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Ein Daumen hoch für die Gegenseite! Über Filterblasen und Echokammern

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Seit der Wahl Donald Trumps ist der Begriff Echo Champer ein allgegenwärtiges Buzzword. Laut diversen Artikeln und Thinkpieces seien sie Schuld an der Wahl, verschlechtern den politischen Diskurs oder zerstören gar die Demokratie. Aber wie werden unsere Feeds auf Sozialen Netzwerken kuratiert und wie entsteht eine sogenannte Echokammer überhaupt? Und sind sie überhaupt neuartige Phänomene oder handelt es sich bei ihnen um neue Symptome alter Probleme?

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Eine Filterblase ist das Resultat verschiedener Filtermechanismen, die unsere Online-Erlebnisse modifizieren und auf unsere persönliche Preferenzen zuschneiden. Das ist zunächst einmal extrem hilfreich. Das Internet beherrbergt viel zu viele Daten um ohne jegliche Filter relevante Informationen zu finden. Wenn man beispielsweise „Sushi“ googelt, dann bekommt man Restaurants in seiner Nähe gezeigt und nicht in irgendeiner anderen Stadt. Der Standort ist also ein wichtiger Faktor beim Filtern der Informationen. Google verwendet darüber hinaus auch frühere Suchstichworte und Status-Updates von dir und deinen Kontakten auf Sozialen Medien um ein Profil zu erstellen. Diese Art von Datensammlung ist besonders für Werbung interessant, die dadurch auf jeden Nutzer persönlich zugeschnitten werden kann.

"Ein einseitiges Meinungsumfeld birgt die Gefahr, die eigene Meinung weiter zu extremisieren"
Darüber hinaus wird auch nach Inhalt gefiltert, besonders wenn es um Feeds auf Sozialen Netzwerk geht und nicht nur konkrete Suchanfragen. Artikel, die von deinem Umfeld gelikt und geteilt wurden und entsprechen in dein eigenes Nutzerprofil reinpassen werden angezeigt. Während solche, die dem Nutzerprofil nicht entsprechen, gar nicht erst im Feed auftauchen. Dies hat zur Gefahr, dass man immer wieder Artikel angezeigt bekommt, die die eigene Meinung bestätigen. So entsteht eine Echokammer.

Ein solches einseitiges Meinungsumfeld birgt die Gefahr die eigene Meinung weiter zu extremisieren. Das heißt nicht, dass jeder der linksliberal eingestellt ist und von anderen linksliberalen umgeben ist, früher oder später zur sozialistischen Revolution aufruft, allerdings können sich Feindbilder verstärken und die Meinungen schaukeln sich sozusagen immer weiter auf. Ein solches Phänomen wurde auch schon in einer Studie über das Verhalten von Richtern in Amerika beobachtet. Sitzen konservative Richter in einem Gremium mit anderen konservativen Richtern, verlagern sich ihre Ansichten weiter nach rechts. Ähnlich verhält es sich bei liberalen Richtern. Die fairsten Entscheidungen wurden bei gemischten Gremien getroffen.

Mit konträren Meinungen konfrontiert zu werden ist aber nicht nur wichtig um ein vermeindliches Gleichgewicht zu finden. Es ist nicht immer richtig die Mitte als ideale Lösung zu finden und Kompromisse sind nicht immer automatisch positiver, allerdings führt die Hinterfragung des eigenen Standpunktes dazu, diese weiter zu differenzieren und konkretisieren. Dies wurde auch oft als einer der Gründe für Trumps Wahl in Amerika aufgeführt. Auf der rechten Seite wurden durch sogenannte Fake-News Feindbilder in Form von Muslimen und Mexikaner zugespitzt und im linken Lager wurden Konservative als dumme Bigoten dargestellt, ohne sich konkret mit deren politischen Meinungen und Argumentationen auseinanderzusetzen.

"Diese Konfrontation kann sich in offener Diskriminierung ausdrücken oder kleinerer Mikroaggressionen"

Ist es aber überhaupt fair dem linken Lager komplette Ignoranz gegenüber Konservativen vorzuwerfen nur weil der Online-Kontent gefiltert wird? Eine solche Interpretation geht meist von einem mittelschichtlichen und weißen Bild des linken Lagers aus, welche auch Offline nur von Gleichgesinnten umgeben sind. Das stimmt aber häufig besonders im Falle von Minderheiten eben nicht. People of Color (nicht-weiße Menschen), Frauen und gender-nonkonforme werden nämlich ständig mit ihrem Minderheitenstatus konfrontiert. In der Praxis ist es dadurch nahezu unmöglich das politisch gegenüberliegende Lager zu ignorieren. Diese Konfrontation kann sich in offener Diskriminierung ausdrücken oder kleinerer Mikroaggressionen. Nun scheint das ein extremeres Beispiel zu sein, jedoch sollte es im Diskurs über die Echokammern nicht außer Acht gelassen werden. Denn das Misstrauen gegenüber dem konservativen Lager stammt nicht einfach von einer einseitigen Meinungsmache, sondern von persönlichen Erfahrungen. 

Nun handelt es sich bei Bestätigungsfehlern nicht um ein neues Phänomen. Menschen tendieren im Allgemeinen dazu bereits im Vorfeld Resultate zu erwarten, die die bereits existierende Meinung bestätigen. Und soziale Umfelder neigen ebenfalls dazu politisch homogen zu sein. Auch Meinungsmache in den Medien ist keine Erfindung des Internets. Allerdings gibt das Internet diesen alten Problemen neue Werkzeuge sich zu entfalten. Wer also eine ausgewogene Berichterstattung auf seinem Feed sehen will, muss sich aktiv darum bemühen und auch News Seiten, Journalisten und Politikern folgen, die nicht unbedingt der eigenen Meinung entsprechen. Denn Filterblasen können nur problematisch werden, wenn man sie lässt. 




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