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Tatort Uni?

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Alle Jahre wieder kommt Klausuren-Zeit. Diese dann zu schreiben bin ich nicht bereit. Kneifen, schieben, Schummelei? Da ist für jeden was dabei! Für Ehrlichkeit der Druck zu groß, da denk ich mir was mach ich bloß. Selber denken brauch ich nicht, das macht der Ghostwriter dann für mich...

(CC-0) Wokandapix / pixabay.com

So oder so ähnlich scheint es in einigen Köpfen der Studierenden zu hallen. Der Druck anscheinend so hoch, dass die Zeitschrift Unicum sogar die „zehn Gebote des Schummelns“ veröffentlichte und Tipps gibt, wie man an der Uni am besten Betrügen kann. Von Spicken, über „Klo-Büro“ bis hin zum professionellen Ghostwriter ist in der Liste alles vertreten. Der eigenen Kreativität ist natürlich auch keine Grenze gesetzt. Doch meine Frage ist: Warum?

Schummeleien sind doch normal“

Geschummelt hat ja im Endeffekt schon jeder einmal. Ob in der Mathearbeit oder beim Vokabeltest. No big deal! Aber sich seinen Uniabschluss ergaunern? Das ist dann doch eine andere Nummer. Das Problem: Man kann es verstehen! Der Druck in der Gesellschaft für gute Noten ist mittlerweile so groß, die Konkurrenz so erdrückend, dass es nicht mehr darauf ankommt was man gelernt hat sondern einfach das man den Abschluss – am besten noch in der Regelstudienzeit mit 10 Praktikas nebenbei- mit Top-Noten abschließt. Was man eigentlich gelernt hat ist da meistens Nebensache. Leider!

Ein Abschluss auf Bestellung?

Da ist es auch verständlich, dass das Geschäft mit Ghostwriter-Agenturen boomt. Viele Agenturen bieten Dienste an, die von einfachem Coaching bis hin zu fertigen Arbeiten mit Quellenangabe und Literaturverzeichnis reichen. Ein Abschluss auf Bestellung sozusagen. Selbst Doktorarbeiten können von professionellen Ghostwritern geschrieben werden. Mit dem nötigen Kleingeld kann sich so also theoretisch jeder einen Abschluss erkaufen. Dass das eigentlich illegal ist, scheint nur wenige zu kümmern.


„In einem Bildungssystem, in dem es nicht nach Intellekt, Interesse, Begabung oder Können geht, sondern schlicht und ergreifend um Noten, war ich mit meiner Moral also völlig falsch aufgehoben.“


Druck erzeugt Unredlichkeit“

Aber nicht nur Studenten schummeln, auch viele Akademiker scheinen sich so manches Mal durch Studien oder Forschungsergebnisse zu pfuschen. Vor allem Forschungsrichtungen, die viel mit Statistiken oder Auswertungen zu tun haben, sind anfällig für solche Tricksereien. Den Grund dafür sehen viele in der ungesunden Beschleunigung der Wissenschaft. Es werden schnelle, bahnbrechende Ergebnisse erwartet, die wenig Spielraum zum Nachdenken und vor allem zum prüfen bieten.

Doch was kann man dagegen unternehmen? Viele Universitäten und Hochschulen bieten extra Tutorien für wissenschaftliches Arbeiten an, die philosophische Fakultät der Uni Köln sogar ein Kompetenzzentrum Schreiben, in dem die Studierenden bei dem erstellen der Hausarbeiten Tipps bekommen. Das Ombusgremium der Universität Siegen hat sogar ein „Curriculum für gute wissenschaftliche Praxis“ entwickelt, mit dessen Hilfe sich Studenten auch mit ethischen Aspekten der Forschung befassen sollen.

Das alles hilft aber nur dann, wenn auch die Gesellschaft ein wenig an ihrer Einstellung gegenüber Hochschulabschlüssen und Notendruck feilt. Dann können wir auch wieder Spaß haben zu studieren, ohne Angst zu haben nachher auf der Straße zu landen.


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