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Schlau wie ein Fuchs, dumm wie ein Esel

Verfasst von Richard Krings am

Das Känguru als sarkastischer und vorlauter Gesprächspartner an der Seite von Marc Uwe Kling ist bei weitem nicht das einzige Tier, welches sich ganz selbstverständlich dem Medium Sprache bedient. Sprechende Tiere begegnen uns überall in Literatur sowie in der Film- und Fernsehlandschaft.

(CC-0) Public Domain / pixabay.com

Tiere mit der Fähigkeit zu Sprechen haben eine lange Tradition. Schon die listige Schlange im Alten Testament konnte Eva davon überzeugen, von den Früchten des Baum der Erkenntnis zu naschen. Zwar heißt es in diesem Fall, dass der Teufel persönlich durch die Schlange spricht, doch dass die Tiere nur als Übermittler fungieren ist nicht unüblich.

Das Projizieren von menschlichen Eigenschaften auf Tiere oder auch Götter und Naturgewalten, nennt sich Anthropomorphismus. Im Laufe der Zeit wurden vielen Tieren bestimmte menschenähnliche Eigenschaften zugeschrieben. Vor allen Dingen in Märchen, Fabeln oder Kindergeschichten werden Tiere von vorne herein mit gewissen Stereotypen in Verbindung gebracht. Jeder von uns kennt den listigen und cleveren Fuchs oder den als dumm und störrisch geltenden Esel. Sobald diese Tiere auftauchen, ist meistens sofort klar, welche Rolle sie in der Handlung einnehmen.

Aber werden die Eigenschaften den Tieren überhaupt gerecht? Ist die Ziege wirklich ein leichtgläubiger und naiver Wiederkäuer? Und kann man dem Esel eine verhältnismäßig niedrigen Intelligenzquotienten zuschreiben? In der Regel nicht. Die meisten Stereotypen haben mit der zoologischen Wirklichkeit wenig zu tun. Der Esel beispielsweise erweist sich als durchaus intelligentes Tier. Seinen dummen Ruf hat er nur seinem Aussehen zu verdanken. In der antiken Physiognomik wurde von äußeren Merkmale auf Intelligenz und Charakter geschlossen. Große Ohren, überhängende Lippen und eine hohe Stirn galten als Anzeichen für Dummheit. Auch für das vermeintlich bockige oder störrische Verhalten des Esels gibt es eine ethologische Begründung. Der in der Wildnis vorkommende Esel bleibt bei Gefahr sofort stehen. Diese evolutionär bedingte Eigenschaft hat sich in der steinigen und bergigen Umgebung des Wildesels als besonders sinnvoll erwiesen.

Durch die Zuschreibung anthropomorpher Eigenschaften verlagert der Mensch seine eigene Welt in die des Tierreichs. Vor allen Dingen in Fabeln bewährt sich diese Methode, da sowohl Kinder als auch Erwachsene sich wohl lieber von einer weisen Eule belehren lassen, als von den eigenen Artgenossen.

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