Hotel Mama
Verfasst von Henrik Schütz am
Der Wecker zeigt 7:02 an und seit 2 Minuten hörst du immer noch etwas fassungslos in den Track von den Absoluten Beginnern ... "Was los Digger, Ahnma". Und du hast keine Ahnung was los ist, Digger ... Ahnma. Die Frage ist jetzt aufstehen oder liegen bleiben. Während ich liegen bleibe, denke ich darüber nach wie es damals war als ich noch von meiner Mutter geweckt wurde. Sie hatte zwar nur den einen Hit, den aber ähnlich konsequent oft, wie viele Radiosender ihre Hits, von sich gegeben.
Während der Schulzeit war der Kampf morgens aufzustehen nicht weniger hart, aber man hatte ja keine Wahl. Einfach liegen bleiben war keine Option, ich wäre an meinen Ohren in die Schule gezogen worden, wäre das nötig gewesen. Eine Möglichkeit war so zu tun als ob man krank ist, aber auch das funktionierte nicht immer und konnte man auch nicht all zu oft machen.
Nach dem Abitur und vor allem mit dem Auszug aus dem Elternhaus änderte sich das natürlich. Man war plötzlich selber dafür verantwortlich morgens rechtzeitig aufzustehen. Und nach dem Aufstehen musste man ja auch noch Frühstück machen.
Kein Wunder also, dass sich fast ein Viertel aller Studenten dafür entscheiden lieber länger bei ihren Eltern wohnen zu bleiben. Man muss sich keine Sorgen um die Miete oder das Essen machen, weil man finanziell abgesichert ist.
Aber das Ganze hat nicht nur Vorteile, wer bei seinen Eltern wohnen bleibt gibt viel Unabhängigkeit auf. Nichts ist so spannend wie in eine neue Stadt zu ziehen, neue Leute kennen zu lernen und sich endlich selbst zu verwirklichen. Mit dem Auszug aus dem Elternhaus beginnt dein Erwachsenenleben. Auch das Verhältnis zu den Eltern wird besser.
Man ist zwar immer noch Sohn oder Tochter, aber eben auch erwachsen und damit ebenbürtig.
Das neue Leben müssen aber nicht nur die Ausgezogenen lernen, auch Eltern tun sich damit schwer. Das sogenannte "Empty-Nest-Syndrom" beschreibt die Gefühlslage von Eltern, die ihre Kinder trotz Auszug nicht gehen lassen können. Durch finanzielle Unterstützung oder emotionalen Druck wird versucht weiterhin das Leben der eigenen Kinder zu bestimmen. Dabei hilft meistens schon der regelmäßige Kontakt über WhatsApp, Skype oder Telefon, aber vielleicht bitte nicht morgens als Wecker ...
Während ich also hier so darüber nachdenke und den Wecker schon lange ausgemacht habe, "Was los Digger, Ahnma!", habe ich mich dazu entschieden liegen zu bleiben.
Kein Mensch, auch kein Student, sollte um 7 Uhr morgens aufstehen müssen.
Wir haben die Top 3 der Nesthocker-Bundesländer mal rausgesucht: