Leitung: Katrin Steinhausen und Joshua Gerhard

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Aus dem Leben einer Kabelschabe

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Ich studiere irgendwas-mit-Medien, also habe ich mir einen irgendwas-mit-Medien-Nebenjob gesucht. “Irgendwas” ist allerdings drastisch untertrieben, denn ich arbeite als (Trommelwirbel) Kabelhilfe beim PDR*. “Hä? Du hälst das Kabel. Was soll daran so besonders sein?!”. Oh ho. Gefährlich. Diesen Satz solltest du niemals vor einer Kabelhilfe aussprechen und falls doch, dann lauf! (weit wirst du nicht kommen, denn die Kabelhilfe zieht in diesem Moment das Kabel stramm und im nächsten liegst du mit Kabelbindern gefesselt am Boden). Tja.

Ich fühle mich verantwortlich, Aufklärungsarbeit zu leisten und euch zu erklären, warum der Job als Kabelhilfe so viel mehr ist als das Halten eines Kabels. Klar, in erster Linie passen wir auf, dass der/die Kameramann/-frau nicht über das eigene Kabel stolpert. Aaaaaber fangen wir vorne an. Alles beginnt und endet mit einer Acht. "Einer Acht?", höre ich euch fragen. Damit das verständlich wird, zitiere ich mal eben aus dem Kabel-Handbuch Kapitel 1, §1:

Willst du ein Kabel ohne Drall, so lege eine Acht und keinen Ball.
Warum erkläre ich das? Nun ja, ab jetzt werde ich ganz viele schlechte Wortwitze mit dem Wort “Acht” machen können (hehe).

Warum ist denn nun der Job als Kabelhilfe so viel mehr? Lasst es mich an ein paar mACHTvollen Beispielen erläutern. Habt ihr euch schon immer mal gefragt, wer die Teelichter auf den Tischen des Kölner Treffs anzündet? Und wer damals die Bälle zurück ins Bällebad warf, während Götz Alsmann und Christine Westermann darin Tierköstüme anzogen? Jaja, das sind wir. Wir sind Seelensorger, Therapeut und Lästerschwester für unsere Kameramänner/-frauen. Wir kriechen unter die (wirklich dreckige) Bühne des Gürzenichs und in die (wirklich enge) Orgel der Philharmonie. Wir ziehen Kabel durch Urin und Erbrochenes an Karneval und verlegen sie über den gesamten Roncalli Platz.

Alles für ein sauberes Kamerabild - das ist unser Motto!
Wir stolpern über Lampen, damit es unser Kameramann/-frau nicht tut und stellen uns schützend zwischen Feuerfontäne und Kamera (okay, das war übertrieben).

Wir Kabelschaben (wie wir uns nennen) sind dabei, wenn Bosbach erboßst aus dem Maischberger-Studio läuft. Wir sind dabei, wenn mitten in der Livesendung der Feueralarm losgeht und das gesamte PDR* das Gebäude räumen muss. Wir sind um 3 Uhr morgens im Studio des Morgenmagazins, obwohl die Sendung erst um 5 Uhr 30 beginnt. Und wir müssen enttäuscht feststellen, dass das LED-Tor bei Hirschhausen gar nicht automatisch ist, sondern von vier Leuten auf- und zugeschoben wird (der PDR* spart, wo er kann).

Wir haben unsere Seele ans Fernsehen verkauft.
Normal Fenrsehschauen? Geht nicht mehr. “Oh man, viel zu früh aus der MAZ rausgegangen.” ... “Da war eine Pumpe im Bild!” ... “Wer macht denn die EB? Die wackelt voll!” ... “Schnitt in die 3! SCHNITT IN DIE-“ – “JETZT HALT DEINEN MUND!”. Ich entschuldige mich hiermit bei allen Menschen, die mit uns Kabelschaben fernsehen müssen.

Alles, was wir wollen, ist ein klein wenig Anerkennung (und schönere und bequemere Sicherheitsschuhe), denn ohne uns gäbe es ein wackliges Bild, deprimierte Kameramänner und Kamerafrauen und kein Kerzenschein beim Kölner Treff.

Und weil ich kaum Wortwitze mit “Acht” gemacht habe, hole ich das zum Schluss noch mal eben nach:

Wir haben uns gedACHT: Wäre doch gelACHT, wenn wir nicht über nACHT das Fernsehen in OhnmACHT gemACHT. Mit BedACHT und ganz sACHT sei gesACHT: Kabelhilfen an die mACHT!
(okay, das mACHT keinen Sinn. Tschüss.)


*Name von Redaktion geändert

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