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Überwachungsapp in China

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Es klingt wie das Konzept eines Science-Fiction Films. Die chinesische Regierung arbeitet an einer App, die das Verhalten ihrer Bürger aufzeichnet, um sie dann anhand der Daten zu bewerten.

(CC-0) 3dman_eu / pixabay.com

China arbeitet an einem Sozialkreditsystem. Citizen Scoring heißt es.
Fast jeder Bürger benutzt das Internet und jeder Bürger der das Internet benutzt hinterlässt Daten. Die Regierung möchte so viele von diesen Daten wie möglich sammeln, um ein System zu etablieren, in dem die Bürger für ihr Verhalten belohnt oder bestraft werden. Bis 2020 soll das System für jeden chinesischen Bürger gelten.


Wie genau soll das Ganze funktionieren? 

Jeder Bürger hat ein Punktekonto und es können Punkte, zwischen 350 und 950 gesammelt werden. Aufgrund des Punktestands wird man dann in die Bewertungsklassen A,B,C oder D eingeteilt. Bürger in der Klasse A profitieren von dem System. Sie sind auf der sogenannten roten Liste und werden daher belohnt. Sie werden zum Beispiel auf Wartelisten für Schulen bevorzugt, kriegen Vorteile bei Versicherungen und sogar bei sozialen Leistungen.Für Bürger der Klasse B ändert sich nicht viel, sie bekommen weder weder große Vorteile, noch Nachteile. Bürger in der Gruppe C dagegen, werden täglich kontrolliert und bekommen schriftlich Hinweise über ihre Einschränkungen wie z.B die Kürzung von Sozialhilfen sein. Wer in der Gruppe D ist, der "schlechtesten" Klasse, hat alle Nachteile der Gruppe C und verliert zusätzlich seine Kreditwürdigkeit, bekommt Sozialleistungen gestrichen und darf keine Führungspositionen mehr besetzen.

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Die 77 Millionen Einwohner umfassende Provinz Jiangsu testet das System im Moment. Sie ist aber nicht die einzige, denn schon mehr als die Hälfte der ganzen chinesischen Lokal-Regierungen arbeiten mit dem System. Es sammelt schon jetzt massenhaft Informationen über Familienstand, Verkehrsdelikte, Kreditgeschichte, Finanzdaten, Daten der Sozialkassen und das Strafregister. Es ist das erste System dieser Art und das größte Big- Data weltweit. In keinem anderen Land wurde bisher ein so weitreichendes System der digitalen Überwachung genehmigt. Für die chinesische Regierung ist es jedoch lediglich der nächste logische Schritt im digitalen Zeitalter. Zudem macht ist die digitale Überwachung ist weitaus einfacher und effizienter als die tradionelle Überwachung mit Polizei, Aufenthaltsregistrierung und Personenspitzeln. Es ist jetzt schon sicher, dass vor allem regierungskritische Journalisten und Blogger unter dem System zu leiden hätten. Denn wer die chinesische Regierung öffentlich kritisiert, dazu gehört auch das krititsieren in sozialen Medien, bekommt Negativpunkte.

"Am meisten Angst macht mir, dass auch die Kommentare im Internet Einfluss auf den Sozialkredit haben werden. Bei Leuten wie mir, denen man schon viele Konten in den sozialen Medien gesperrt hat, besteht doch kein Zweifel: Wir gehören zu den großen Verlierern eines Sozialkreditsystems. Aber habe ich in China irgendwelche Möglichkeiten, was dagegen zu tun? Nein, ich habe keine Wahl."  - Murong Xuecun, chinesicher Romanautor und Blogger

In Deutschland war so ein System bisher noch nicht in Planung. Dennoch hatten Krankenkassen und Autoversicherungen vor ein paar Jahren für Aufregung gesorgt: Krankenkassen wollten, dass sich ihre Versicherten durch Fitness-Armbänder überwachen lassen und Autoversicherungen versprachen Prämien, wenn Fahrer sich ein Überwachungsmodul in ihr Auto einbauen ließen.


http://www.fr.de/wirtschaft/ueberwachung-in-china-eine-horrorvision-wird-realitaet-a-308909

http://www.faz.net/video/medien/punktrichter-citizen-score-ueberwachung-in-china-13848403.html

https://www.tagesschau.de/ausland/china-ueberwachung-101.html

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