Leitung: Katrin Steinhausen und Joshua Gerhard

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Alkohol, das neue Studentenfutter?!

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Stellen wir uns folgende Situation vor: Die Szenekneipe “Der Stiefel” auf der Zülpicher Straße an einem Samstagabend. Eine Menge aus angeheiterten Studierenden. Feucht-fröhliche Stimmung. Ein junger Mann, Anfang 20 geht zur Bar und bestellt sich einen Drink mit den Worten...

… “einen Pfefferminztee bitte!” - Ähh, was? Da hast du jetzt aber auch was anderes erwartet, oder? Ein Bier, einen Shot oder einen Longdrink eben.

Denken wir an das Studentenleben, denken wir vor allem an eines: Alkohol. Egal, ob ein Glas Rotwein beim gemütlichen WG-Abend, das Bier am Mäuerchen nach der wöchentlichen Kölncampus-Konferenz, oder das Vortrinken auf der Zülpicher Straße, bevor man am Wochenende durch die Clubs der Stadt zieht: Einen Anlass zum Trinken gibt es eigentlich immer. Und ein paar gute Gründe noch dazu: Neben Cocktail Happy Hours warten 50cent-Partys und Freigetränke in Clubs bis 1 Uhr. Und außerdem: Was spricht schon gegen Alkohol? Es vertreibt unsere Nervosität in angespannten Situationen, macht uns locker und viele Dinge unbeschwerter. Regelmäßig über die Stränge zu schlagen, gehört zum Studentenleben einfach dazu. Die neu erlangte Freiheit in der ersten eigenen Wohnung und der eher unorganisierte Tagesablauf erlauben es einem, nicht nur am Wochenende, sondern auch unter der Woche zu feiern – frei nach dem Motto: 

“Die anderen machen es, warum sollte ich es dann nicht tun?”

Alkohol ist die Kulturdroge par excellence! Keine andere Droge wird so akzeptiert und toleriert wie das Trinken von Bier, Wein und Hochprozentigem. Dabei sind in Deutschland ca. 1,3 Millionen Menschen alkoholabhängig und 74.000 sterben jährlich an den Folgen von Alkoholmissbrauch. Studenten bilden hierfür eine der Risikogruppen schlechthin: “Seit Jahren haben wir eine konstante Gruppe von einem Fünftel der 18- bis 25-Jährigen mit riskantem Alkoholkonsum”, erklärt Peter Lang, Leiter der Abteilung Suchtprävention der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Es fängt klein an und wird schleichend immer stärker. Und irgendwann geht ohne das Bier oder den Sekt vor der mündlichen Prüfung, ohne den Rauschzustand während der Bachelorarbeit nichts mehr. Alkohol wird zum Belohnungsprinzip. Besonders heikel ist dabei die verwischende Grenze zwischen Geselligkeit und Missbrauch.

Und dann gibt es noch die “andere Seite der Macht”: diejenigen, die keinen Alkohol trinken. Justus Bender, 30, ist einer von ihnen und weiß, wie es sich anfühlt, wenn man sich in unserer Gesellschaft entgegen dem Mainstream verhält. Sätze wie “Alles okay mit dir? Wurdest du als Kind von deinem betrunkenen Vater geschlagen?” oder “Bist du trocken?” gehören für ihn zum Weggehen schon dazu... Aber nein, er wurde nicht geschlagen! Und nein, er ist kein trockener Alkoholiker! Alkohol schmeckt ihm einfach nicht:

“Es gibt Menschen, die es nicht als Glück empfinden, lallend herumzutorkeln, mit Fremden total touchy zu werden und jedem, der nicht tanzt, ins Ohr zu brüllen 'Eywasnlos... machdochma PARTY jetz!!'”

Das ist und bleibt wohl ein Problem unserer Gesellschaft. Nicht diejenigen, die durch Alkoholkonsum Unfälle verursachen oder Leberschäden davon tragen, müssen sich gegenüber anderen erklären, sondern die “Alkohol-Abstinenzler”...


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