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In and Outside the Norm

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„Heteronormativität“ - Klingt erst mal hochphilosophisch, ist aber etwas das jeden von uns betrifft und auf jeden Fall einen Leser wert ist.

(CC-0) chiguy66 / pixabay.com

Bedeutend ist der Begriff vor allem in den „Queer Studies“, also dem wissenschaftlichen Bereich, der sich mit LGBT-Themen auseinandersetzt und erstmals Anfang der 1990er von den Akademikern Michael Warner und Judith Butler geprägt wurde. Dieser Gedanke rund um die Heteronormativitätstheorie bezieht sich auf Gayle Rubins Konzept zum Sex/Gendersystem und Adrienne Richs Überlegungen zur Zwangsheterosexulalität (compulsory heterosexuality) aus den 1980ern. Aber nicht nur in der Wissenschaft ist dieses Thema von Bedeutung, auch für uns ist die Heteronormativitätstheorie wichtig, da sie ein gesellschaftliches Ordnungssystem beschreibt, in dem wir alle leben.

In diesem System ist Heterosexualität der Grundrahmen der Gesellschaftsordnung und gilt dem Menschen als immanent. Alle Personen, die von diesem Rahmen abweichen, wie zum Beispiel Homo-, Bi- und Transsexuelle, werden als unnatürlich betrachtet. Das hat zur Folge, dass die Normbrecher|nnen je nach kulturellem Rahmen mit sozialer Ausgrenzung und Vorurteilen, teilweise sogar mit Bestrafungen und Verfolgung zu kämpfen haben. Oft schließt sich sogar eine Toleranz für einzelne Personen dieser Kategorien nicht aus, sie sollen sich aber so weit wie möglich den geltenden Normen anpassen und so wenig wie möglich auffallen. Dieses Phänomen wird in Fachkreisen auch als „Homonormativität“ bezeichnet.

Homonormativität als Überlebensstrategie?

Lisa Duggans, auf die dieser Begriff zurück geht, sieht in dieser Homonormativität eine neoliberale Strategie, sich dem Status quo der Gesellschaft ein-, vielleicht sogar unterzuordnen und die bestehenden Machtstrukturen zu bestätigen. Dadurch, dass sich Homosexuelle den heterosexuellen Idealen (Ehe, Kinder, Hausbesitz, Monogamie) anzupassen versuchen, gehen Chancen verloren bestehende Normen zu brechen. Man kann diesen Begriff im Endeffekt auch als Kritik verstehen, dass Homosexuelle die bestehenden Normen nicht mehr wirklich herausfordern und hinterfragen sobald eine Gleichberechtigung erlangt wurde. Dadurch geht laut Duggans ein gewisses politisches Engagement für LGBT verloren und bestehende Idealnormen werden weiterhin gefestigt.

Auf der anderen Seite kann man die Leute, die sich an den gesellschaftlichen Normen anpassen wollen auch verstehen. Dadurch, dass wir Gruppenwesen sind und mehr oder weniger zur Gesellschaft dazu gehören wollen, dient diese Anpassung als Art Überlebensstrategie. Auch wenn andere Lebensstile so vielleicht nicht unbedingt herausgefordert werden, so zeigt diese Homonormativität doch, dass Homo-, Bi-, oder auch Transsexuelle als Teil der Kultur und der Gesellschaft akzeptiert werden, und das ist schließlich die Hauptsache!

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