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Die Schattenseiten von Olympia

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Die Olympischen Spiele stehen für die Werte Fairness, Respekt und Toleranz. Fälle von Doping und praktiziertem Sexismus dieses Jahr bei den Sommerspielen, so wie Nationalismus, bedrohen jedoch die olympischen Ideen. 

(CC-0) Unsplash / pixabay.com

In der Verfassung von Olympia - der Olympischen Charta - sind die Grundprinzipien, Regeln und Durchführungsbestimmungen der Spiele festgelegt. Unter den Grundwerten werden unter anderem Fairness und Chancengleichheit genannt. Jedoch werden immer wieder Fälle von Doping bekannt. 
So werden bisher in Rio eine Urinprobe nicht vom Athleten, sondern von dessen Trainer abgegeben und wird wegen systematischem Drogenbetrug das gesamte russische Team bis auf eine Athletin ausgeschlossen. Vom olympischen Geist ist bei solchem Verhalten nichts zu sehen. Die egoistische Gier nach dem eigenen Ruhm darf niemals das Interesse überdecken, an der Idee von Fairness festzuhalten. 
Auch ein verweigerter Handschlag von Judoka El Shehaby seinem Gegner gegenüber folgt nicht den niedergeschriebenen Werten Olympias, weswegen das International Olympic Comittee ihn mit einem "strengen Verweis für unangemessenes Verhalten" nach Hause schickt.


Ein weiteres, unbeliebtes Phänomen bei Olympia sind Berichterstattungen, die sexistisches Gedankengut transportieren. 
Die britische Boulevardzeitung Daily Mail betitelt Schwimmerin Katie Ledecky, die ihren eigenen Weltrekord im 800-Meter-Freistil gebrochen hat, als "weibliche Michael Phelps" und bringt damit die eigenen Erfolge der Schwimmerin unnötig in Verbindung mit ihrem Schwimmer-Kollegen.
Als ihre Mitstreiterin Katinka Hosszù ihren Sieg über 400 Meter Langen feiert, hört man im US-amerikanischen Fernsehnetwork NBC den Kommentator sagen, ihr Ehemann und Coach sei für die großartigen Leistungen verantwortlich.

Die amerikanische Zeitung Chicago Tribune verzichtet schlichtweg auf den Namen von Bronze-Gewinnerin Cory Cogdell im Sportschießen und beschreibt sie stattdessen als "Frau von Chicago-Bears-Baseballspieler".

All diese Beispiele zeugen von einer Denkweise, in der fälschlicherweise davon ausgegangen wird, der Erfolg einer Frau könne nicht für sich alleine stehen.

Ledeckys Spitzenerfolge als Schwimmerin haben nichts mit den Leistungen eines anderen Kollegen zu tun, Hosszù hat die 400-Meter-Strecke selbst absolviert und nicht ihr Coach, und die Karriere vom Ehegatten ist in dem Moment, in dem es um den Olympia-Sieg von Cogdell geht, schlichtweg nicht interessant.

Die AthletInnen sind für die sportlichen Errungenschaften, die die eigenen Körper erzielen, selbst verantwortlich, und genau so muss das auch dargestellt werden.


Unter die angemessene Würdigung der Erfolge fällt dann auch, dass die verbissene Konzentration auf die Nationalität der Sportler und Sportlerinnen wegfällt und sich der Fokus hin zum individuellen Athleten verschiebt. Das Interesse am nach Nationen sortierten Medaillenspiegel sollte der Faszination für das sportlich Erbrachte des Einzelnen weichen. Nationalität soll dabei eine praktische Organisationsform sein, die dabei hilft, SportlerInnen der ganzen Welt zum Wettkampf zusammenzuführen. Dort, wo er sich aber verselbstständigt, wird schnell eine Trennung zwischen einem "Wir" und einem "Ihr" laut, die der Idee von Gleichheit und Individualität widerspricht. (Mehr darüber in diesem Artikel.)

Diskriminierung in jeglicher Form und in allen Bereichen des Lebens ist inakzeptabel und muss bekämpft werden. Bei einem Sportevent mit weltweiter Beachtung, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Menschen der Welt zu vereinen, ist die Einhaltung von Werten wie Gleichheit, Respekt und Toleranz besonders wichtig. Sowohl unter Olympia als auch darüber hinaus müssen wir alle als Individuen dazu beitragen, die Gemeinschaft menschlich zu erhalten.

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