Möbel, Geld und Konsum
Verfasst von Julius Simon am
Qualität
und Langlebigkeit haben bekanntlich ihren Preis, insbesondere bei
Möbeln. Aber wer ist denn noch bereit einen Haufen Geld für sie zu
bezahlen, wenn die günstigen Alternativen doch viel unverbindlicher
und wandelbarer sind?
Kürzlich hab ich mich mit meiner Mitbewohnerin für eine Gartenbank ein paar Bretter vom Sperrmüll zusammengeschraubt und wie wir uns so produktiv fühlten, kamen wir irgendwie auf das Schreinerhandwerk zu sprechen. Insbesondere auf die Frage, ob es diesen Beruf in Zukunft überhaupt noch geben wird, wenn unsere Generation kaum noch bereit wäre viel Geld für geschreinerte Möbel zu bezahlen.
Eins vorab: Dass man sich als Student keinen massiven Eichenschrank zulegt, ist natürlich sonnenklar. Wie ich es einschätze werden sich aber die wenigsten von uns auch später mit dem nötigen Einkommen so etwas zulegen. Möbelstücke, die schweineteuer, aber nicht überteuert sind, weil sie ein Leben lang halten. Die man auch im vollem Bewusstsein kauft, sie für die nächsten paar Jahrzehnte in den eigenen vier Wänden stehen zu haben.
Aber was wenn man den eigenen Geschmack ändert? Kann man sich selbst wirklich zumuten das gleiche Mobiliar auch noch in Jahrzehnten schön zu finden? Meine Großeltern taten das, aber sie rechneten auch damit ihr ganzes Leben im gleichen Job zu arbeiten und im selben Haus zu leben. Mich persönlich würde allerdings zu häufig das Bedürfnis packen, meine Behausung komplett umzugestalten.
Außerdem trägt der Vintage-Trend wahrscheinlich nicht sehr zur Nachfrage nach neuen Qualitätsmöbeln bei. Warum selbst das Geld in die Hand nehmen, wenn man bei eBay für hundertfünfzig auch schon einen schönen Esszimmertisch bekommt, der Oma und Opa ursprünglich mal zweitausend Mark kostete und durch Jahre im Keller einen schicken chabby-used-look bekommen hat?
Wenn ich's mir einfach machen will, ist die böse Konsumgesellschaft schuld, die uns zum immer neuen Käufen zwingt. Wer will schon eine Kommode, die hundert Jahre hält, wenn sie in zehn Jahren schon wieder gar nicht ins Konzept passt? Will ich Qualität, wenn ich doch für wenig Geld etwas neues kriegen kann, was mir gerade gut gefällt?
Im Ernst, ich finde es sehr schade, dass fair bezahlte Handarbeit immer weniger gefragt wird und das könnte sich auch ändern, wenn mehr Leute sich gegen einen Lebensstil des ewigen Wechsels entscheiden. Aber aktuell sehe ich mich auchin zwanzig Jahren noch mit einer Einrichtung à la Flohmarkt zufriedengestellt. Aber, wer weiß. Vielleicht hängt mir auch die schon bald wieder zum Hals raus.