Oh die fröhliche – Feiertagslethargie
Verfasst von Eva Binkert amWer hat schon nicht Anfang Dezember schon begonnen, die Tage zu zählen - bis endlich dieser beste und längste Feiertagsmarathon des Jahres einsetzt. Bis man sich zurücklehnen kann und alle lästigen Pflichten, Fristen und Prüfungen weit, weit von sich wegzuschieben kann, während man beharrlich Kekse in sich hineinschiebt und unter Mutterns Obhut hingebungsvoll in die Kindheitswelt zurück retardieren kann?
Ich habe das getan. Sehr gefreut habe ich mich auf das Wiedersehen mit
Familie, Schulfreunden, Hausmannskost und überhaupt. Hibbelig saß ich im
Fernbus, den Gedanken nicht ertragend, dass vom Sauerbraten nichts mehr für
mich übrig bleiben könnte, während ich durch halb Deutschland tingelte.
Endlich angekommen folgte prompt die Ernüchterung: Natürlich gibt es erst mal
Stress. Von meinem langen Warten auf die Feiertage, von meinen Träumen von
meinen Liebsten, versammelt unter warmem Licht, speisend, erzählend, lachend –
für diese Träume hat sich selbstverständlich kein Mensch interessiert.
Stattdessen wurden alte Kamellen ausgepackt, sich gezofft bis die Türen knallten
und – ich habe vier Schwestern – ausgiebig geheult.
Eine kurze Verschnaufpause an Heilig Abend – Oma zuliebe – und dann gings auch
schon weiter. „Du hast meine Jeans das ganze Jahr gehabt?! Ich hab dich extra
noch gefragt und du hast es abgestritten! Du Arsch!“. Nichts kann zu belanglos
sein, um als Streitthema herhalten zu können. Und klar, ich zieh auch mit: „Welche
Sau hat eigentlich die ganzen Kekse leergegessen? Vielen Dank, ich hab mich so
drauf gefreut!!“
Statt der ersehnten, angenehm langweiligen Harmonie herrscht während der
Feiertage eine seltsame Kombination von Zwist und gemeinsamer Völlerei. Doch
auch durch letztere gerate ich auf einen Pfad der Untätigkeit. Selbstverständlich
habe ich das Referat, das meinen Start
ins akademische Jahr 2017 besiegeln wird, NICHT zu Hause vorbereitet. Alle
meine Freunde hab ich auch nicht gesehen und Oma war auch nicht ganz zufrieden:
schließlich habe ich mir für ihr diesjähriges Weihnachtsgeschenk weniger Mühe
gegeben denn je.
Fast froh bin ich da, als die Fahrt gen Köln wieder ansteht. Meine Vorsätze zu
mehr Effizienz und Tatkraft projiziere ich komplett auf den Ort, wo es schon
zuvor nicht funktioniert hat – vielleicht ja dieses Mal!