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Chronotypen

Verfasst von Stefanie Stier am

Jeden morgen drückt ihr zehn Mal auf “Schlummern”, bevor ihr endlich - und das Ganze natürlich trotzdem viel zu spät - aus dem Bett kommt? Das scheint ein weit verbreitetes Phänomen unter jungen Menschen zu sein. Zum Glück gibt es jetzt eine neue Studie, die im Frontiers in Human Neuroscience veröffentlicht wurde und besagt, dass frühe Vorlesungen Gift für Studierende seien.

Schon seit Jahren gibt es die Diskussion über einen späteren Unterrichtsbeginn an deutschen Schulen. Neurowissenschaftler verlangen nun auch die Stundenpläne in den Universitäten anzupassen, sodass die ersten Vorlesungen erst um zehn oder elf Uhr beginnen. Aber warum das Ganze?


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Lerchen, Eulen und Normaltypen

Das menschliche Gehirn funktioniert zu verschiedenen Tageszeiten nicht immer gleich. Viele Studierende sind zum Beispiel nicht dazu gemacht, ihr Hirn schon früh morgens zu benutzen. Diese Studierenden gehören demnach zu den Spättypen, oder auch “Eulen” genannt. Insgesamt gibt es drei verschiedene Chronotypen: Lerchen, Eulen und Normaltypen. Kleine Kinder, sowie ältere Menschen gehören eher zu den Lerchen und werden von ihrer inneren Uhr früher aus dem Bett gezwungen. Jugendliche hingegen sind meist abends oder nachts aktiver - und daran ist die Biologie schuld!

Faktoren

Bei Erwachsenen wird durch Gene bestimmt, ob jemand Lerche, Eule oder Normaltyp ist. Der Normaltyp liegt irgendwo zwischen Lerche und Eule und macht einen Großteil der Bevölkerung aus. Insgesamt gibt es 20 erforschte Gene, die die innere Uhr steuern, wie zum Beispiel PER2, das die Bauanleitung für ein bestimmtes Eiweiß liefert.

Viele Faktoren wie Bewegung, Hunger, Durst und Geräusche helfen unserer inneren Uhr dabei, im Takt zu bleiben. Den größten Einfluss hat aber das Licht, da Tageslicht unsere Körperzellen auf “wach und aktiv”, Dunkelheit hingegen auf “Nacht” umstellt. In Mitteleuropa ist der Spättyp, wegen mangelndem Licht, weiter verbreitet als der Frühtyp. Wir verbringen zu viel Zeit in schlecht ausgeleuchteten Räumen, wo das Licht bis zu 1.000 Mal schlechter ist als unter freiem Himmel.

Social Jetlag

Wenn wir entgegen unseres Chronotyps leben, können wir sogar einen "social Jetlag" erleiden. Dieser Jetlag entsteht, wenn die Differenz der Schlafzeit von Arbeitstagen zu groß mit der von freien Tagen ist. Das heißt auch für Lerchen kann es zum "social Jetlag" kommen: Wenn Lerchen zum Beispiel abends feiern gehen um sich ihren Eulen-Freunden anzupassen, bleiben sie länger wach, als es die innere Uhr vorgesehen hätte. Trotzdem wachen sie dann am nächsten Tag zur gewohnten Uhrzeit wieder auf und ein Schlafdefizit entsteht.

Test zum Chronotypen

Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München hat einen “Munich ChronoType Questionnaire” entwickelt, der den Chronotyp einer Person bestimmt. Dabei müssen Fragen zu Schlaf- & Wachzeiten - getrennt nach Arbeitstagen und freien Tagen - zur Schlafqualität, zum psychologischen Wohlbefinden und zum Koffein-, Nikotin- und Alkoholkonsum beantwortet werden. Falls ihr also euren Chronotypen wissen wollt, könnt ihr diesen jetzt testen - und vielleicht dürfen wir alle bald später in die Uni gehen. Aber mal ganz ehrlich: Wer hat denn Lust darauf, dafür spät abends noch in einer Vorlesung zu sitzen?

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