Diese bösen Türen...
Verfasst von Bentje Staack am
Ich
drücke die Klinke runter, lehne mich mit ganzem Körpergewicht gegen die Tür –
doch die Tür bleibt zu. Kommilitonen zeigen auf mich, filmen mit ihren Handys,
kichern durcheinander. Ich werde rot, setze meinen besten
haha-ich-bin-so-doof-Gesichtsaudruck auf und stelle mich ganz unauffällig vor den
“Ziehen”-Aufkleber, der in Postergröße auf der Tür klebt.
Doch Schluss mit dem Schämen! Es gibt überhaupt keinen Grund dafür! Darf ich verkünden:
Es liegt nicht an uns, es liegt an an den Türen!Um genauer zu sein: es liegt am schlechten Design der Tür. Jaja, richtig gehört! Wenn alltägliche Dinge, wie z.B. Türen, eine Anleitung zur richtigen Benutzung brauchen, dann ist bei der Entwicklung einiges schief gelaufen. Ein gutes Design zeichnet sich darin aus, dass wir nicht groß darüber nachdenken müssen, wie man etwas zu benutzen hat. Niemand hat die Zeit vor der Tür stehenzubleiben, sich aufmerksam das “Ziehen”-Schild durchzulesen um die Tür dann selbstbewusst und vor allem “richtig” zu öffnen.
Der Mensch sollte sich nicht an die Gegenstände anpassen müssen, sondern die Gegenstände an den Menschen (Anmerkung des Autors: Der Mensch muss sich an Gegenstände anpassen, obwohl diese vom Menschen entwickelt wurden – merkt ihr selber, wa?!).
Das Zauberwort: “Human-Centered Design” (dt. Nutzerorientierte Gestaltung). Die Kunst, Gegenständen und Technik so zu designen, dass diese an das Denken, das Verhalten und die Bedürfnisse von Menschen angepasst sind. Aus der Perspektive des Verbrauchers, das ist der Grundgedanke.
Wir bleiben bei dem Beispiel mit den Türen. Der Kognitionswissenschaftler und Informatiker Don Norman sagt:
“An ideal door is one where […] I walk through it [and] I am not even aware that I had opened a door […].”
Er ist der Meinung, dass das Design von Türen klare Signale senden muss. Hätten Türen zum Beispiel einfach eine Metallplatte an der Stelle, wo eigentlich die Klinke sein müsste, würden wir nicht auf die Idee kommen an der Tür zu ziehen. Genauso wäre es mit einer waagerechten Stange zum Runterdrücken. Dagegen wären Türen mit Autotür-ähnlichen Griffen zum Ziehen.
Das Problem: meistens fehlt das Geld und die Zeit um sich ausführliche Gedanken über das Design zu machen. Außerdem liegt es auch oft daran, dass Ingenieure und Designer nicht eng genug zusammenarbeiten.
Technik mag zwar logisch sein, die Welt und vor allem der Mensch ist es aber nicht.Design soll den Alltag erleichtern, ihn nicht etwa erschweren! Deswegen mein Vorschlag: wie wär’s, wenn es überall nur noch Schwingtüren gäbe? Somit wäre das ziehen-oder-drücken-Problem behoben und es gäbe keine peinlichen Videos mehr von mir, wie ich gegen Türen laufe.