Et es wie et es.
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Schon während ihres Wahlkampfs zur Wahl des Oberbürgermeisters hatte Henriette Reker groß angekündigt, den Einfluss des „Kölschen Klüngels“ zu reduzieren. Dabei ist der Begriff bei vielen Kölnern im wesentlichen positiv konnotiert. Warum wer welche Seite zu diesem Streitthema vertritt, haben wir euch heute im Frührausch vorgestellt.
Hach, der Kölsche Klüngel. Im Prinzip steht er für die Offenherzigkeit rheinischer Menschen, ihre Mentalität, frei nach dem Motto „eine Hand wäscht die andere“. Gemeint ist die zutrauliche Art und Weise, auf die rheinische Menschen auch auf Fremde zugehen.
Auf der Kehrseite allerdings führt diese Denkweise manchmal zu schlampiger Arbeit und zu Korruption. Der Kölsche Klüngel ist zu einem konfusen Beziehungsgeflecht innerhalb der Kölner Verwaltung erwachsen, so zumindest sieht es Henriette Reker. Die neue Oberbürgermeisterin bemängelt, die Kölner Verwaltung habe sich immer mehr in Interessengemeinschaften aufspalten und zu sachfremden Erwägungen verleiten lassen. Das will sie jetzt ändern.
Kritik an diesem Vorhaben äußert vorallem die Kölner SPD. Jochen Ott, Vorsitzender der Kölner SPD und Abgeordneter des nordrhein-westfälischen Landtags, beschrieb die Arbeitsweise der Kölner Verwaltung dem Deutschlandradio Kultur folgendermaßen:
"Eine Verwaltung ist keine Demokratie, sondern eine Verwaltung ist eben von oben nach unten organisiert. Und sie braucht an der Spitze Leute, die Verantwortung übernehmen. Immer dann, wenn Mitarbeiter der Verwaltung das Gefühl haben, dass die Vorgesetzten an ihrer Seite stehen und sich nicht in die Büsche schlagen, dann sind die Leute auch in der Lage, verdammt gute Arbeit zu machen."
Daraus lässt sich also der Hang zum Kölschen Klüngel, zur „gemeinsamen Arbeitsweise“ ableiten. Und das haben wir immer so gemacht, das bleibt auch so. Henriette Reker fallen dabei allerdings viele Beispiele für die negative Seite der Gemeinschaftlichkeit ein, die es sich zu ändern lohnen würde. Vor allem bautechnisch sei viel schiefgelaufen, erklärt sie. Man denke da an Projekte wie den Bau der Nord-Süd Bahn oder der Oper. Reker sagt, vordergründig in diesem Bereich werde zu viel geklüngelt und dabei zu wenig professionell gearbeitet.
Rekers Schlüssel zur Beseitigung des Problems lautet: Verwaltungsreform. Sie hat sich die Umstrukturierung der kompletten Kölner Verwaltung, die immerhin 17000 Mitarbeiter umfasst, fest vorgenommen. Unter anderem soll es dabei auch nicht mehr so sehr auf die Parteien und Fraktionen ankommen, sondern wieder mehr auf die Bürger.
Auch außerhalb der Führungsriege ist Kritik an der undurchsichtigen Verwaltung Kölns laut geworden. Die Bürgerinitiative „Köln kann auch anders“ setzt sich deshalb seit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs für mehr Transparenz ein. Sie zweifelt jedoch an der Durchsetzungsfähigkeit Rekers gegen den alteingesessenen Kölschen Klüngel. Frank Deja, Mitbegründer der Initiative, tat seine Skepsis kund:
"Da frage ich mich natürlich, wie sie das schaffen will, ohne – ich sage mal – Hausmacht im Rat. Weil, sie ist ja ausdrücklich als parteilose Kandidatin angetreten. Was ja auch erst mal nicht schlecht ist. Aber ich frage mich, wie sie das schaffen will, ohne die Bürger, die kritischen Bürger, die engagierten Bürger zu ihren Verbündeten zu machen."
Es bleibt also abzuwarten, was Reker wie umsetzt. Um parteilose Mitarbeiter zu stärken, will sie jedenfalls gewährleisten, dass eine Parteizugehörigkeit keinen wesentlichen Vorteil mehr für den beruflichen Aufstieg im Rathaus darstellt. Stattdessen will sie die Qualifikation und Motivation der Bewerber bei Personalentscheidungen in den Vordergrund stellen. Das ist jedenfalls ein positiver Ansatz, denn: so schön Gemeinschaftlichkeit auch ist, Kompetenzen sollten bei so wichtiger Arbeit nicht hinten angestellt werden. Vielleicht verlagert sich die Kölsche Sympathiefähigkeit dann auch noch weiter in die Freizeit der Kölner hinein. Denn Kölsch wie Klüngel lässt sich ja am Stammtisch der Lieblingskneipe mindestens genauso schön erleben, wie am Schreibtisch.