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Wer sind die jungen Rechten?

Verfasst von Julius Simon am

Europa erlebt einen Rechtsruck, aber dahinter stehen nicht nur wie man meinen möchte, frustrierte Menschen mittleren Alters, denen sich die Welt zu schnell
bewegt. In europäischen Nationen erstarkt auch eine rechts-konservative
Jugend.

In den letzten Monaten kam man in der EU gleich zwei mal schön ins schwitzen. Zuerst die niederländische Parlamentswahl im März, im April dann die Präsidentenwahl in Frankreich. Beide male war die Angst vor einer rechten Regierungspartei groß. Aber, was ich mir hier in Deutschland immer wieder vor Augen führen muss ist, dass im Rest Europas rechte Parteien insbesondere auch bei Menschen in meinem Alter gut ankommen. So gewann Marine Le Pen rund 40 Prozent der Stimmen von 18-24-jährigen. Die Frustration gegenüber den etablierten Parteien und die resultierende Wendung nach rechts ist nämlich auch bei der Jugend groß. Als Deutscher fällt es mir schwer, das nachzuvollziehen. Wenn in meinem Bekanntenkreis jemand den bestehenden politischen Verhältnissen gegenüber kritisch ist, dann identifiziert er sich in der Regel als links und nicht rechts.

Filterblase hin oder her, als junger Mensch offen politisch weit rechts zu stehen ist in Deutschland weder üblich, noch stößt man bei gleichaltrigen damit auf Toleranz. Im Gegenteil. Wer eine rechte Meinung vertritt, kann meistens nicht mal auf eine feurige Diskussion hoffen, sondern auf sofortiges Dichtmachen des Gegenübers.

So wurde ich zumindest politisch sozialisiert. Entsprechend überraschend fand ich es im vergangenen Jahr von der “identitären Bewegung” zu lesen. Diese rechtsextreme Gruppierung überwiegend junger Menschen ging aus dem französischen “Bloc Identitaire” hervor, der wiederum selbst eine Nachfolgeorganisation der 2002 verbotenen „Unité radicale“ ist. Sie ist Teil eines europaweiten Netzwerks sogenannter Identitärer, die das Abendland und seine christlich-europäischen Werte und Traditionen durch eine Überfremdung bedroht sehen. Im Netz sind sie professionell aufgestellt. Dort sprechen sie von einer drohenden Entfremdung im eigenen Land und feiern sie ihre Protestaktionen, wie das Hissen eines Banners mit der Aufschrift “Sichere grenzen, sichere Zukunft” von der Spitze des Brandeburger Tors.

Vielleicht gerade weil unter jungen Menschen links zu sein nicht mehr die Ausnahme ist, wird der rechte Rand für manche umso interessanter. Wenn man ohnehin schon eine eher rechts-konservative Tendenz verspürt und man damit bei der Mehrheit der gleichaltrigen nur auf harte Ablehnung stößt, ist der Weg zu extremen Gruppen bereits geebnet. Dort stößt man auf Zustimmung. Womöglich werden auf diese Weise neu-rechte Gruppierungen wie die Identitäre Bewegung auch in Deutschland weiteren Zuwachs bekommen.

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