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Verfasst von Janica van Balen am

Das Phänomen der Mehrsprachigkeit beschäftigt die Forschung schon seit den 1960er Jahren. Einige alte und neue spannende Erkenntnisse.

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In Deutschland ist die Multilingualität, also die Fähigkeit, mehrere Sprachen zu sprechen, erst mal kein besonders großes Thema, könnte man meinen. Jedenfalls nicht, wenn man nicht in einer multikulturellen Familie aufwächst oder sich wegen Studium oder Beruf damit auseinandersetzt. Spinxt man jetzt einmal in unsere nächsten Nachbarländer herüber, sieht es da von Haus aus schon anders aus. Wer sich beispielsweise in Belgien in den Zug setzt und von Lüttich über Leuven nach Brüssel fährt, hört die Durchsagen zuerst auf Französisch, dann bei Leuven auf Niederländisch und Richtung Brüssel wieder auf Französisch.

Aber was unterscheidet eigentlich die Leute, die mehrere Sprachen beherrschen von sogenannten monolingualen Menschen? Funktioniert das Gehirn anders, sieht es in gängigen bildgebenden Verfahren vielleicht anders aus oder ist womöglich sogar die gesamte multilinguale Denkweise anders? Und kann man dieses beneidenswerte Phänomen, von der einen nahtlos in die andere Sprache switchen zu können, mit all seinen positiven Nebeneffekten womöglich erlernen?

Sprachforscherin Susan Ervin-Tripp hat schon in den 1960er Jahren angefangen, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse ihrer Experimente sind bis heute wegweisend, zum Beispiel hat sie herausgefunden, dass Gedanken sich in Abhängigkeit von der jeweiligen Sprache formen. Zweisprachige Menschen haben also zwei Denkweisen, und mehrsprachige Menschen sogar mehrere.

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Gesammelte Studien der letzten Jahrzehnte zu diesem Thema zeigen auch, dass bilinguale Menschen monolingualen aus kognitiver und sozialer Sicht in einer Vielzahl verschiedener Aspekte überlegen sind. Sie sind schneller und genauer, können sich besser konzentrieren, sind sogar in der Lage zum Multitasking und zeigen sich bei der Lösung von Problemen als weitaus kreativer. Diese Unterschiede lassen sich auch auf Hirnscans erkennen. So verfügen multilinguale Probanden über mehr graue Substanz in der Hirnregion 25 und bleiben auch im Alter länger mental fit.

Panos Athanasopoulos, Professor für Psycholinguistik an der Lancaster University, untersucht in einer laufenden Studie, die er das „Schneeflocken-Experiment“ nennt, inwieweit sich die Auseinandersetzung mit einer fiktiven Fremdsprache auf das menschliche Gehirn auswirkt. Die gute Nachricht, vor allem für alle, die sich mit Fremdsprachen etwas schwertun, ist: Schon nach 45 Minuten, die man sich mit einer anderen Sprache beschäftigt, steigern sich die kognitiven Fähigkeiten messbar. Warum also nicht die Lieblingsserie heute Abend mal im Originalton schauen?

Alle, die die Mehrsprachigkeit und ihre Auswirkungen näher interessiert, finden hier eine spannende, detaillierte Ausarbeitung des aktuellen Forschungsstandes zum Thema im Original in Englisch – zur sofortigen Steigerung der kognitiven Fähigkeiten, versteht sich.

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