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Nebenjob - (m)eine Hassliebe

Verfasst von Eva Binkert am

Kennt ihr das? Sprint von der Uni zum Restaurant, schnell die Schürze um, alle freundlichen Floskeln von „guten Aaaaabend“ bis „haben Sie noch einen Wuuunsch?“ abrufen und dann mit eingemeißeltem Lächeln zum Tisch mit den sedierten, kaffeenippenden Rentnern eilen. „Darfs noch ein Stück Kuchen sein?“

(CC-0) andreaegger / pixabay.com

Von den roten Zahlen auf dem Konto zum Opportunismus gezwungen, scanne ich jeden einzelnen neuen Gast automatisch auf Trinkgeldspendabilität. Junge Familie mit Kinderwagen und Hund? Scheiße, das gibt höchstens ein „Runden Sie auf – die 60 Cent sind für Sie!“. Vielen Dank! 2 Pärchen Mitte 50, die sich sehr offensichtlich bemühen müssen, einander zu beeindrucken: Jackpot. Unter den Augen des konkurrierenden Paares gilt auf jeden Fall die 10-15 Prozent-Regel.

Zwischendurch noch einige geflüsterte Zickereien und Reviermarkierungen hinter der Ausschanktheke. „Du bist neu oder? Geh erst mal putzen!“ Die Gastro mit ihrer streng hierarchischen Hackordung bietet beste Lebensbedingungen für herrschsüchtig-cholerische Lebewesen. Ich denke an meine Oma, wie sie mir Vorträge über das Drüberstehen und Demut hält und greife zum Putzlappen um die blitzenden Oberflächen nochmal zu polieren.


Beim Schrubben, den Bick immer an den lieben Gästen heftend, reflektiere ich meine Hassliebe zu meinem Nebenjob. Niemals will ich darauf verzichten, ab und zu mal richtig Hand anzulegen, zackig und selbstwirksam durch die voll besetzten Räume zu eilen, dabei einige Teller balancierend. Die witzigen Gespräche mit den Köchen, das leckere Essen zwischendurch und ja, sogar die Putzerei macht mir Spaß (wenns sie nicht so offensichtlich der Schikane dient). Dass mich der Umgangston hinter den polierten Oberflächen manchmal auch ans Militärische Metier erinnert, kann ich MEISTENS wegstecken.
Was solls? Sage ich mir – bleib cool. Denk an Oma.


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