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Immer schneller, immer weiter

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Studium und Drogen. Wer nach Gemeinsamkeiten sucht, wird schnell welche finden. Jeder kennt sie doch, diese Studierenden, die entweder am Mäuschen oder auf verlassenen Spielplätzen an Shore-Brownies knabbern und sich Marihuana in die Nase spitzen.

(CC-0) frolicsomepl / pixabay.com

Aber auch im Studium spielen sie für viele Studierende eine wichtige Rolle. Bei Neuro-Enhancement denkt man vielleicht nicht sofort an ebenjene dunkle Gestalten. Oder weiß erstmal nicht, was sich überhaupt hinter dem Begriff verbirgt. Als Neuro-Enhancement werden alle psychoaktiven Substanzen bezeichnet, die man mit dem Ziel einnimmt, die geistige Leistung zu steigern. Man kennt es vielleicht aus dem Film „Ohne Limit“, in dem Bradley Cooper mit der neuartigen Wunderpille NZT-48 plötzlich einen brillanten Roman schreiben kann. Eine Studie der Krankenkasse DAK aus dem Frühjahr 2015 ist zu dem Ergebnis gekommen, dass ungefähr drei Millionen Deutsche schon einmal verschreibungspflichtige Medikament genommen haben, um auf der Arbeit leistungsfähiger zu sein. Außerdem schlucken laut der Studie 5 bis 20 Prozent aller Studierenden Substanzen, um geistig leistungsfähiger zu werden. Werden die Substanzen missbräuchlich oder illegal konsumiert, wird von „Hirndoping“ gesprochen.

Zu den bekanntesten Vertretern und zum kognitiven Enhancement gehören verschreibungspflichtige Psychostimulanzien wie zum Beispiel Methylphenidat (MPH) zählt. MPH ist ein Bestandteil von Ritalin, das vor allem in der Behandlung von ADHS Anwendung findet. Modafinil ist als „Wachmacher“ bekannt und wird zur Behandlung von Narkolepsie verwendet. Aber auch von „gesunden“ Menschen wird die Substanz häufig genommen. Es stellt sich auch die Frage, ob die Leistungsfähigkeit wirklich verbessert wird oder das ganze nur Einbildung ist. Neurowissenschaftler der Universität Oxford haben alle 267 Arbeiten zur Anwendung von Modafinil bei Gesunden und 24 Studien zwischen 1990 und 2014 analysiert und ausgewertet. Das Ergebnis war, dass Modafinil bei simplen Aufgaben keine sonderliche Wirkung hat, beim Erledigen von komplexeren Aufgaben jedoch deutlicher zum Vorschein kommt.

Man wird also nicht plötzlich das Rad neu erfinden, der neue Albert Einstein oder verstehen, warum es Bibis Beauty Palace gibt. Bradley Cooper erleidet in „Ohne Limit“ einer Psychose. Neben des gefährlichen physischen und psychischen Suchtpotenzials, ist auch die Problematik, zu welchen Entscheidungen die Leistungsgesellschaft Menschen teilweise zwingt, Teil des Diskurses um das Thema Neuro-Enhancement.

Koffein ist zwar kein verschreibungspflichtiges Medikament, sollte aber nicht außer Acht gelassen werden. Ich weiß jedenfalls nicht, wie meine Abiturklausuren ausgefallen wäre, wenn ich nicht die obligatorischen 1,5 Liter Cola getrunken hätte.

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