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Whitewashing im Kontext

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Whitewashing und Representation sind besonders zur Zeit heiß diskutierte Themen der Film-Welt. Einige halten diese Probleme für trivial, während andere es für eines der größten Hürden des modernen Kinos halten. Aber was ist Whitewashing eigentlich und warum wird so viel darüber geredet?

(CC-0) mermyhh / pixabay.com

Um zu verstehen was Whitewashing eigentlich ist, müss man sich die lange und traurige Geschichte des Blackface, Yellowface, Redface und Brownface genauer ansehen. Dabei handelt es sich um weiße Schauspieler, die mithilfe von Make-Up und rassistisches Stereotypen Charaktere anderer Ethnien karikieren. Ein frühes Beispiel für Blackface sind beispielsweise Darstellungen von Othello und andere schwarze Charaktere im elizabethanischen Theater. Allerdings war hier noch nicht die Stereotypisierung und Karikierung afrikanischer Identitäten Teil der Darstellungen.

Wenn man heute and Blackface und Yellowface denkt, dann eher an Darstellungen im Theater, Varieté und frühen Film (im Falle von Blackface) bis hin in die Hollywood-Filme der 1960er (im Falle von Yellowface). Berühmte Beispiele sind hierbei Al Johnson im Musical-Film The Jazz Singer aus 1927 und Mickey Rooney als der japanische Nachbar in Breakfast at Tiffany's aus dem Jahre 1960.

Das typische Image des Blackface mit der dunklen, aufgemalten Hautfarbe, großen weißen Augen und dem übermalten roten Mund lebte auch noch in der Darstellung von schwarzen Charakteren in Animationsfilmen  bis in die 1950er weiter.

Redafce, also die Darstellung von Natives in Amerika, war in den Western-Filmen auch lange Zeit gang und gebe.

Dennoch sind diese Praktiken kein Ding der Vergangheit. Besonders außerhalb von Amerika wird Blackface noch praktiziert, wie besipielsweise in den Niederlanden mit den sogenannten “Zwarte Pieten”.

Nun sind Black-, Yellow- und Redface noch nicht ganz das gleiche wie Whitewashing, allerdings trennt die Konzepte nicht viel.

Während sich fast alle einig sind, dass der Gebrauch von Make-up zur Darstellung anderer Ethnien zumindest geschmacklos (und eigentlich geradeheraus rassistisch) ist, werden noch immer weiße Schauspieler in Rollen anderer Ethnien gecastet. Jüngere Beispiele sind da etwas Jake Gyllenhaal in Prince of Persia und Emma Stone in Aloha. In diesen Fällen wird einfach komplett ignoriert, dass keine dieser Schauspieler irgendwie wie die eigentlichen Ethnien ihrer Rollen aussehen.

Bei den häufigsten Fällen von Whitewashing wird jedoch ein Charakter aus einem Ausgangsmaterial, besipielsweise einem Buch oder Comic, umgeschrieben, sodass er oder sie von einem weißen Schauspieler gespielt werden kann.

Die Liste zu dieser Form von Whitewashing ist lang, sehr lang. Die häufigste Verteidigung für diese Praxis ist, dass die meisten berühmten Schauspieler weiß sind und ohne ein prominentes Gesicht, lässt sich der Film nicht verkaufen. Dieses Argument ist jedoch eine Art Zirkelschluss. Schauspieler können erst Prominentheitsstatus erreichen, wenn sie bei großen Produktionen mitmachen und jungen, unbekannten weißen Schauspielern werden eher größere Rollen gegeben, als jenen anderer Ethnien und Hautfarben. Das zeigt allein schon ein Blick auf die Besipiele für Whitewashing. Jennifer Lawrence war vor The Hunger Games gerade im kommen, jedoch hat erst die Jugendromanverfilmung ihr zum Sprung zur internationalen Berühmtheit verholfen. Im Buch wird die Protagonistin Katniss Everdeen, welche Lawrence im Film Darstellt, als dunkler Typ mit olivfarbener Haut und schwarzen Haaren beschrieben. Die Darsteller in Avatar- The Last Airbender waren allesamt relativ oder komplett unbekannt. Während jedoch in der Animationsserie alle Charaktere ausnahmslos nicht-weiß sind, werden die Helden im Film von weißen Schauspielern dargestellt.

Es gibt durchaus Fälle, in denen der Vorwurf von Whitewashing nicht ganz gerechtfertigt ist. Eines der jüngsten Fälle ist die Netflix-Verfilmung von Death Note. Viele Fans des eigentlichen Mangas bzw. Animes waren enttäuscht, dass die Hauptcharaktere nicht von asiatischen Schauspielern gespielt wurden. Allerdings scheint es in diesem Fall gerechtfertigt zu sein, da es sich bei der Verfilmung zugleich um eine Lokalisierung handelt. Der Hauptcharakter Light Yagami, in der Verfilmung zu Light Turner umbenannt, wird als privilegierter Musterschüler charakterisiert. Ihn in einer amerikanischen Lokalisierung weiß zu machen ist deshalb nur logisch.


Die negativen Konsequenzen von Whitewashing sind vor allem zwei Faktoren:

Nicht-weiße Schauspieler haben weniger Rollenmöglichkeiten und müssen sich häufig mit Rollen zufrieden geben, welche Stereotypen unterstützen. Deshalb kann die Darstellung von traditionell weißen Charakteren von nicht-weißen Schauspielern, nicht mit Whitewashing gleichgesetzt werden. Dennoch ist der Backlash dabei immer noch sehr groß, wie sich zuletzt beim Casting von Michael B. Jordan als Human Torch in Fantastic Four gezeigt hat.

Als zweites gibt es noch das Problem der Repräsentation. Der britisch-pakistanische Schauspieler Riz Ahmed hat vor einiger Zeit dazu eine prägnante Rede im UK-Parlament gehalten


What people are looking for is a message that they belong. That they are part of something, that they are seen and heard and valued. They want to feel represented.

If we don’t step up and tell a representative story, we’re going to start losing people to other stories. We’re going to start losing British teenagers so the next chapter in their lives is written by Isis in Syria. We’re going to start losing MPs like Jo Cox, who are murdered in the street because we’ve been sold a story that’s so narrow about who we are and who we’ve been and who we should be.

Das Problem von Whitewashing ist also durchaus immer noch relevant und obwohl in letzter Zeit schon viel Fortschritt passiert ist, gibt es noch einen weiten Weg bis Schauspieler aller Ethnien und Hautfarben faire Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben und sich Personen von verschiedenen ethnischen Hintergründen sich in den Medien fair repräsentiert fühlen können.

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