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Framing

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Über Wortwahl nachzudenken hat nicht nur etwas mit politischer Korrektheit zu tun. Ganz im Gegenteil: Sprache verändert unser Gehirn und unser Denken. Ob man sich also eine Wahlkampf-Rede anhört oder mit jemandem diskutiert: Jemand versucht vermutlich, dich von seiner Meinung zu überzeugen. Das tut er mithilfe von verschiedenen Techniken. Und deshalb hilft es manchmal, diese zu hinterfragen und vielleicht auch zu durchschauen.

(CC-0) Buecherwurm_65 / pixabay.com

Unser Gehirn verarbeitet Fakten nicht einfach nur rational. Wir brauchen zum Verstehen immer zusätzlich noch eine Perspektive auf den Fakt. Also eine Art Hilfestellung oder eine Einordnung. In der Psychologie bezeichnet man das als „Framing“.



Ein Fakt wäre jetzt z.B: Ein Glas ist halb mit Wasser gefüllt. Doch um diesen Fakt genauer zu beschreiben, muss man ganz automatisch entweder die Perspektive „halb voll“ oder „halb leer“ einnehmen. Anders funktioniert das sprachlich nicht. Nur die Aussage „ein halbes Glas“ ergibt keinen Sinn.


Man kann das “Framing” auch auf einzelne Wörter anwenden. Nehmen wir jetzt mal das Wort „Flüchtlingswelle“ oder „Flüchtlingsstrom“. Der Fakt hier ist: Eine Menge Menschen fliehen vor etwas. Aber wir assoziieren mit diesen Wörtern schnell etwas Gefährliches: Eine Naturgewalt, Zerstörung oder sowas wie unaufhaltbar. Eine Welle hat keinen offensichtlichen Ursprung, sie ist nicht menschlich. Dadurch entsteht bei Wörtern wie Welle keine Verbindung zu geflüchteten Menschen und so oft auch keine Empathie.



Es ist wichtig, sich auf die Fakten zu konzentrieren und nicht zuzulassen, dass man von Beginn irgendeine Perspektive einnimmt.

 

Ein weiteres Beispiel wäre das Wort „Flüchtling“. Das ist ein männliches Wort, weshalb es im Gehirn eher bedrohliche Assoziationen auslöst. Um zu vermeiden, dass man unbewusst eine Perspektive einnimt, sollte man statt „Flüchtling“ einfach der oder die „Geflüchtete“ sagen. Denn dieses Wort bezieht sich eher auf einen Fakt als auf einen Menschen.


Sprache ist bei uns immer mit Gefühlen und Erfahrungen besetzt.


Zusammenfassend lässt sich sagen: Wenn wir effektiv und unvoreingenommen miteinander diskutieren wollen, müssen wir uns von der Vorstellung verabschieden, dass wir das nur rein faktisch tun können. Schnell bildet man sich so unbewusst eine Meinung, einfach nur aufgrund einer bestimmen Wortwahl. Um das zu vermeiden, ist es am besten, wenn man sich dieser Beeinflussung bewusst ist und wenn man seine eigenen Frames kennt.

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