Eine Ode dem "Trash"-TV
Verfasst von Kathrin Hetzel am
Liebe Leute, Breaking News – “Frauentausch” wird abgesetzt! Seit knapp 15 Jahren gibt es das Format nun schon und somit geht eine regelrechte Ära von “Erdbeerkäse”, “Halt Stop - jetzt rede ich!" und “Kindermilch” zu Ende. Das RTL2-Reality-Format wird klassischer Weise dem Genre “Trash-TV” zugeordnet und wird bei uns auch mal etwas herablassend als “Assi-TV” bezeichnet.
Wahrscheinlich gibt es unzählige Artikel darüber welch einen schlechten Einfluss die Sendung auf unsere Gesellschaft hat, Stichwort “Volksverblödung”.
Wird Zeit mal ein gutes Wort für Formate wie “Bauer sucht Frau”, “Schwiegertochter gesucht” und Co. einzulegen. Denn – sind wir mal ehrlich – wir sind wenigstens beim Durchzappen alle schonmal hängen geblieben. Ob verkatert am Sonntagnachmittag, nachts nach einem Spielfilm oder zur “Trash-TV”-Primetime: am frühen Nachmittag.
Aber sind die denn wirklich so anders als irgendeine Emmy-prämierte Netflixserie? Oder werden wir mal noch ein bisschen klassischer: Vergleichen wir doch mal eine Folge “Frauentausch” mit dem antiken Aufbau eines klassischen Dramas - quasi wie im Deutschunterricht:
Exposition: Renate aus dem Allgäu und Rebecca aus Köln-Porz werden vorgestellt. In der Steigenden Handlung verabschieden sich die beiden von ihren Familien und werden ins Auto gesetzt und zur jeweils anderen Familie geschickt. Die lernen sich dann kennen und da zwei vollkommen gegensätzliche Familien ausgesucht wurden, geraten die natürlich voll aneinander. Der Höhepunkt mit Peripetie ist dann ein vollkommener Ausraster entweder der “getauschten Frauen” oder der “ungetauschten Familie”. Dann hat Rebecca die liebevoll aufgeklebten Post-its mit der Aufschrift “dreimal täglich Wischen bitte!” wohl irgendwie ignoriert und der gute Peter (Ehemann von Renate) rastet ein wenig aus, weil Rebecca angefangen hat den Kindern Fertigsuppen zu kochen. In der Fallenden Handlung passen sich dann alle doch an und nimmt die Vorschläge der anderen an. In der Lösung des Konflikts treffen die beiden Frauen dann aufeinander und gestehen sich, dass der ganze Austausch doch nicht so blöd war wie anfangs gedacht. Es wird ein bisschen geweint und dann gehts wieder zurück nach Hause. Da wird dann auch nochmal ein bisschen geweint und am Ende sind alle glücklich. Klassisches Drama also.
Und schließlich hätte nicht nur Stefan Raab ohne “Gesichtswurst” und “Bio ist für mich Abfall” viel weniger zu tun gehabt, sondern wir auch schlicht und ergreifend einfach weniger Spaß! Bleiben wir also einfach dabei die aufwändigen außergewöhnlichen Alliterationen aller astreinen angestellten ”Bauer-sucht-Frau”-Texter zu bewundern, sich zu fragen wann Beate endlich den Richtigen findet oder bei der nächsten Dschungelprüfung etwas angeekelt mitzufiebern.
Ich gebe es offen und ehrlich zu: Ich bin ein Fan von Trash-TV. Ist mir vollkommen egal, was für einen schlechten Einfluss das auf unsere Gesellschaft hat, es unterhält mich trotzdem. Und schließlich sollte man das Ganze ja mit einer gewissen Distanz anschauen können, sodass man noch erkennt was hier Realität ist und was nicht.
Und wenn mir das Anschauen von “Köln50667” gesellschaftskritisch, politisch oder intellektuell echt überhaupt nichts gebracht hat, so hat es mir dennoch geholfen mir meine Postleizahl von jetzt an viel besser merken zu können.