Bedingungsloses Grundeinkommen - Sinn oder Unsinn?
Verfasst von Robert Franzen am
750 Euro monatlich, einfach so. Vollkommen steuerfrei und ohne Bedingungen. Was für viele wie ein schöner Traum klingt, ist für 2000 zufällig ausgewählte arbeitslose Finnen seit Anfang diesen Jahres süße Realität. Für ein Jahr wird das bedingungslose Grundeinkommen getestet. Etwas für alle?
Tatsächlich werden weltweit schon erste Projekte für bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) getestet, die meistens durch Crowdfunding finanziert werden. Neben Finnland kriegen z.B. auch in Deutschland 85 ausgeloste Menschen bis zu 1000 € pro Monat ausgezahlt. Auch in Kenia und Namibia werden Grundeinkommen getestet, allerdings nicht in der gleichen Größenordnung wie in Europa. Finnland ist aber einzigartig, weil das Experiment dort das Erste weltweit ist, welches vom Staat finanziert wird.
Die Mitarbeiterin des finnischen Sozialversicherungsinstituts, Marjukka Turunen, die das
BGE-Experiment begleitet, meinte in einem Interview, dass sich die
finnische Regierung erhoffe, die Menschen zum Arbeiten zu animieren.
Viele Sozialhilfeempfänger würden ihrer Meinung nach nämlich keine
kleineren Jobs annehmen, weil sie nach Abzügen der Steuern
schlechter dastehen als mit Sozialhilfe.
Grundeinkommen als Förderung des sorgenfreien Lebens?
Kritiker des BGE
befürchten allerdings, dass genau das Gegenteil eintreffen könnte.
Sie sind der Meinung, dass die Leute viel weniger arbeiten würden,
weil sie nicht mehr unter Druck stehen genügend Geld zu
verdienen. Andererseits ist dies je nach Branche in Zeiten der
Digitalisierung auch nicht mehr unbedingt notwendig, besonders, wenn
sich die Technisierung und Digitalisierung weiterhin so rasant
ausbreitet und entwickelt wie jetzt. Dann könnte das BGE sogar
nützlich sein, damit viele Arbeitnehmer nicht in die Armut
abrutschen, weil ihre Arbeit größtenteils von Maschinen erledigt
wird. Ein anderer Pluspunkt ist, dass man vielen Leuten ermöglichen
könnte, ihren Leidenschaften oder Traumberufen nachzugehen, das
vorher vielleicht wegen finanziellen Aspekten nicht immer möglich
war. Und Leute, die das machen können was sie wollen, ohne
finanzielle Sorgen zu haben, werden auf die ein oder andere Art auch wieder etwas für
die Wirtschaft tun.
Weiterhin hat sich gezeigt, dass der nachlassende Druck Krankheiten lindert und vor allem Frauen viel mehr Macht und Unabhängigkeit ermöglicht. Besonders für Alleinerziehende ergeben sich durch diese finanzielle Unterstützung mehr Möglichkeiten, stressfreier durchs Leben zu kommen.
Schweizer sagen "Nein"
Das größte Problem ist natürlich die Finanzierung. Auch wenn sich einige Befürworter des BGE bereits Modelle überlegt haben, wie man solch ein Mammut-Projekt umsetzen könnte, ist dennoch nicht ganz geklärt, ob man mit diesen theoretischen Überlegungen tatsächlich langfristig beispielsweise 82 Millionen Bürger in Deutschland finanzieren könnte. Das ist auch einer der Gründe, warum in einer schweizer Volksabstimmung rund 78% der Eidgenossen mit „Nein“ gegen ein BGE gestimmt haben, obwohl die Schweiz eine viel geringere Einwohnerzahl als Deutschland vorweist. Laut Meinungsforschungsinstitut Dalia Research befürworten aber 64% der EU-Bürger allgemein ein BGE. Ob und wann sich so etwas durchsetzten könnte steht also zur Zeit noch in den Sternen. Bleibt also nur eins zu tun: Chailatte trinken und abwarten...