verbleibenden zwei Wochen tatsächlich mit dem Rauchen anzufangen, um dann zumindest meinen Vorsatz von der WG-Party benutzen zu können. Aber dann denke ich wieder an den Monolog meiner letztlich fünfminütigen Bekanntschaft und beschließe, dass mir das zu riskant ist.

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„Sinnvolle Neujahresvorsätze“ tippe ich in die Suchmaske der beliebtesten Quelle qualitativ hochwertiger Antworten ein. „57 Ideen für gute Vorsätze“ – das klingt doch erfolgsversprechend. „Lies mindestens ein Buch pro Monat, „weniger Lebensmittel wegwerfen“ oder „weniger Zeit am Handy verbringen“ – diese Ideen finde ich zwar tatsächlich sinnvoll, aber mindestens genauso sinnvoll finde ich auch alle 55 anderen Möglichkeiten aus der Liste. 

Ich, als Entscheidungsliebhaberin, tue mich also ein wenig schwer. Für welche der zig Optionen entscheide ich mich denn nun? Und sollte mein eigener Vorsatz nicht persönlich und individuell sein? Ich klappe den Laptop wieder zu und vertage die Entscheidung auf ein andermal.

Silvester. „Und was sind so deine Vorsätze fürs neue Jahr?“ Mist, ich habe den Moment verpasst auf Toilette zu verschwinden. Dass ich mich bei einem Raclette-Abend auf so eine Frage vorbereiten muss, hätte mir klar sein sollen. Na, das mit meinem Vorsatz von letztem Jahr mir alles aufzuschreiben, um es nicht zu vergessen funktioniert ja wunderbar. Ich gehe kurz in mich und antworte: „Mit dem Rauchen aufhören“, nicht ohne deutlichen Sarkasmus in der Stimme.

Dass ich gar nicht rauche, das wissen hier alle. Mein kreativer Ausdruck des „Ich habe keine“ wird auf jeden Fall positiv aufgefasst. Alle lachen kurz auf und geben die Frage dann an mein Nebenan weiter. Ich freue mich darüber, wiedermal einer Entscheidung davongelaufen zu sein und da fällt er mir ein, mein Neujahrsvorsatz: Entscheidungen treffen. Ich ziehe in Gedanken den Hut vor mir selbst und beschließe mir das später aufzuschreiben.

Glühbirne

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