Wundermittel Gehen
Verfasst von Stefanie Stier am
Die Klausurenphase fängt wieder an und die omnipräsente Frage drängt sich auf, wie man das geforderte Wissen noch rechtzeitig – also am besten so schnell wie möglich - in den Kopf bekommen kann. Schon mal darüber nachgedacht einfach beim Lernen spazieren zu gehen?
Die Menschheit fing vor ein paar Millionen Jahren an zu
gehen und ist seitdem immer klüger und klüger geworden. Evolutionsbiologen
vermuten heute, dass unser Gehirn erst dann richtig in Schwung gekommen ist, seitdem wir auf zwei Beinen gehen können. Wer geht kann mehr sehen und
hat die Hände frei für komplexe Tätigkeiten. Das zentrale Steuerorgan bekam
somit mehr und mehr zu tun und wuchs an seinen Aufgaben.
Beim Gehen bleibt genug Energie für das Gehirn übrig, welches ganze 20 Prozent des Energieumsatzes unseres Körpers benötigt. Trotzdem ist Gehen eine motorisch anspruchsvolle Tätigkeit, die Koordination und Gleichgewichtssinn erfordert. Während Tiere schon fast sofort nach der Geburt auf ihren Beinen herumspringen, brauchen menschliche Kinder ein Jahr dafür.
Gehen ist ein Tempo, für das der Mensch gemacht ist. Im Gegensatz zum Rennen, kann der Mensch fast beliebig lange gehen. Bewegungen beim Gehen führen dazu, dass sich die Gehirnhälften miteinander vernetzen. Die Besonderheit beim Zusammenspiel von Gehirn und Körper ist die Lateralisierung. Dabei kontrolliert die rechte Gehirnhälfte die linke Körperhälfte und umgekehrt. Beim Gehen müssen sich die Hemisphären gut absprechen und Informationen werden von einer Seite zur anderen verschoben. Dabei werden Ideen und Erinnerungen gefiltert, sortiert und neu zusammengeführt.
Denken, Fühlen und Wahrnehmen sind keine rein geistigen Prozesse sondern auch körperliche Prozesse. Wenn jemand lacht, werden vom Frohsinn die Lachmuskeln angeregt und umgekehrt fördern auch Lachmuskeln den Frohsinn. Diese neue Annahme veranschaulicht eine Wende in der Trennung von Körper und Geist.
Gehen, nur um von A nach B zu kommen, müssen wir heute nicht mehr. Es gibt andere Alternativen wie Autos, Züge, Rolltreppen und Segways. Gehen dient heute nicht mehr nur der Fortbewegung sondern drückt zum Beispiel auch Entschlossenheit, Erschöpfung, Entspannung oder Anspannung und Schüchternheit aus. Der Gang des Menschen dient damit auch als Signatur, da er oftmals das Erste ist, was wir von einem Menschen wahrnehmen.
Die Wissenschaft bestätigt heute, dass es nichts besseres für den Geist gibt als einen Spaziergang im Grünen. Ein Besuch im Park senkt den Pegel der Stresshormone. Einer Studie zufolge fördern Spaziergänge die Gedächtnisleistungen und senken das Risiko für eine Depression. So sagte auch schon Jean Jacques Rousseau: "Ich kann nur im Gehen denken. Sobald ich stehen bleibe, denke ich nicht mehr, mein Kopf arbeitet nur mit den Füßen gleichzeitig."