Bloß ein Tick oder doch schon eine Krankheit?
Verfasst von David Palm am
Manche schließen die Tür ihres Autos zweimal ab, andere müssen immer alles ganz ordentlich haben. Irgendeinen Tick hat fast jeder von uns, aber wo hört ein harmloser Tick auf und wo fängt die Krankheit an?
Wenn man OCD (Obsessive Compulsive Disorder) hört, denkt man sofort an Ordnungsfreaks wie zum Beispiel Monk oder an Leute die konstant ihre Händewaschen, Aber OCD (deutsch: Zwangsstörung) ist eine psychische Krankheit, bei der die erkrankte Person einen inneren Drang spürt, bestimmte Dinge zu denken oder zu tun. Diese Gedanken sind unsinnig und meistens repetitiv. Der Betroffene weiß in der Regel, dass die Gedanken keinen Sinn machen. Trotzdem hat er das Gefühl, den Zwängen nachzugehen. Ein typisches Beispiel für solche Zwangshandlungen wäre das wiederholte Ausschalten der Herdplatte. Der Unterschied zu einem Tick ist, dass die Herdplatte nicht nur zwei oder drei Mal ausgemacht wird, sondern sehr häufig und auch dann, wenn sie gar nicht angeschaltet war. Andere Beispiele für Zwangshandlungen sind häufiges Händewaschen, oder Berührzwänge. Zwangsgedanken, unangenehme oder unsinnige, unkontrollierbare Gedanken, treten auch häufig auf.
Wie Monk konnte ich nicht über Risse im Boden gehen und musste Laternenmasten und Stangen anfassen. Ich wusste nicht wieso - aber wenn ich es nicht tat, dann würde etwas schreckliches passieren.
- David Hobermann Co-Erfinder der TV-Serie Monk
Es ist noch nicht ganz geklärt warum Leute an OCD erkranken. Studien konnten aber zeigen, dass die Krankheit moderat erblich ist. Welche Genabschnitte genau dafür verantwortlich sind, ist aber noch nicht bekannt. Einige Psychoanalytiker gehen davon aus, dass OCD im Kindesalter entsteht, wenn Kinder ihre eigenen Triebe aus Angst unterdrücken. Eine andere Studie hingegen gibt erste Hinweise darauf, dass Zwangsstörungen im Erwachsenenalter durch Reaktionen auf körpereigene Antikörper ausgelöst werden könnten.
OCD ist die vierthäufigste psychische Erkrankung in Deutschland. 3,8% der erwachsenen deutschen Bevölkerung haben leiden darunter. Dennoch ist die Krankheit vielen unbekannt. Aus diesem Grund fühlen sich Betroffene oft alleine und es dauert dann meist sieben bis zehn Jahre, bis sie sich behandeln lassen. Aber weil sich die Krankheit im Laufe der Zeit verschlimmert, ist es wichtig, dass Erkrankte sich früh Hilfe suchen. In Deutschland ist die üblichste Behandlungsmethode eine „störungsspezifische Kognitive Verhaltenstherapie“. Diese findet in der Regel in regelmäßigen Abständen bei einem Psychologen statt. In der Therapie wird der Patient seinem Zwang ausgesetzt (Exposition) und soll dann lernen, seine Handlungen nicht durchzuführen. Diese Methode ist sehr erfolgreich und hat eine Rückfallmethode von nur 20%. Medikamentöse Behandlungen sind in Deutschland dagegen eher unüblich. Vor allem rein medikamentöse Behandlungen sind unüblich und sollen nur angewandt werden, wenn die Symptome so stark sind, dass eine Verhaltenstherapie keinen Sinn macht. Die Rückfallrate bei einer rein medikamentösen Behandlung beträgt 90%.