Toleranz lehren?
Verfasst von Robert Franzen am
Das versucht gerade
Malte Anders alias Timo Becker in seiner neuen Show „Homologie“
an deutschen Schulen. Der Kabarettist und studierte Theaterpädagoge
möchte mit seinem neuen Unterrichtsfach die Schüler dazu bewegen,
sich mit dem sensiblen Thema der Homosexualität auseinandersetzten,
damit Beleidigungen wie „Schwuchtel“, „Homo“ oder „schwule
Sau“ bald der Vergangenheit angehören.
In seinem Fach steckt alles drin: Minderheiten-Statistiken und mathematische Zufallsberechnungen (Mathe), die Entwicklung vom "homo erectus" zum "homo sexuellen" und die ewige Suche nach dem Homogen (Biologie). Außerdem: Hitlers weibliche Seite (Geschichte), Deutschlands schwulste Außenminister (Politikwissenschaft), das Leben als Schwuler in Usbekistan (Erdkunde) und die religionspädagogische Frage: "Wo wäre die Welt heute, wenn Adam schwul gewesen wäre?"
Mehr als Sexualkunde
Homologie ist daher also nicht als Sexualkunde zu verstehen, sondern eher ein Medium junge Menschen für das Thema zu sensibilisieren und Vorurteile abzubauen. Denn statistisch gesehen sind in jeder Klasse mindestens 1-2 Schüler*innen homosexuell, die meistens haben mit Mobbing oder Ausgrenzungen zu kämpfen. Damit das nicht mehr passiert hat er sich das 50-minütige Programm ausgedacht.
Charakteristisch ist auch die Fragerunde, die er am Ende jeder Show abhält, in der die Schüler anonym auf Zetteln ihre Fragen an den Kabarettisten stellen können. Generell sind diese Fragen neugieriger Natur, wie z.B. „ Wie lernt man eigentlich andere Schwule kennen?“ oder „Wie fühlt es sich an Schwul zu sein?“. Es gibt allerdings auch oft beleidigende Fragen, die die meisten Schüler zum Glück aber eher schockierend als belustigend finden.
„Ich renn doch auch nicht durch die Nachbarschaft und erzähle allen, dass ich hetero bin“
Humor ist sowieso
ein großer Teil seiner Show. Malte Anders, bzw. Timo Becker versucht
so nämlich die Hemmschwelle zu den sensiblen Themen zu überwinden
und das Leben am anderen Ufer zu vermitteln. So plaudert er auch aus
dem Nähkästchen und gibt Beispiele aus dem eigenen Leben. So auch
über sein Coming-Out mit 21 und der lockerflockigen Antwort seiner
Oma: „Ich renn doch auch nicht durch die Nachbarschaft und erzähle allen, dass ich hetero bin“ oder der Vermutung seines Opas, dass es am Trinkwasser läge.
Solche Anekdoten machen die Show sehr menschlich, zeigen das Normale an der Homosexualität und vermitteln eine Selbstverständlichkeit für Toleranz, Respekt und Vielfalt. Zusätzlich enttabuisieren sie das Thema. Zwei Fliegen mit einer Klatsche also. Gerade in Zeiten des Populismus eine wichtige Botschaft, die der Kölner in seiner Philosophie zum Glück schon verankert hat, denn jeder Jeck ist ja bekanntlich anders. Oder wie Timo Becker es formuliert:
„Es gibt aber Links- und Rechtshänder, Christen und Muslime, Eintracht- und Bayernfans, Homo- und Heterosexuelle – alle sind gleich und doch ein bisschen anders.“
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