Meinungsfreiheit, Satire oder doch über's Ziel hinaus geschossen?
Verfasst von Filiz Kurtulgil am
„Hose runter! Beine breit! Waxing ist: 'ne Kleinigkeit!“, mit diesem anzüglichen Slogan sorgt seit einigen Tagen ein Kölner Kosmetikstudio für Furore. „Sexistisch und frauenfeindlich“ schimpft CDU-Fraktionsvorsitzender Horst Nettesheim aus Köln-Lindenthal, die Bürger sind empört und Gleichstellungsbeauftragte Dagmar Dahmen beklagt, zig Beschwerden seien eingegangen.
An zahlreichen Stellen wurden die pinken Räder mit der anzüglichen Werbung für Haarentfernung im Intimbereich gesichtet und mussten auf Drängen des Ordnungsamts bereits entfernt werden.
Der Besitzer des Kosmetikstudios „Beauty Lounge Wax it“, Felix Gubitz kontert „die Phantasie der Politiker gehe mit ihnen durch“ und wehrt sich gegen Vorwürfe der Sexualisierung von seinem Waxing. Auch wenn der Facebook Kommentar des Unternehmens „Have Sex not War! Wir leisten unseren Beitrag!“ anders wirkt. Die Aufforderung zur Zwangsentfernung seiner skandalösen Drahtesel lehnte das Studio laut Facebook ab.
Alles nur Spaß oder doch bewusst, provokantes Marketing?
Mann fühlt sich erinnert an die skandalöse Werbung von True Fruits. So manche Frau auch!
Mit Slogans wie „Besamt & Befruchtet“ oder „Oralverzehr - schneller kommst du nicht zum Samengenuss“ hat der Smoothie Hersteller im letzten Herbst mächtig für Schlagzeilen gesorgt und sich einen Hagel an Beschwerden für ihre anzügliche Chiasamen-Saft-Kampagne eingefangen. In München mussten die Plakate sogar zensiert werden und konnten unzensiert nur auf Privatgrundstücken aufgestellt werden.
Auch der Werberat wurde damals eingeschaltet, der True Fruits darüber informierte , dass sich Männer durch den Satz „Bei Samenstau schütteln“ diskriminiert gefühlt hätten, worauf True Fruits mit dieser Video-Antwort bei Facebook Stellung nimmt. Die Firma äußert sich außerdem folgendermaßen zu den Vorwürfen:
„Wir haben darüber nachgedacht, ob diese Art der Kommunikation öffentlichkeitstauglich ist, kurz überlegt und festgestellt, dass es uns egal ist. Für eine Marke ist es wichtig, dass sie Profil hat. Wir nehmen daher auch in Kauf von einigen nicht gemocht zu werden. Die Sprüche fanden wir dann so lustig, dass wir dachten, dafür lohnt es sich endlich mal Geld für eine Plakatkampagne in die Hand zu nehmen.“
Besonders der „Oralverzehr“-Slogan hat auch bei Pinkstinks für Diskussionen gesorgt. Pinkstinks ist: „organisierter Stunk gegen Gender-Marketing und Sexismus in der Werbung“ und setzt sich ein gegen eine limitierende Geschlechter-Zuweisung durch Werbe-und Medieninhalte.
Am Ende der Debatte musste aber auch die Protestorganisation feststellen: „Im Zweifel für den Angeklagten. Nur, weil unser Wissen um Gewalt an und Nötigung von Frauen eine Lesart begünstigt, heißt es nicht, dass diese Lesart von der Werbung intendiert ist. Im günstigsten Fall könnte man der Werbung gut schreiben, dass sie allen Geschlechtern zuspricht, gerne Sperma zu kosten.“