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Warum mein Papa Nomade werden sollte

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Morgens 8 Uhr. Mein Papa macht sich auf den Weg zur Arbeit. A57 Richtung Krefeld– natürlich Stau - wie immer. Angekommen in der Firma. Ein bisschen produktives Arbeiten bitte. 8 Stunden Arbeit, halbe Stunde Pause, denn so ist es gesetzlich vorgeschrieben, vielleicht noch 1-2 Stunden Überstunden, wer weiß was alles so anfällt. 17:30Uhr: Feierabend – endlich nach Hause, wie leider auch alle anderen Arbeitnehmer: A57 Richtung Kamp-Lintfort – Stau: wer hätte das gedacht!

(CC BY 2.0) laurahoffmann51 / flickr.com

Zur selben Zeit in Bali: Ein Grafikdesigner – nennen wir ihn Peter – steht auf und blickt auf seinen heutigen Arbeitsplatz. Der Weg zur Arbeit ist kurz, kein Stau, denn der Strand liegt direkt vor der Tür. Klingt komisch? Irgendwie unfair? Hat Peter Urlaub oder was macht der am Strand von Bali?

Laptop, Smartphone und permanenten Zugriff aufs Internet

Nein, Peter ist ein “Digitaler Nomade”. So nennen sich Menschen, die quasi von jedem Ort der Welt aus arbeiten können, solange sie drei essentielle Dinge haben: Laptop, Smartphone und permanenten Zugriff aufs Internet. Klingt ja nach einem Traumjob oder? Ich dachte ja immer Nomaden sind so komische Hirtenvölker, die durch die Wüste ziehen – hupsi, wohl doch nicht oder? 

Nomaden sind Menschen, die aus ökonomischen Gründen eine nicht-sesshafte Lebensweise führen

Google sagt mir: Nomaden sind Menschen, die aus ökonomischen Gründen eine nicht-sesshafte Lebensweise führen, unter anderem ist dies notwendig aufgrund von extremen klimatischen Bedingungen oder dem Folgen von Tierwanderungen. Gut ich denke nicht, dass ein Grafikdesigner in Bali arbeitet, weil er den Spuren von Zebras gefolgt ist. Vielleicht kommt das mit den “extremen klimatischen Bedingungen” schon eher hin. Schließlich arbeiten Digitale Nomaden schlichtweg einfach da, wo es ihnen grade gefällt. Da kann ich mir schon vorstellen, dass Peter dem Nieselwetter in Deutschland die extrem (guten!) klimatischen Bedingungen von Bali vorzieht.

Hubud auf Ubud

Digitale Nomaden wollen flexibel und vollkommen ungebunden Reisen, dabei arbeiten und dem typischen “Nine-to-Five”-Job entfliehen. Die Vorteile dieser Art von Arbeiten liegen auf der Hand. In Ubud auf Bali – eine der favorisierten “home bases” der digitalen Nomaden – gibt es ein Cafe namens “Hubud”, in dem es nur so von digitalen Nomaden wimmelt. 30 verschiedene Nationalitäten arbeiten rund um die Uhr bei geeistem Cappuccino und Blick auf die weiten Reisfelder Ubuds. Für volle Flexibilität gibt es komplette Monatsabos oder aber auch nur Tagespässe, um sich einen Arbeitsplatz im Cafe zu sichern.

Ich werd' Nomade!

Klingt bisher wirklich super. Ich glaube meinem Papa würds gefallen, vielleicht nicht Bali, sondern eher da wo viel Schnee liegt! Allerdings ist das Ganze auch nicht wirklich günstig. Und so komplett weg von Familie und Freunden kann man auch schnell zum Workaholic mutieren. Denn schließlich hat man eben keinen Urlaub, sondern muss dort Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Die Trennung zwischen Privatem und Geschäftlichem findet nicht mehr wirklich statt. Irgendwie also zwiegespalten die ganze Sache. 


Naja mal sehen ob mein Papa irgendwann – ganz ohne Stau – mit den Skiern zur Arbeit fahren wird oder von der Almhütte aus arbeiten wird. Ich bezweifle es, da hat meine Mama wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden.

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